Die DFB-Auswahl hält die EM-Spur – dank «deutschen Tugenden», wie der Coach lobt


Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass das deutsche Frauen-Nationalteam fast nie ein EM-Gruppenspiel verliert. Auch wenn es sich gedulden muss und gegen ein Bollwerk anzurennen scheint, hat die Regel auch im zweiten Match der Euro 2025 Bestand.
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Über 15 000 Fans sind aus Deutschland nach Basel gekommen, der Umfang des erneut friedlichen Fanmarsches ist einmal mehr eindrücklich, und als alles vorüber ist, erklingt der Song «Major Tom» von Peter Schilling aus den Lautsprechern. «Völlig losgelöst» hallt durch den St.-Jakob-Park, aber so richtig zum Gebotenen passen will er nicht.
Die Deutschen befreien sich zwar, aber die Däninnen laden nicht zum freien Flug ein. Zu hartnäckig verteidigen sie, bisweilen in einer Fünferkette, die kaum überwindbar wirkt. Das überrascht, weil sie sich nur mit Nadelstichen und mit Konterspiel etwas zuzutrauen scheinen. Immerhin sind sie in der Weltrangliste im 12. Rang klassiert. Verteidigen, spekulieren, auf Fehler der Gegnerinnen warten und danach versuchen, die 32-jährige Pernille Harder (163 Länderspiele, 78 Tore) auf die Reise zu schicken.
Der Videoschiedsrichter greift mehrmals einDas Vorhaben wird von den Däninnen zunächst kurzerhand umgesetzt. Doch nicht die sonst für Bayern München stürmende Harder findet die Lücke, sondern Amalie Vangsgaard, die Stürmerin von Juventus Turin. Ihr Tor zum 1:0 ist sehenswert und bringt die favorisierten Deutschen zusätzlich unter Zugzwang. Diese kommen dem Ausgleich in der ersten Halbzeit zweimal nahe, doch der Videoschiedsrichter legt zweimal sein Veto ein.
Überhaupt entwickelt sich ein Match, der den Videoschiedsrichter mehrfach auf den Plan ruft. Zuerst wird Deutschland wegen einer Abseitsstellung ein Tor aberkannt, etwas später nimmt die Schiedsrichterin einen gepfiffenen Handspenalty zurück, weil die als Handspiel taxierte Aktion ausserhalb des Strafraums stattgefunden hat. Die Wende für die Deutschen folgt erst nach der Pause, als der Videoschiedsrichter im Strafraum zu Recht ein Foul an Linda Dallmann ortet. Sjoeke Nüsken verwandelt den Penalty zum 1:1.
Wenig später bewerkstelligt Lea Schüller (76 Länderspiele, 53 Tore) das 2:1, nachdem Emma Snerle von einem von einer Mitspielerin abgegebenen Ball aus der Nähe mitten im Gesicht getroffen worden und zusammengesackt ist. Eigentlich müsste das Spiel nach einem solch offensichtlichen Knock-out unterbrochen werden, doch die Schiedsrichterin tut dies zum Leidwesen Dänemarks nicht.
Nach dem 2:0-Startsieg gegen Polen doppelt die deutsche Auswahl gegen Dänemark nach und hält nach dem verletzungsbedingten Aus der Captain Giulia Gwinn den Kurs. Janina Minge vertritt Gwinn als Captain, Nüsken tut dies als treffsichere Penaltyschützin. Und auf der rechten Abwehrseite, also dort, wo Gwinn spielen würde, überrascht ihr 21-jähriger Ersatz Carlotta Wamser mit ihrer Aufsässigkeit auch in ihrem vierten Länderspiel.
Der deutsche Trainer Christian Wück, der lange Nachwuchsauswahlen gecoacht hat, streicht nach der Partie die deutschen Tugenden hervor, «den Sieg der Mentalität». Kampf und Siegeswille zeichneten deutsche Teams aus, «egal, ob bei den Männern oder bei den Frauen, egal, ob im Nachwuchs oder im A-Team».
EM-Finalist 2022, WM-Enttäuschung 2023 und Bronzemedaille an den Olympischen Spielen 2024. Wenig deutet im Moment darauf hin, dass Deutschland an der Euro 2025 demnächst in Not gerät.
nzz.ch