»Schon als Kind habe ich gern Rosinenbrot mit Leberwurst gegessen«

SZ-Magazin: Frau Hogg, Sie haben ein Kochbuch über belegte Brote mit dem Titel »Brot & Stulle« gemacht und zeigen regelmäßig Ihre Brotkreationen auf Instagram. Sie sind eigentlich Neurochirurgin, woher kommt Ihre Liebe zum Brot?Annabella Hogg: Ich bin in der Nähe von Wuppertal aufgewachsen. In der Bäckerei unseres Ortes gab es jeden Donnerstag frisches Sauerteigbrot. Vier-Pfund-Brote waren das, riesig. Auf der Rückfahrt bekam ich das auf den Schoß, zum Festhalten, in Papier eingepackt und noch warm. Und ich habe das gemacht, was alle Kinder gern machen: Ich habe an der weichen Stelle angefangen zu pulen und zu essen. Irgendwo da ist meine Liebe für Brot entstanden. Und Operieren und Brote schmieren ist in gewisser Weise beides ein kreativer Prozess. Man versucht in beiden Fällen, aus dem was man »auf dem Tisch hat« das Beste zu machen. Es kann sowohl sehr strukturiert ablaufen, wie im Falle einer geplanten Routine-Operation oder dem Zubereiten eines Gerichts nach Rezept. Oder auch sehr spontan, wenn eine ungeplante Operation wie eine Hirnblutung ansteht, oder eben der Hunger groß ist und ich schaue, was ich aus dem machen kann, was ich zu Hause habe. So oder so hängt das Ergebnis von der Ruhe und Erfahrenheit, aber eben auch der Kreativität und Hingabe der Person ab, die am Tisch steht und das Messer in der Hand hält. Ich mag es, wenn hinterher alles hübsch ist.
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