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Exosomen: Das sagen Expert:innen zum neuen Hautpflegetrend zur Selbstheilung

Exosomen: Das sagen Expert:innen zum neuen Hautpflegetrend zur Selbstheilung

Exosomen sind ein neuer Trend in der Hautpflege – das sagen zwei Expert:innen dazu.

"Die Zukunft der Hautpflege sind Exosomen", sagt Dr. Barbara Sturm, Gründerin der nach ihr benannten Hautpflegemarke. Exo-was? "Exosomen sind kleine Kommunikationstools zwischen den Zellen. Sie kommen natürlicherweise im Körper vor und sind nur ein Achthundertstel so groß wie die Zellen selbst, etwa so groß wie ein Virus. Die kleinen Teilchen reisen durch die Haut, um einen Austausch zwischen den Zellen herzustellen. Dabei transportieren sie wichtige Informationen und Materialien wie Proteine, Lipide, mRNA – also Boten-Ribonukleinsäure – und DNA", so Sturm. Das Interesse an Exosomen ist in der Forschung rasant gewachsen, weil man versucht hat, daraus Corona-Impfstoffe herzustellen. Die Schönheitsindustrie möchte Exosomen nutzen, um die Hautregeneration zu fördern, die Kollagen- und Elastinproduktion zu stimulieren und entzündungshemmende Wirkungen zu entfalten. Sogar für das Haarwachstum nicht uninteressant.

Tatsächlich deuten erste präklinische Studien darauf hin, dass Exosomen positive Effekte auf die Geweberegeneration haben könnten. Allerdings steht die Forschung noch am Anfang, und die klinische Evidenz ist äußerst begrenzt. Die aktuell verwendeten Exosomen haben zudem unterschiedliche Ursprünge: human, synthetisch hergestellt oder pflanzlich. In Pflegeprodukten, die in der EU vertrieben werden, sind Exosomen synthetischen oder pflanzlichen Ursprungs. Dermatologe Dr. Timm Golüke aus München erklärt: "Hier ist es wichtig zu hinterfragen, ob die Hersteller überhaupt nachgewiesen haben, dass die von ihnen verwendeten Exosomen wirklich Einfluss auf die menschlichen Zellen haben." Dies sei ihm zufolge zumeist nicht der Fall.

In Deutschland sind nur Exosomen aus Eigenblut erlaubt

Seine Skepsis gegenüber pflanzlichen Exosomen scheinen Südkoreaner:innen zu teilen. In dem beautybegeisterten Land lassen sich die Patient:innen gerade mit Vorliebe humane Exosomen injizieren. "Die werden oft aus Plazenta, Nabelschnur oder Fettgewebe von Spender:innen gewonnen", erklärt Dr. Golüke und warnt: "Trotz ausgiebiger Tests bleibt ein Restrisiko, dass Krankheiten oder negative DNA-Informationen mit übertragen werden." In Deutschland und der gesamten EU sind humane Exosomen deshalb auch nicht zugelassen. Mit einer Ausnahme: autologe Exosomen – die aus dem eigenen Blut. Deren Gewinnungsprozess ist allerdings aufwendig und die Behandlung entsprechend teuer, weshalb nur wenige Praxen das Verfahren anbieten.

So können Sie sich ein Exosomen-Treatment vorstellen

Eine davon ist die von Dr. Golüke. Pro Treatment – initial braucht man drei und dann eine halbjährliche Auffrischung – berechnet er circa 1200 Euro. "Im ersten Schritt werden etwa 90 Milliliter Blut abgenommen. Das Blut wird im Anschluss in einem mehrstufigen Zentrifugationsprozess über eine Stunde aufbereitet, wobei ein Lösungsmittel hinzugesetzt wird, was die Exosomen von den restlichen Bestandteilen des Blutes trennt. Am Ende bleiben gerade einmal neun Milliliter hochgereinigtes Exosomen-Konzentrat – also nur ein Zehntel der ursprünglich abgenommenen Menge", so der Dermatologe. Anschließend folgt die eigentliche Behandlung mit einer Injektionspistole, welche die körpereigenen Exosomen oberflächlich in die Haut einbringt.

Das ist der Unterschied von Exosomen zum Vampire Facial mit Eigenblut

Beauty-Kenner:innen fragen sich jetzt vielleicht, was der Unterschied zu einer Eigenblutbehandlung, dem sogenannten Vampire Facial, ist. "Dabei wird das Plasma in die Haut geneedelt. Es ist reich an Wachstumsfaktoren, die ebenfalls die Kollagensynthese ankurbeln", so Golüke. Exosomen hätten zusätzlich noch entzündungshemmende Eigenschaften und würden dadurch der Hautalterung noch besser entgegenwirken, da man mittlerweile wisse, dass der Alterungsprozess einer Entzündung gleiche. Expert:innen sprechen deshalb auch vom sogenannten "Inflammaging" (eine Wortneuschöpfung aus "inflammation", also Entzündung, und "aging", dem Altern).

Ohne belastbare wissenschaftliche Daten bleibt unklar, wie wirksam und sicher Exosomen in Hautpflege und als Behandlung tatsächlich sind – die körpereigene Variante scheint derzeit die sicherste und auch effektivste Wahl. Dennoch, und das sagt auch Behandler Dr. Golüke, seien Exosomen zwar eine Innovation, aber kein Allheilmittel. Er setzt deshalb auch in Zukunft auf Kombibehandlungen mit altbewährten Stoffen wie Botox und Hyaluronsäure – und empfiehlt eine Hautpflegeroutine mit einer gründlichen Reinigung und Feuchtigkeitspflege am Abend sowie Antioxidantien und Sonnenschutz am Morgen. Das ist nicht neu, macht Ihre Haut aber trotzdem fit für die Zukunft.

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