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US-Regierung will ausländische Studierende aus Harvard ausschließen - deutsche Wissenschaftslandschaft entsetzt

US-Regierung will ausländische Studierende aus Harvard ausschließen - deutsche Wissenschaftslandschaft entsetzt

Die Ankündigung der US-Regierung, ausländische Studierende von der Elite-Universität Harvard auszuschließen, hat in der internationalen Wissenschafts- und Forschungslandschaft zu ungläubigem Entsetzen geführt.

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Es handle sich nicht nur um einen nie dagewesenen Angriff auf Harvard, sondern auf alle US-Universitäten, sagte der US-Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Indem Trump Harvard angreift, will er zeigen, dass er die prominenteste Universität der USA zerstören kann.“ Die Forderungen der Regierung hätten die akademische Freiheit und die Autonomie der Universität völlig untergraben. „Harvard hat zu Recht Widerstand geleistet.“ Auch auf die Columbia University in New York, wo Stiglitz lehrt, über die Regierung bereits Druck aus.

Warnt vor ökonomischen Folgen: Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz.

Warnt vor ökonomischen Folgen: Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz.

Quelle: imago

Zugleich warnte der Ökonom vor den ökonomischen Folgen: Es drohe einen „umgekehrten Braindrain“, so Stiglitz: die Abwanderung amerikanischer Wissenschaftler nach Europa. „Mit Beschränkungen der akademischen Freiheit, die die Trump-Regierung offenbar durchsetzen will, kann in der Wissenschaft nichts gedeihen“, erklärte er. „Unsere Technologieführerschaft basiert auf unseren Universitäten – sowohl durch die Ausbildung, die sie anbieten, als auch durch die Forschung, die dort stattfindet“, so der Ökonom. „Unsere Universitäten zu schwächen, heißt, den Vereinigten Staaten ins Knie zu schießen.“

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Trump mache zwar das Handelsdefizit zu einer zentralen Säule seiner Agenda, übersehe aber den enormen Wert der Wissenschaft und Bildungsdienstleistungen, die die USA ins Ausland verkauften. „Mit seinem Vorgehen gegen Harvard hat er nun offiziell verkündet, dass wir aus diesem Geschäft aussteigen“, kritisierte Stiglitz. „Das wird das Handelsdefizit in Wahrheit massiv verschlimmern.“

Der frühere Gesundheitsminister und Harvard-Alumnus Karl Lauterbach warnte vor schwerwiegenden Folgen für die renommierte Bildungs- und Forschungseinrichtung im US-Bundesstaat Massachusetts. „Das wichtigste Kapital der Harvard Universität sind ihre Studenten. Dieses Kapital ist mehr wert als das Vermögen der Universität“, sagte Lauterbach dem RND. „Trump trifft mit der Strafaktion die Uni an ihrer empfindlichsten Stelle“, so der SPD-Politiker weiter.

Die Qualität und der Ruf von Harvard hingen daran, dass man die besten Bewerber aus der ganzen Welt für das Studium dort bekomme, erklärte Lauterbach, der Absolvent und Gastdozent der Harvard School of Public Health ist. „Wenn sich diese Bewerber umorientieren, sinkt der Stern von Harvard.“

„Das wichtigste Kapital der Harvard Universität sind ihre Studenten. Dieses Kapital ist mehr wert als das Vermögen der Universität“, sagt der ehemalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach über das Vorhaben der US-Regierung, internationale Studierende von der Elite-Universität Harvard auszuschließen.

„Das wichtigste Kapital der Harvard Universität sind ihre Studenten. Dieses Kapital ist mehr wert als das Vermögen der Universität“, sagt der ehemalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach über das Vorhaben der US-Regierung, internationale Studierende von der Elite-Universität Harvard auszuschließen.

Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa

Kritik kam auch von Bildungspolitikern. „Es ist erschreckend, wie die Trump-Administration das eigene Wissenschaftssystem demontiert und damit dem eigenen Land, aber auch der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft schweren Schaden zufügt”, sagte Bettina Martin, Präsidentin der Wissenschaftsministerkonferenz und Ressortchefin in Mecklenburg-Vorpommern, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

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Erfolgreiche Forschung und Wissenschaft seien international, so die SPD-Politikerin weiter. Dass die Harvard University künftig keine ausländischen Studierenden mehr aufnehmen dürfe und sogar der Status der bereits dort Studierende aufgekündigt werde, nannte Martin einen „Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit“, die wiederum Grundpfeiler jeder demokratischen Gesellschaft sei. „Forschung und Lehre dürfen kein Spielball der Politik sein“, betonte sie

Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Walter Rosenthal, zeigte sich ebenfalls empört. „Die jüngste Anordnung trifft ins Mark”, sagte der Mediziner und Pharmakologe dem RND. Die Pläne seien durch nichts zu rechtfertigen, würden massiv und nachhaltig die Leistungsfähigkeit des US-Wissenschaftssystems gefährden und den Werten einer freiheitlichen Gesellschaft widersprechen, fügte er hinzu.

Die Begründung der US-Regierung, dass die Harvard- Universität nicht entschieden gegen pro-palästinensische Proteste vorgehe und antisemitische Vorfälle auf dem Campus dulde, wies der HRK-Präsident zurück. Der Kampf gegen Antisemitismus an Hochschulen sei wichtig, „Antisemitismus wird hier aber von der Trump-Administration vorgeschoben, um gegen liberale, unabhängig forschende und lehrende Wissenschaftler:innen sowie deren Einrichtungen vorzugehen“, so Rosenthal. „Die deutschen Hochschulen stehen ihren amerikanischen Kooperations­partnern an Hochschulen und anderen Wissenschaftseinrichtungen solidarisch zur Seite", betonte er.

Ähnlich äußerte sich der Präsident des Deutschen Hochschulverbands (DHV), Lambert T. Koch. Er sagte dem RND: „Der Vorstoß, Harvard die Genehmigung zur Aufnahme internationaler Studierender zu entziehen, stellt nach allem, was wir seitens der Trump-Administration bereits an wissenschaftsfeindlichen Attacken erleben mussten, nochmals eine traurige Zuspitzung dar.“ Ein Kernmerkmal freier Wissenschaft sei laut Koch, dass sich internationale Studierende ungehindert in der Forschungslandschaft bewegen können. „Wer sie in Frage stellt – unabhängig davon, ob partiell oder weitergehend – macht sich zum Feind der freien Wissenschaft“, so der Präsident des DHV.

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Selbst wenn sich die Elite-Universität juristisch gegen die Pläne der Trump-Regierung zur Wehr setzen würde, müssten Studierende und Lehrende bis zu einer möglichen Korrektur der Regierungspläne in verstörender Unsicherheit verharren, warnte Koch.

„Europa und Deutschland müssen Ernst machen und bereit sein, internationalen Talenten, die durch die wissenschaftsfeindliche Politik der Trump-Administration den USA den Rücken kehren müssen oder wollen, eine attraktive akademische Heimat zu bieten“, forderte der DHV-Präsident.

rnd

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