Fifa feiert die Klub-WM - eine Zahl und ein gesundes Auge beweisen das Gegenteil

Halbleere Stadien, trostlose Stimmung, doch die Fifa feiert die Klub-WM als Zuschauererfolg. Eine Zahl - und ein gesundes Auge - entlarven Gianni Infantino.
Wer derzeit die Klub-Weltmeisterschaft in den USA im Fernsehen verfolgt, der sieht vor allem eines: Sitzschalen. Die gigantischen Stadien bleiben überwiegend leer, kaum eine der Riesenschüsseln kann den amerikanischen Sportfan für „Soccer“ locken. Die Stimmung – wenn nicht gerade Boca Juniors spielt – ist daher bescheiden. Ein trostloses Turnier.
Nicht für die Fifa. Der Weltverband frohlockt und feiert die spärlich besetzten Ränge als Zuschauererfolg. An den ersten drei Spieltagen hätten mehr als 340.000 Menschen die Spiele in den Stadien verfolgt, teilte die Fifa mit.
Rund 40 Prozent dieser Menschen waren allein bei den beiden bestbesuchten Spielen zwischen Inter Miami und Al Ahly mit 60.927 Zuschauern und dem europäischen Topduell zwischen Paris Saint-Germain und Atlético Madrid mit 80.619 Fans in Pasadena.
Mittlerweile sind insgesamt zwölf Partien bestritten. Laut offiziellen Angaben kamen in Summe 432.990 Menschen zu diesen Spielen. Die Stadionkapazität bei diesen zwölf Begegnungen liegt bei insgesamt 813.594 Zuschauer. Die Auslastung: gerade mal 53,22 Prozent.


Trauriger Negativpunkt: Das Spiel der „Kleinen“ zwischen Ulsan HD (Südkorea) und Mamelodi Sundowns (Südafrika) sahen nur 3.412 von möglichen 25.000 Menschen live im Stadion von Orlando City.
Aber auch die knapp 35.000 Zuschauer beim BVB-Duell mit Fluminense (0:0) gingen im gigantischen Rund des MetLife Stadiums vor den Toren New Yorks (Fassungsvermögen: 82.500) völlig unter. Selbst der FC Bayern konnte die verhältnismäßig kleine Arena In Cincinnati/Ohio im Spiel gegen den neuseeländischen Amateurclub Auckland City nicht gänzlich füllen (21.152 von 26.000 Zuschauer).
Dennoch sei die Fifa „stolz auf die einzigartige und multikulturelle Atmosphäre und Unterstützung, die dieser neue Wettbewerb bereits erzeugt“ habe, sagte Verbandspräsident Gianni Infantino.
Der Verband feiert trotzdem. Für die insgesamt 63 Spiele bis zum Finale am 13. Juli sind nach Fifa-Angaben bislang fast 1,5 Millionen Eintrittskarten verkauft worden. Fans aus mehr als 130 Ländern hätten Tickets gekauft, heißt es. An der Spitze dabei stünden Zuschauer aus den USA gefolgt von Anhängern aus Brasilien, Argentinien und Mexiko.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Tickets werden dem Fan mittlerweile nahezu hinterhergeworfen. Die vor Turnierbeginn horrenden Preise wurden bereits vor dem Eröffnungsspiel radikal reduziert. Im Dezember hatten die günstigsten Tickets für das Messi-Spiel noch 349 Dollar gekostet, unmittelbar davor waren es nur noch 80 Dollar. Studenten kamen schon für 20 Dollar an eine Karte – und durften zusätzlich vier Freunde mitbringen.

Die Fifa nennt es „dynamisches Preissystem“, je nach Nachfrage verändert sich der Ticketpreis. Laut dpa liegen die Preise inzwischen bei der Hälfte der 48 Vorrundenspiele unter 36 Dollar.
Zudem greift der Verband mächtig in die Trickkiste. Beim Ticketpartner „Ticketmaster“ lassen sich teilweise nur noch Plätze in den Blöcken des jeweiligen Stadions anwählen, die die Kamerabilder auch einfangen. Dies soll ein volles Stadion suggerieren. Früher gekaufte Tickets werden teilweise storniert, um sie in andere, sichtbare Blöcke zu verlegen. Dass das trotzdem nicht immer klappt, zeigen die sichtbaren Sitzschalen.
- Inter Miami gegen Al Ahly: 60.927 von 65.000 (Hard Rock Stadium, Miami)
- FC Bayern gegen Auckland City: 21.152 von 26.000 (TQL Stadium, Cincinnati)
- Atlético Madrid gegen PSG: 80.619 von 92.500 (Rose Bowl Stadium, Pasadena)
- Palmeiras gegen FC Porto: 46.200 von 82.500 (MetLife, East Rutherford)
- Seattle Sounders gegen Botafogo: 30.151 von 67.000 (Lumen Field, Seattle)
- Chelsea gegen LAFC: 22.137 von 71.000 (Mercedes-Benz-Stadium, Atlanta)
- Boca Juniors gegen Benfica: 55.574 von 65.000 (Hard Rock Stadium, Miami)
- Flamengo gegen ES Tunis: 25.797 von 67.594 (Lincoln Financial Field, Philadelphia)
- Borussia Dortmund gegen Fluminense: 34.736 von 82.500 (MetLife, East Rutherford)
- River Plate gegen Urawa Reds: 11.974 von 67.000 (Lumen Field, Seattle)
- Ulsan HD gegen Mamelodi Sundowns: 3.412 von 25.000 (Orlando City)
- Monterrey gegen Inter: 40.311 von 92.500 (Rose Bowl Stadium, Pasadena)
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