Karneval weltweit: Hier werden die spektakulärsten Feste gefeiert
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Orangen statt Kamelle, Samba-Rhythmen anstelle von Schlagermusik, Schlammschlachten statt Kostümpartys – Karneval wird auf der ganzen Welt gefeiert. Teilweise unterscheiden sich die Bräuche der „fünften Jahreszeit“ in anderen Ländern aber deutlich von den Karnevals-Traditionen in Deutschland. Wie stellen dir die spektakulärsten Volksfeste rund um den Globus vor.
Brasilien ist bekannt für seinen spektakulären Karneval in Rio de Janeiro, der zu den größten der Welt gehört. Das Fest trägt daher auch den Titel „The Greatest Show on Earth“. Pro Tag kommen während der Karnevalszeit nach Angaben von „Sambódromo“ rund zwei Millionen Menschen nach Rio, um an den Festivitäten teilzunehmen.
Der Karneval ist für die Cariocas, die Einwohnerinnen und Einwohner von Rio, eine „Kombination aus Wettbewerb und Kameradschaft, bei der Organisationen, die Sambaschulen genannt werden, um den Titel des Champions der Samba-Parade des Karnevals von Rio kämpfen“, fasst „Sambadrome“ zusammen.
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Der Karneval von Rio ist berühmt für seine Sambaparade.
Quelle: imago images/Keren Su / DanitaDe
In den Stadtvierteln finden während des Events farbenfrohe Paraden mit aufwendigen Kostümen, Samba-Tänzen, Musik und Karnevalswagen statt. Zu den Höhepunkten gehört dabei die Parade der besten Sambaschulen. Diese findet auf einer 700 Meter langen und 13 Meter breiten Strecke in einem Stadion statt. Die Tickets für die besten Plätze auf den Tribünen sind hart umkämpft.
Der Karnevalsumzug in der kroatischen Hafenstadt Rijeka ist nach Angaben des Tourismusverbandes der Region Kvarner einer der größten und spektakulärsten in Europa. Tausende verkleidete Personen ziehen am Faschingssonntag durch die Straßen der Stadt. Zehntausende sind jedes Jahr vor Ort, um sich die spektakuläre Parade anzuschauen.
Vor dem großen Umzug finden in der Hafenstadt zahlreiche größere und kleinere Paraden sowie Bälle, Konzerte und Ausstellungen statt. Der Maskenball am Faschingssamstag im Palast des Maritim- und Geschichtsmuseums am Kroatischen Hafen gilt als eines der Highlights.
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Beim Karneval von Rijeka füllt sich die Stadt mit Menschenmassen.
Quelle: Bard.o.
Auch im Süden Belgiens wird ordentlich gefeiert. Der Ort Binche in der Provinz Hennegau gilt dabei als Hochburg des wallonischen Karnevals. Das traditionelle Folklorefest wird sogar als ältester Karneval der Welt gehandelt. Die Unesco nahm den Karneval 2008 in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes auf.
Die Feiern ziehen jedes Jahr Tausende Besucherinnen und Besucher an. Während des Karnevals, der drei Tage vor der Fastenzeit beginnt, werden Feuerwerke gestartet und zahlreiche verkleidete Feiernde ziehen durch die Straßen des 34.000-Seelen-Städtchens. Unter ihnen sind sogenannte Mam‘selles, Männer in extravaganten Frauenkleidern.
Wenn der Karneval am Faschingsdienstag seinen Höhepunkt erreicht, haben gut 1000 „Gilles“ beim großen Festumzug ihren Auftritt. Dabei handelt es sich um farbenfrohe, kostümierte Personen, die durch ihre auffälligen Hüte mit Straußenfedern hervorstechen und die Zuschauerinnen und Zuschauer mit Orangen bewerfen. Den genauen Ablauf findest du auf der Seite der Tourismusbehörde Visit Wallonia.
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Beim Karnevalsumzug in Binche wird mit Orangen geworfen.
Quelle: imago images/VWPics
Mardi Gras in New Orleans ist eine Art Karneval in den USA. Die Einwohnerinnen und Einwohner von New Orleans bezeichnen ihn stolz als „Greatest Free Show on Earth“. Das liegt daran, dass die Paraden vollständig von ihren Mitgliedern finanziert werden und frei zugänglich sind, heißt es auf der Veranstaltungsseite. Außerdem wird das Mardi Gras als größtes Maskenfest Nordamerikas gehandelt. Es sei sogar gesetzlich vorgeschrieben, dass die Wagenfahrer Masken tragen müssen.
Für die Umzüge werden aufwendige Wagen gestaltet, zudem finden paradenübergreifende Feierlichkeiten wie Maskenbälle statt. Besonders beeindruckend sind die bunten Masken und Kostüme mit langen Perlen und Federn in meist Lila, Grün und Gold. Lila steht dabei für Gerechtigkeit. Grün steht für Glaube. Gold steht für Macht.
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Die Teilnehmenden der Indian Parade tragen während des New Orleans Jazz & Heritage Festival Mardi Gras aufwendige Kostüme.
