Trump wird bei „Epstein-Akten“ zu Kompromiss gezwungen: Was steht auf dem Spiel?

Der Skandal um den berüchtigten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein geht in die nächste Runde. In einem Memorandum hatten das US-Justizministerium und das FBI vergangene Woche kundgetan, die sogenannten Epstein-Akten enthielten keine Beweise, die weitere Ermittlungen rechtfertigten. Unter Donald Trumps rechter Maga-Anhängerschaft kam es daraufhin zu massiver Kritik. Forderungen nach dem Rücktritt von Justizministerin Pam Bondi und FBI-Chef Kash Patel wurden laut.
Als der Präsident danach Teile seiner enttäuschten Gefolgschaft als „Schwächlinge“ bezeichnete, geriet er selbst ins Feuer der Kritik. Am Donnerstag schließlich beugte sich Trump dem Druck seiner Anhänger und wies Justizministerin Pam Bondi an, wenigstens die Veröffentlichung der „relevanten“ Aussagen vor der Grand Jury in dem Fall zu veranlassen.
Jeffrey Epstein, ein wohlhabender Finanzinvestor, war erstmals 2006 wegen Sexualverbrechen angeklagt und zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Im Juli 2019 wurde er erneut festgenommen und beschuldigt, mit dutzenden Minderjährigen illegal gehandelt und gegen Geld sexuelle Handlungen an ihnen vorgenommen zu haben. Der Staatsanwaltschaft zufolge umgab er sich mit treuen Mitarbeitern und Komplizen, um eine „ständige Versorgung mit minderjährigen Opfern zum Missbrauch“ sicherzustellen.
Verschwörungstheorien um Epsteins AblebenEpstein plädierte auf nicht schuldig. Am 10. August 2019 fand man ihn erhängt in seiner New Yorker Gefängniszelle. Den Behörden zufolge war es ein Suizid, auch wenn sich sofort Verschwörungstheorien um sein Ableben rankten.
In einem weiteren Verfahren berichtete Epsteins langjährige Vertraute Ghislaine Maxwell, die 2022 wegen Unterstützung Epsteins beim Missbrauch junger Mädchen ebenfalls verhaftet worden war, detailliert über Epsteins Beziehungen zu Größen aus Politik und Gesellschaft, etwa zum britischen Prinzen Andrew und zum früheren US-Präsidenten Bill Clinton. Beide wiesen jegliches Fehlverhalten zurück.
Zahlreiche US-Bürger, nicht nur aus dem für Verschwörungstheorien anfälligen Umfeld der Maga-Bewegung, glauben an behördliches Vertuschen von Einzelheiten zu dem Fall. Ziel sei, so die Mutmaßungen, reiche und einflussreiche Mitglieder der Elite zu schützen.
Auch Donald Trump stand mit Epstein in Kontakt. „Ich kenne Jeff seit 15 Jahren. Ein toller Kerl“, hat er 2002 dem New York Magazine gesagt. „Es macht viel Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Man sagt sogar, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich, und viele von ihnen sind eher etwas jünger. Kein Zweifel – Jeffrey genießt sein gesellschaftliches Leben.“
Nach Angaben der New York Times veranstaltete Trump 1992 ein rauschendes Fest mit NFL-Cheerleadern auf seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Epstein, so belegen Fotos, war anwesend. 1997 besuchten beide gemeinsam eine „Angels-Party“ des Dessous-Herstellers Victoria's Secret in New York. Wie das Wall Street Journal jetzt berichtet, soll Trump im Jahr 2003 an Epstein einen Brief mit Geburtstagsgrüßen geschickt haben, der eine Skizze einer nackten Frau und einen Hinweis auf gemeinsame Geheimnisse enthielt. Trump bestreitet, einen solchen Brief geschrieben zu haben.
In jenen Jahren taucht sein Name sieben Mal in Epsteins Flugprotokollen auf. Der Kontakt endete, nachdem die beiden sich 2004 in einem Machtkampf um eine zwangszuversteigernde Immobilie in Palm Beach zerstritten. Trump hatte Epstein bei der Versteigerung überboten. 2019 erklärte der heutige Präsident, sie hätten seit 15 Jahren nicht mehr miteinander gesprochen.
Im Zentrum des öffentlichen Interesses steht eine angebliche Liste von Personen, die neben Epstein in die Sexualverbrechen verwickelt waren. Die Trump-Regierung beharrt darauf, dass es eine solche Liste nicht gebe. Trump hatte im Wahlkampf gesagt, bei seiner Wiederwahl werde er „wahrscheinlich“ Akten zu dem Fall veröffentlichen. Bislang hat er aus Sicht vieler Anhänger nicht geliefert.
Erstmals seit Amtsantritt scheint der Präsident machtlosGeschadet hat dem Präsidenten auch ein inzwischen gelöschter X-Beitrag seines ehemaligen Beraters Elon Musk. Der hatte im Juni behauptet, Trump werde „in den Epstein-Akten“ genannt. Bereits im Februar wurde eine Reihe von Dokumenten veröffentlicht, die mehr Licht in den Fall bringen sollten. Sie enthielten jedoch wenig neue Informationen.
Derzeit versucht Trump sich an einem Drahtseilakt: Zum einen unterstützt er die Veröffentlichung „glaubwürdiger“ Unterlagen, gleichzeitig bezeichnet er den Fall als „ziemlich langweiliges Zeug“. Doch erstmals seit seinem Amtsantritt scheint der Präsident machtlos angesichts der zunehmenden Aufregung.
Nun klagen selbst enge Verbündete mehr Transparenz ein. Der Vorsitzende der Republikaner im Repräsentantenhaus, Mike Johnson, forderte Justizministerin Bondi auf, sämtliche Dokumente im Zusammenhang mit Epstein zu veröffentlichen. Auch die Demokraten verlangen die komplette Offenlegung aller Beweise, die der Staatsanwaltschaft in dem Fall vorliegen.
Am Samstag kündigte Trump an, wegen eines Berichts, der ihn mit dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein in Verbindung bringt, Milliardenklage einzureichen. Er fordert vom „Wall Street Journal“ und Medienmogul Rupert Murdoch mindestens zehn Milliarden Dollar (rund 8,6 Milliarden Euro) Schadenersatz. Das konservative Blatt hatte berichtet, dass Trump 2003 einen schlüpfrigen Brief mit der Zeichnung einer nackten Frau an Epstein geschrieben habe. Der Präsident nannte den Artikel „falsch, bösartig, verleumderisch“.
Berliner-zeitung