Neue Idee für Ärzte: Schwarz-Rot will Hausarzt-Pflicht - Gerhards Beispiel macht zentrales Problem deutlich

Eine neue Regelung soll Patienten verpflichten, vor dem Facharztbesuch erst den Hausarzt aufzusuchen. Doch am Beispiel von Gerhard Dietrich zeigt sich, wieso die Idee Murks sein könnte.

Etliche Ärzte sind diverser Meinungen, was die geplante Regelung angeht. Hausarzt Dr. Jantsch meint, durch solch eine Regelung, würden Arztbesuche und Kosten reduziert. Oftmals sei bei seinen Patienten gar kein Facharzt nötig, da die Hausarztpraxis über die entsprechenden Mittel selbst verfügt.
Dr. Med. Klaus Stefan Holler ist Hals-Nasen-Ohren Arzt und damit Facharzt. Er lehnt das Primärarztsystem ab. Seine Patienten hätten oftmals Probleme, die ein Hausarzt nicht lösen könne.

Des Weiteren gibt es zu wenig Hausärzte in Deutschland, vor allem in Bayern ist in 29 Gebieten der Versorgungsgrad bei weniger als 90 Prozent. Die Krankenkassen bringen eine weitere Idee ein. Sie wollen mehr digitale Sprechstunden, bevor ein Haus- oder Facharzt aufgesucht wird.
Gesundheitsökonom Prof. David Matusiewicz sieht im vorgeschlagenen Primärarztsystem vor allem ein strukturelles Problem: Die begrenzte Zahl an Hausärzten und die damit verbundenen Wartezeiten. Bei akut benötigten Facharztterminen könne es zu erheblichen Verzögerungen kommen, da Patientinnen und Patienten zunächst den Hausarzt konsultieren müssten – auf dessen Termin man heute schon mitunter wochenlang wartet.

Zudem sei unklar, ob sich das neue System wirtschaftlich überhaupt trägt. Eine vorherige Testphase habe man versäumt, kritisiert Matusiewicz. Stattdessen müssten die Patienten nun als "Versuchskaninchen" herhalten. Sollte sich das System nicht lohnen, würde es wieder abgeschalten werden, so der Gesundheitsökonom.
FOCUS