Quelle: imago images/NurPhoto
Auf der Nordseite des Peloponnes liegt die drittgrößte Stadt Griechenlands, Patras. In der Hafenstadt findet während der „fünften Jahreszeit“ die größte Karnevalsveranstaltung des Landes statt.
Am Karneval von Patras nehmen rund 40.000 Karnevalistinnen und Karnevalisten teil, so die griechische Zeitung „Patras Events“. Bis zu eine Million Schaulustige zieht das Fest an, das mit Tänzen, Umzügen, Straßentheater, Ausstellungen, Aufführungen und noch mehr einhergeht. Außerdem gibt es eine Schatzsuche, bei der 90 Teams mitmachen. Den Höhepunkt bildet laut „Patras Events“ am letzten Karnevalswochenende eine nächtliche Parade am Samstag, am Sonntag folgt dann die spektakuläre große Parade der Wagen.
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Bis zu eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer kommen zum Karneval von Patras.
Quelle: imago images/ANE Edition
Der Goa-Karneval ist eine der wenigen Karnevalsfeiern in Asien. Das lebhafte und farbenfrohe Fest findet jährlich in den Wochen vor der Fastenzeit in Goa statt. Der indische Bundesstaat war über 450 Jahre lang eine portugiesische Kolonie. Das Fest ist daher geprägt von einer Mischung aus portugiesischen sowie einheimischen Traditionen. Es umfasst Umzüge, Musikaufführungen, Tanzwettbewerbe, Food-Festivals und Strandpartys.
Nach Angaben von Goa-Tourismus ist es zu einem der beliebtesten und bekanntesten kulturellen Ereignisse in Indien geworden und zieht Besucherinnen und Besucher aus aller Welt an.
Der Höhepunkt sind die Paraden, die sich durch die Straßen der großen Städte Goas schlängeln. An diesen nehmen zahlreiche Wagen, Tänzerinnen und Tänzer sowie Musizierende teil, die alle in aufwendige Kostüme gekleidet sind. Die Prozession führt „König Momo“ an. Dabei handelt es sich um eine mythische Figur, die als König des Karnevals gilt und in der Regel von einem verkleideten Einheimischen dargestellt wird.
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„König Momo“ gibt den Startschuss für den Goa-Karneval und führt die Parade an.
Quelle: imago stock&people
Der Carnevale di Venezia ist berühmt für seine Maskenbälle und kostümierten Prozessionen. Die Stadt ist während der Karnevalsaison mit Menschen in historischen Kostümen gefüllt. Es gibt viele kulturelle Veranstaltungen und Venedig verwandelt sich durch die Karneval-Shows in ein riesiges Open-Air-Theater.
Eine besondere Tradition ist der Volo dell‘ Angelo (zu Deutsch Flug des Engels). Mit dem Ritual werden die Feierlichkeiten in Venedig eingeläutet. Dazu strömen Tausende Menschen auf den Markusplatz, um zu sehen, wie eine verkleidete Person vom Glockenturm von San Marco herabgelassen wird. Zwischenzeitlich hat eine Holztaube den Engel ersetzt, daher ist die Tradition auch unter dem Namen Volo della Colombina (Taubenflug) bekannt.
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Mit dem „Engelsflug" startet der venezianische Karneval.
Quelle: imago/Andrea Merola
Auch an der französischen Mittelmeerküste findest du eine Karnevalshochburg: Der Karneval von Nizza zieht jährlich Hundertausende Besucherinnen und Besucher an. Die Stadt an der Côte d‘Azur zählt zu den wärmsten Orten Frankreichs. Du kannst hier also Karvenal meist bei frühlingshaftem Wetter feiern.
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Der „Corso de la bataille de fleurs“ zählt zu den Highlights des Karnevals von Nizza.
Quelle: imago images/PanoramiC
Übrigens ist der Karneval von Nizza der erste internationale Karneval in Frankreich, schreibt „Nice Carnaval“. Tag und Nacht finden Karnevalsumzüge, Corsi genannt, statt. Zu den Highlights zählen die sogenannten Blumenparaden. Zahlreiche geschmückte Wagen sowie Straßenkunst- und Musikgruppen aus aller Welt ziehen bei dem Ereignis durch die Stadt.
Zur Tradition gehört es auch, die Figur des Karnevalskönigs nach dem letzten Umzug auf der Promenade des Anglais zu verbrennen, danach findet ein Feuerwerk statt.
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Die Figur „Majeste Roi des Tresors du Monde“ wird verbrannt und damit das Ende des Karnevals eingeläutet
Quelle: imago images/PanoramiC
Der Monihei-Karneval, auch bekannt als „Chinesischer Dunkler Karneval“, ist ein modernes Festival, das dort gefeiert wird, insbesondere in einigen Städten in der Provinz Yunnan. Es unterscheidet sich stark von den traditionellen westlichen Karnevalsfeiern. Üblicherweise findet der Karneval im Mai statt.
