Deutsche Fussballerinnen kämpfen sich dramatisch gegen Frankreich in den Halbfinal


Piroschka Van De Wouw / REUTERS
Ein Spiel entgegen allen Voraussagen zu gewinnen: Das geschieht bei einem Turnier nicht allzu oft. Der deutschen Nationalelf der Frauen ist es in Basel gelungen, gegen die favorisierten Französinnen im Penaltyschiessen zu siegen: Zweimal wehrte Torhüterin Ann-Kathrin Berger die Versuche der Französinnen ab, selber konnte sie ihren Penalty verwandeln.
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Doch der Weg dorthin war ein Martyrium: 105 Minuten absolvierten die Deutschen in Unterzahl, einen Penalty vergaben sie während der regulären Spielzeit. Hoch war der Aufwand, gross die Anstrengung. Nun steht das Team im Halbfinal. Eine kleine Sensation.
Ein Penalty für Haare-ReissenDabei war die Führung der Französinnen in der 15. Minute gewissermassen an den Haaren herbeigezogen: Kathrin Hendrich griff in den Rastazopf ihrer Gegenspielerin Griedge Mbock. Die Französin beklagte sich kurz, allerdings nicht bei der Schiedsrichterin, sondern bei Hendrich. Erst die Video-Assistenz brachte Klärung in die Szene, und das Ergebnis war für das deutsche Team bitter: Hendrich musste vom Feld, sie sah Rot wegen einer Tätlichkeit, und es gab zwangsläufig einen Strafstoss. Den nutzte Grace Geyoro zum 1:0, obwohl Deutschlands Torhüterin Ann-Kathrin Berger die Hand noch an den Ball gebracht hatte.
Im Lager der Deutschen schwante Trainer Christian Wück nichts Gutes. Gegen Schweden kollabierte sein Team in Unterzahl. Doch die Französinnen konnten aus der numerischen Überlegenheit keinen Vorteil schlagen. Im Gegenteil: Die Deutschen traten äusserst diszipliniert auf. Die Zuordnung, die gegen Schweden überhaupt nicht funktioniert hatte, klappte nun reibungslos.
Ein Qualitätsunterschied zwischen den beiden Teams war nicht zu erkennen. Und so kamen die Deutschen durch Sjoeke Nüsken zum Ausgleich nach etwa 25 Minuten – ein Treffer, den sie sich durchaus redlich erarbeitet hatten. Denn das war ein starker Auftritt der deutschen Elf. Nicht bloss defensiv, sondern auch offensiv vermochten sie den favorisierten Französinnen einiges entgegenzusetzen.
Beinahe hätten die Deutschen sogar die Gelegenheit gehabt, in Führung zu gehen. In der 68. Minute hätte ein guter Angriff der Deutschen beinahe die Führung gebracht: Jule Brand war im Strafraum zu Fall gebracht worden, die Schiedsrichterin entschied folgerichtig auf Penalty.
Nüsken, die im deutschen Team zu den besten Akteurinnen zählte, legte sich den Ball zurecht. Einen Penalty hatte sie in diesem Turnier schon verwandelt. Doch dieser Versuch war schlecht ausgeführt, die französische Torhüterin hatte keine Mühe, den halbherzig getretenen Ball abzuwehren.
Französinnen können Überlegenheit nicht nutzenMochte es auch kein herausragender Match sein: Unterhaltsam war das, was beide Teams hier in Basel zeigten, allemal. Dabei mussten vor allem die Französinnen sich einen Vorwurf gefallen lassen: aus ihrer Überlegenheit gar nichts gemacht zu haben.
105 Minuten lang als Favorit in Überzahl zu spielen, ohne zu vielen zwingenden Möglichkeiten zu kommen, ist kein guter Ausweis für das Team von Laurent Bonadei, das den Match in der regulären Spielzeit sogar noch hätte verlieren können. So dauerte es aber bis zum Penaltyschiessen, in dem die Deutschen nervenstärker waren. Im Halbfinal treffen sie nun auf die Spanien, den Weltmeister von 2023.
nzz.ch