Mit Nagelklipper und Kratzern: Die allererste Birkin Bag der Welt wird versteigert

Ein petit malheur führte zur Entwicklung der wohl berühmtesten Tasche aller Zeiten: Was über die Ur-Birkin bekannt ist und wie sie heute aussieht.
Es ist eine sehr wichtige Birkin Bag, die jetzt bei Sotheby’s unter den Hammer kommt – denn es handelt sich dabei um die Ur-Birkin, den Prototypen sozusagen, den Hermès Mitte der 1980er-Jahre für die Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin höchstselbst entwarf.
Die Idee zu dem ikonischen Stück wurde in einem Flugzeug geboren, als La Birkin ihre Tasche aus Versehen in den Schoß ihres Sitznachbarn entleerte. Die junge Mutter nutzte damals einen geräumigen Korb für den Transport ihrer Habseligkeiten, weil sie mit den üblichen kleinen Frauenhandtaschen nicht klarkam.
Man kann sich den chaotischen Aufschlag Birkins im Flieger gut vorstellen; wie sie sich mit ihrer kleinen Tochter Charlotte im Schlepptau und einem bis oben vollgestopften Weidenkörbchen in der Hand in die Sitzreihe gequetscht haben muss. Doch sie hätte an diesem Tag keinen besseren mit ihrem Tascheninhalt treffen können, denn der Mann neben ihr hieß Jean-Louis Dumas-Hermès.

Die Legende sagt, dass Birkin und Dumas-Hermès den Air-France-Flug nach dem petit malheur optimal genutzt haben, um sich eine adäquate Tasche für die Künstlerin auszudenken. Man habe Skizzen auf die Brechtüte gezeichnet, so erzählte sie es später. 1984 schließlich schenkte Hermès ihr das Ergebnis und bat um Erlaubnis, das Modell nach ihr benennen zu dürfen.
Warum der Prototyp der Birkin Bag einzigartig istDie von Hermès kreierte Birkin Bag baute auf der „Sac Haut à courroies“ auf, die bereits im Sortiment der Marke existierte und ursprünglich für den Transport von Reitausrüstung konzipiert worden war. Neue Elemente waren der Knebelverschluss und eine Schnur im Inneren, an der die Birkin ihre Kosmetiktasche und den Haustürschlüssel binden konnte. Doch nicht nur praktisch war die Tasche, sondern auch bildschön. Kein Wunder, dass sie später zur begehrtesten Tasche der Welt werden sollte.
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Die originale Tasche von Jane Birkin, für die zwischen dem 26. Juni und 10. Juli bei Sotheby’s geboten werden kann, gibt es nur einmal auf der Welt. Es gibt mehrere Details, in denen sich das Modell von den später auf den Markt gebrachten Birkin Bags unterscheidet. Am auffälligsten sind der feste Schultergurt und die eingestanzten Initialen „J.B“ auf der Frontklappe.
Auch die Umrisse der NGO-Aufkleber, die Jane Birkin auf dem edlen Leder platzierte, sind zu sehen, sowie weitere Gebrauchsspuren eines Umgangs, den man gut und gerne als lässig bezeichnen kann. Des Weiteren hängt an der Ur-Birkin ein Nagelklipper, den die unbekümmerte Stil-Ikone tatsächlich genauso mit sich herumtrug.
Was später mit der originalen Birkin Bag passierteNach etwa zehn Jahren intensiven Gebrauchs spendete Jane Birkin ihre berühmte Tasche Mitte der 90er-Jahre an die französische Hilfsorganisation Association Solidarité Sida, wo sie für einen guten Zweck versteigert wurde. Seit 2000 ist die Pariser Sammlerin Catherine Benier im Besitz der Tasche, die das wertgesteigerte Objekt zwischenzeitlich für Ausstellungen zur Verfügung stellte. Ob Benier auch hinter der aktuellen Auktion bei Sotheby’s steht, ist nicht bekannt. Möglich wäre es.Wer die Ur-Birkin vor der Versteigerung noch einmal live sehen möchte, kann das ikonische Stück bis zum 12. Juni in der New Yorker Galerie von Sotheby’s bewundern. Danach wird sie in die Pariser Dependance des Auktionshauses verschickt, wo sie am 10. Juli unter den Hammer kommt. Wieviel der neue Besitzer für die Tasche zahlen wird, steht indes noch in den Sternen. Die „Himalaya Niloticus Crocodile Diamond Birkin 30“ aus Krokodilleder gilt mit 400.000 Dollar als bis dato teuerste Birkin Bag, die je in einer Auktion versteigert wurde.
Hier geht es zur Auktion auf der Website von Sotheby’s.
Berliner-zeitung