Dann beschmieren sich die Teilnehmenden mit schwarzer Farbe, um böse Geister zu vertreiben und sich Glück und Gesundheit zu wünschen. Der Schlamm basiert auf Reismehl aus dem Wa-Berg. Außerdem wird er aus „magischer Tonerde“ und verschiedenen Kräutern wie der Pflanze „Niang Buluo“ hergestellt, die als Unsterblichkeitskraut gilt. Dem Schlamm werden Sonnenschutz-, Schönheits- und Hautpflegeeffekte nachgesagt, auch Schokolade ist in ihm enthalten.
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Angehörige der Volksgruppe der Wa und Touristinnen und Touristen nehmen am 30. April 2023 in Lincang, Provinz Yunnan, China, am Karneval von Monihei teil.
Quelle: imago images/VCG
Zu den größten Attraktionen in Andalusien zählt im Frühjahr der „Carnaval de Cádiz“. Dann zieht die Stadt an der Costa de la Luz Tausende von Besucherinnen und Besuchern an. Es finden Wettbewerbe für Karnevalsgruppen statt, die im Gran Teatro Falla de Cádiz ausgetragen werden. Es treten neben den Gruppen auch Chöre, Quartette und sogenannte Chirigotas an, eine Art Narrenchor aus rund zwölf Personen, der Volkslieder zum Besten gibt.
Danach startet das Straßenfest. Am letzten Sonntag zählt die Parade, bekannt als „Cabalgata del Humor“, zu den Highlights. Sie führt durch das historische Zentrum und geht mit einer spektakulären Kostümschau einher.
Auch in Ungarn wird Karneval gefeiert. Das größte Fest des Landes ist der Busójárás in Mohács. Die Stadt liegt im Süden des Landes in der Nähe der serbischen und kroatischen Grenzen. Der Karneval ist Ungarns am längsten erhaltene Traditionsveranstaltung. 2009 wurde sie dann auch in die Liste des geistigen Kulturerbes der Unesco aufgenommen. Der sechstägige Karneval findet in der Regel Ende Februar zum Ende des Winters statt.
Benannt ist das Fest nach den Busó. Dabei handelt es sich um furchterregend aussehende kostümierte Personen, traditionell Männer, mit Holzmasken und großen Wollmänteln. Sie fahren in Ruderbooten auf der Donau entlang und ziehen mit Wagen durch die Stadt, um den Winter zu vertreiben. Zur Tradition gehört unter anderem, einen Sarg, der den Winter symbolisiert, auf einem Lagerfeuer auf dem zentralen Platz zu verbrennen. Der Brauch stammt nach Angaben der Unesco ursprünglich von der kroatischen Minderheit in Mohács. Heute ist der Busó Wahrzeichen der Stadt.
Die Karnevals-Festivitäten gehen mit Umzügen, südslawischen Tänzen, Aufführungen, Kunsthandwerk-Ausstellungen und Workshops zur Busó-Tradition einher.
Der Karneval auf den karibischen Inseln Trinidad und Tobago dagegen ist für seine lebhaften, schillernden Umzüge, Calypso-Musik und die spektakulären Auftritte der sogenannten Steel-Pan-Bands bekannt. Die Steel-Drum, also Stahltrommel, gilt als Nationalinstrument von Trinidad.
Während der Karnevalszeit, die am Freitag vor Aschermittwoch beginnt, tragen die Bands die Steel-Pan-Wettbewerbe aus. Außerdem fällt das Finale des Musikwettbewerbs „Internationale-Soca-Monarch“ in die Karnevalszeit. Auch Stockkämpfe gehören neben zahlreichen anderen Festivitäten zum Programm.
Die farbenfrohen Umzüge des Karnevals von Trinidad und Tobago finden dann am Montag und Dienstag vor Aschermittwoch in Trinidad statt.
Wer Karibik-Feeling beim Karneval erleben möchte, muss dafür Europa aber gar nicht verlassen: In London findet seit den 1960er-Jahren der Notting Hill Carnival statt. Er hat seinen Ursprung im karibischen Karneval und wurde in den 1960er-Jahren von der Einwanderergemeinschaft aus Trinidad und Tobago ins Leben gerufen. Inzwischen wird er als eines der größten Straßenfeste in Europa gehandelt.
Am Umzug nehmen in der Regel rund 50.000 Darstellende teil, über ein Wochenende sind mehr als eine Million Menschen zugegen und diese wollen verköstigt werden. Dazu werden 300 Stände aufgestellt, die Speisen und Getränke aus aller Welt anbieten, darunter jamaikanisches Jerk Chicken, trinidadische Roti und guayanischer Pfeffertopf. Für Partystimmung sorgen in der Regel die mehr als 30 fest installierten Musikanlagen, die alles von Samba bis Hip-Hop spielen, informiert Visit London.
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In London kannst du im Sommer Karneval feiern.
Quelle: imago images/Zuma Wire
Und es gibt noch eine Besonderheit: Der Karneval findet nicht im Winter, sondern in der letzten Augustwoche statt. Die Parade zieht dann am Rosenmontag durch den Westen der Stadt. Im Emslie Horniman‘s Pleasance Park treten die Top-Bands beim größten Steel-Pan-Wettbewerb Großbritanniens gegeneinander an.
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