"Tollen Fußball spielen": Werders neuer Coach will begeistern

Horst Steffen ist in Bremen angekommen und der neue Trainer könnte mit seiner klaren Idee von Fußball auch bei Werder und seinen Fans sehr schnell richtig gut ankommen.
Das in Bremen übliche "Moin" hatte Horst Steffen bei seiner Vorstellung am Dienstag als Begrüßung zwar noch nicht parat, doch seine erste dreiviertelstündige Redezeit als Werder-Trainer hinterließ genau den Eindruck, den man erwartet hatte. Denn viele beschreiben Steffen als Menschenfänger.
Der 56-jährige gebürtige Rheinländer hat tatsächlich etwas sehr Offenes, Nahbares und wirkt mit seiner authentischen Art sympathisch. Berührungsängste scheinen ihm fremd zu sein. So hatte man Steffen in den vergangenen Jahren bereits bei seinen sieben vorherigen Trainerstationen erleben können, zuletzt während der sieben Jahre bei der SV Elversberg. Dass er den kleinen Dorfklub aus dem Saarland von der Regionalliga fast bis in die Bundesliga geführt hatte, machte Steffen auch für andere Vereine interessant.
"Werder ist meine Chance, mich weiterzuentwickeln""Ich habe schon fast alle Ligen in meinem Leben trainiert", erzählt Steffen. Doch die Bundesliga fehlte ihm bisher noch. Und so lernt ihn das breite Fußball-Publikum jetzt noch einmal neu kennen. Dabei ist der ehemalige Profi nun fast ein Spätberufener in der höchsten Spielklasse. Angebote habe es wohl früher schon mal gegeben, aber erst als sich Werder meldete, "da musste ich nicht mehr lange überlegen. Ich wusste, das ist meine Chance, mich weiterzuentwickeln."
Und weiterentwickeln soll Steffen in Bremen vor allem die Mannschaft und dabei sein Händchen für junge Talente einbringen. "Es ist grundsätzlich so, dass ich gerne junge Spieler einsetze", sagte Steffen: "Aber das Potenzial muss auch da sein." Von Werders U19, die gerade den DFB-Pokal gewonnen hat, konnte sich Steffen bei seinen Videosichtungen bereits einen Eindruck verschaffen. "Das sind gute Jungs. Da könnte der ein oder andere heranrücken."
Spielervorliebe? "Jung, mittelalt, alt"Aber Steffen stellte auch direkt klar, dass etablierte Spieler natürlich nicht bei ihm abgeschrieben seien. "Jung, mittelalt, alt" – der neue Werder-Trainer mag jedes Spieleralter, fast wie beim Käse. Steffen will sich nach kaum einer Woche in seiner neuen Rolle bei Werder aber nicht zu vorschnell auf Ziele oder Spieler festlegen. Er will sich erst einmal viele Eindrücke verschaffen, Videos sichten, Gespräche führen.
Da bleibt er sich treu und lässt sich seine Gelassenheit auch im aufgeregten Bundesliga-Geschäft nicht nehmen. Doch wenn er über den Fußball an sich spricht, dann strahlt er noch mehr und es sind klare, einfache Schlagworte, mit denen sich wohl viele Anhänger des Sports identifizieren können.
Wir wollen tollen Fußball spielen, Leidenschaft und Begeisterung zeigen. (Werder-Trainer Horst Steffen)
Spielfreude, Einsatzbereitschaft, Teamgeist, Intensität, Gemeinschaft – die Lust und Laune des Fußballspielens soll sich übertragen, auch auf die Fans auf den Tribünen und vor den Bildschirmen. Das ist Steffens Philosophie und immer wieder betont er dabei, wie wichtig ihm Werte sind. Vieles klingt bei ihm nach sehr klaren, aber auch simplen Grundlagen. Doch im Profi-Fußball sind gerade diese vielleicht am schwierigsten durchzusetzen. "Ich freue mich, dass immer mal Nachrichten von früheren Spielern aus allen möglichen Ligen kommen", sagt Steffen: "Dann merkt man, dass man etwas von Wert hinterlassen hat."
Ob es ihm auch in Bremen gelingen wird, bleibt abzuwarten. Steffen lächelt viel an diesem Tag. Dass er große Lust und Neugier auf seine neue Aufgabe, strahlt er aus und transportiert als Typ genau jene Begeisterung, die er mit Werder auch auf dem Rasen entfachen möchte. Mit welchen Spielern er das in der kommenden Saison tun kann, ist weiterhin offen. Die Kaderplanung soll laut Geschäftsführer Clemens Fritz jedoch bereits laufen. Auf der Trainerposition hat Werder jedenfalls seinen Wunschkandidaten schon gefunden.
Mehr zu Werder Bremen:Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 2. Juni 2025, 18:06 Uhr
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