10-jährige Syrerin unter Tränen aus Unterricht geholt, um abgeschoben zu werden


- Stefan Huber
Stefan Huber.
Ein syrisches Mädchen ist unter Tränen aus dem Unterricht ihrer Grundschule in Naumburg geholt worden, um mit ihrer Familie abgeschoben zu werden. Das sorgt für Empörung.
Ein Vorgang an der Grundschule in Naumburg in Sachsen-Anhalt sorgt für Empörung. Dort wird ein syrisches Mädchen unter Tränen aus dem Sportunterricht geholt, um zusammen mit ihrer Familie abgeschoben zu werden. Darüber berichtet das "Naumburger Tagblatt".
Um kurz nach acht Uhr erschienen demnach Polizisten sowie Mitarbeiter der Ausländerbehörde an der Schule, um die Zehnjährige abzuholen. Das Mädchen soll sich verzweifelt an ihre Lehrerin geklammert haben. Mitschüler sowie anwesende Lehrer reagierten bestürzt, als die Beamten sie dennoch mitnahmen.
Mittlerweile soll durch das Landesschulamt "schulpsychologische Unterstützung angeboten" worden sein. Solche Einsätze seien "keine alltägliche Situation", erklärte ein Sprecher des Amts gegenüber "Bild". In dem Landkreis habe es in den vergangenen zehn Jahren nur zwei solche Aktionen gegeben. In anderen Bundesländern gibt es ebenfalls Abschiebungen von Schülern.
Auch die Begründung lieferte die Behörde. Kinder würde nur aus der Schule geholt, "wenn die Behörde sonst keinen Zugriff bekommt". Dabei sollen die Beamten rücksichtsvoll vorgehen und alles dafür tun, dass andere Schüler möglichst wenig davon mitbekommen.
Beim Fall in Naumburg hat das offenbar nicht geklappt. Die Verwaltung des Kreises überprüft nun den Einsatz. Sowohl CDU-Landrat Götz Ulrich als auch Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) wollen sich zudem genau Bericht über die Aktion erstatten lassen - Konsequenzen offen.
Aus der Opposition im Landtag kommt empörte Kritik. "Kinder aus Schulturnhallen abführen zu lassen, ist unmenschlich", moniert Grünen-Politikerin Susan Sziborra-Seidlitz und fordert ein Ende solcher Abschiebemaßnahmen. Auch die Linke fordert das - zur Not per Weisung durch die Landesinnenministerin.
Ganz anders argumentiert hingegen der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt. "Wenn der Rechtsweg ausgeschöpft wurde und eine Familie nicht freiwillig ausreist, dann muss der Rechtsstaat vollziehen, zur Not auch mit Zwang", sagt Chris Schulenburg. "Die Bürger erwarten, dass der Staat funktioniert."
Die Schuld für den Einsatz sieht er vor allem bei den Eltern des syrischen Mädchens. "Sie hätten die Bilder verhindern können, wenn sie freiwillig ausgereist wären."
FOCUS