DFB-Bundestrainer Julian Nagelsmann braucht Ersatz für verletzten Torhüter Marc-André ter Stegen

2025 wird wohl nicht mehr das Jahr von Marc-André ter Stegen. Erst hatte der deutsche Nationaltorhüter in Diensten des FC Barcelona die Nachricht zu verkraften, dass sein Vereinstrainer Hansi Flick ihn zur Nummer drei hinter Neuzugang Joan Garcia und Routinier Wojciech Szczesny degradierte.
Anschließend musste sich der 33-Jährige auch noch einer Rücken-OP unterziehen. Diese sei zwar ohne Komplikationen verlaufen, wie der FC Barcelona verlauten ließ. In gleicher Stellungnahme teilte der 28-fache spanische Champion jedoch mit, dass die Länge der Pause vom Heilungsverlauf abhänge. Ter Stegen selbst hatte diese bei Instagram auf „etwa drei Monate als Vorsichtsmaßnahme“ taxiert.
Wie lange der Torwart ausfällt, ist mittlerweile zum Politikum geworden. Barcelona will ein Disziplinarverfahren gegen ter Stegen einleiten, weil dieser dem Klub offenbar untersagt, seinen Verletzungsbericht an die medizinische Kommission der Liga weiterzuleiten. Zum Hintergrund: Fällt in Spanien ein Profi vier Monate oder länger aus, kann der Verein 80 Prozent des Gehalts des betreffenden Fußballers nutzen, um einen neuen Spieler zu registrieren. Das käme dem finanziell klammen FC Barcelona gelegen.
Ter Stegen ist aktuell also außer Dienst. Doch die deutsche Nationalmannschaft bestreitet von September bis November pro Monat zwei Qualifikationsspiele zur Weltmeisterschaft 2026. Bundestrainer Julian Nagelsmann erklärte zwar auf einem Trainerkongress in Leipzig, weiter auf ter Stegen als Stammkraft zu setzen („Am Ende ist er unsere Nummer eins, wenn er gesund und im Verein die Nummer eins ist“). Doch egal, wie sich die Situation entwickelt – ein Vertreter wird benötigt. Mindestens für die anstehenden Partien im Herbst. Vielleicht auch länger.
Der frühere Bundestorwarttrainer Sepp Maier forderte zwar schon eine Rückkehr von Manuel Neuer, doch ist diese Wortmeldung vermutlich am ehesten unter dem Begriff Nibelungentreue zu subsumieren. Schon in früheren Zeiten hatte sich der Ur-Münchner des Öfteren mit ähnlichen Aussagen über Oliver Kahn in der Öffentlichkeit hervorgetan.
Hier eine Auswahl möglicher Kandidaten für das deutsche Tor. Darin taucht auch ein Schlussmann des FC Bayern auf, wenn auch nicht Neuer. Außerdem auffällig: Die Torwart-Nation Deutschland hat nach ter Stegens Ausfall keinen Weltklasse-Schlussmann mehr für den Platz zwischen den Pfosten.
Die logischen Nachfolger: Zehn Länderspiele gab es, seitdem Neuer nach der EM 2024 zurückgetreten ist. Oliver Baumann (35, TSG Hoffenheim) und Alexander Nübel (28) vom VfB Stuttgart gehörten dabei stets zum Kader. Baumann kam viermal zum Einsatz, unter anderem bei den Nations-League-Viertelfinals im März gegen Italien, Nübel stand zweimal im deutschen Kasten. Es wäre überraschend, wenn Nagelsmann dieses Duo nun nicht mehr auf dem Zettel hätte.
Der treue Baumann bestritt seine 489 Bundesliga-Spiele für nur zwei Vereine. Bis 2014 trug er das Trikot des SC Freiburg, seitdem steht er im Tor der Hoffenheimer. Mit 16 gehaltenen Elfmetern belegt er in dieser Kategorie Rang vier der Bundesliga-Historie.
Nübel ließ sich in seiner bisherigen Karriere auch von Rückschlägen nicht schockieren. Sowohl bei Schalke 04 als auch Bayern München war er nicht immer unumstritten, ehe er in Monaco und beim VfB (seit 2023) schließlich sein Glück fand und so für die Nationalelf interessant wurde.

Das Deutschland-Dress passt ihm, wenn auch bislang ausschließlich das der U21: Noah Atubolu vom SC Freiburg.
Quelle: Angelika Warmuth/dpa
Die Rekordjäger: Wie auch Baumann entsprang Noah Atubolu der Jugend des SC Freiburg. Seit zwei Jahren ist er Bundesliga-Stammkeeper der Breisgauer und stellte in dieser Zeit direkt einen Bestwert auf. In der abgelaufenen Saison blieb der aktuelle U21-Schlussmann 609 Minuten lang ohne Gegentor und verwies damit den bisherigen SCF-Rekordhalter Richard Golz (510 Minuten, aufgestellt 2000/2001) auf Platz zwei. Doch das ist nicht die einzige Topstatistik des 23-Jährigen. Mittlerweile hielt er vier Elfmeter in Serie (wie bisher vier andere Torleute). Beim nächsten Anlauf eines Gegners aus elf Metern würde er mit einer Parade alleiniger Rekordhalter in der höchsten deutschen Spielklasse werden.
Auch Finn Dahmen (27) machte mit einer Zu-null-Serie von sich reden – und die war noch länger als die von Atubolu. 683 Minuten lang (sechs komplette Bundesliga-Partien plus zwei angeknabberte) hielt der frühere Mainzer im Frühjahr das Tor des FC Augsburg sauber – und wurde damit Sechstbester in der langen Ligahistorie. Kurios: Zuvor hatte der U21-Europameister von 2021 in jeder seiner bis dato 36-Bundesliga-Partien stets mindestens einen Treffer kassiert. „Irgendwo ist es verrückt“, sagte Dahmen dem BR: „Es zeigt, wie schnell es im Fußball gehen kann.“ Dahmen könnte übrigens auch für England spielen, weil seine Mutter Britin ist.

Hätte eine Chance verdient: Stefan Ortega.
Quelle: IMAGO/Sportimage
Die Überraschungskandidaten: Und dann wären da noch Lösungen, mit denen die wenigsten rechnen. Denn wenn Jonas Urbig schon bei Bayern München nicht mal erster Torwart ist, warum sollte er dann der Auserwählte im Nationaltor sein? Vielleicht, weil er eines der größten Talente des Landes ist und dem 21-Jährigen die Zukunft gehören soll.
Stefan Ortega wechselte im Juli 2022 überraschend vom damaligen Bundesliga-Absteiger Arminia Bielefeld zum Weltklub Manchester City, als Nummer zwei. Seitdem stand der Deutsch-Spanier (32) zwar schon im deutschen Kader, kam aber noch zu keinem Länderspiel. Verdient hätte der stets mitspielende Torwart durchaus eine Chance.
Mit gutem Stellungsspiel punktet Robin Zentner (30) von Mainz 05. International für Aufsehen sorgte er 2017, als er nach einem Rückpass Ball und Elfmeterpunkt verwechselte und versuchte, die Kreidemarkierung wegzuschießen, während der Ball hinter ihm wegkullerte.
rnd