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Friedhelm Funkel will es noch einmal wissen: Mit dem 1. FC Köln kann der Altmeister seinen siebenten Aufstieg in die Bundesliga schaffen

Friedhelm Funkel will es noch einmal wissen: Mit dem 1. FC Köln kann der Altmeister seinen siebenten Aufstieg in die Bundesliga schaffen
In vertrauter Umgebung: Friedhelm Funkel (rechts) und der Co-Trainer Thomas Hickersberger im Training des 1. FC Köln.

Abschied vom Profifussball: Das scheint ein Gedanke zu sein, den es in der Vorstellungswelt von Friedhelm Funkel gar nicht gibt. Immer wieder, so hat es den Anschein, war der Fussballlehrer vom Niederrhein in den Ruhestand getreten, doch sobald ihn eine interessante Anfrage erreichte, begab sich Funkel zurück auf die Trainerbank.

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Im vergangenen Jahr führte er den 1. FC Kaiserslautern als Zweitligisten in den DFB-Cup-Final gegen den Meister Leverkusen, wegen eines Tores von Granit Xhaka verlor Kaiserslautern denkbar knapp 0:1.

Und auch in diesem Jahr hat sich Funkel zu einer Mission überreden lassen: Zwei Spieltage vor dem Saisonende hat er den Trainerposten im 1. FC Köln übernommen, dessen Vorsprung auf den dritten Platz auf nur noch zwei Punkte geschrumpft ist. Dieser Tabellenrang würde die Barrage zur ersten Bundesliga und nicht den direkten Aufstieg bedeuten.

Die Kölner sehen ihr grosses Saisonziel in Gefahr, und sie handeln genau so, wie der 1. FC Kaiserslautern es vor zwei Wochen tat, als er seinen Trainer Markus Anfang entliess und Torsten Lieberknecht einsetzte.

Der Effzeh entlässt die sportliche Leitung

Trainer-Entlassungen geschehen nicht aus einer Laune heraus. Meist stecken dahinter existenzielle Sorgen. Im 1. FC Köln war die Hoffnung auf die Wiederkehr in die erste Bundesliga gross genug, dass sie die Verantwortlichen dazu verleitete, nicht nur den Trainer Gerhard Struber, sondern auch den Sportdirektor Christian Keller auszutauschen. Nur fünf Punkte aus den letzten fünf Spielen führten dazu, dass sich der Klub vom verantwortlichen Duo trennte.

Das Vorgehen wirkt auf den ersten Blick panisch. Denn aus Köln hatte es immer wieder geheissen, ein weiteres Jahr in der zweiten Bundesliga sei verkraftbar. Nach einem 1:1 gegen den Tabellenletzten Jahn Regensburg hatte der Manager Keller dem Trainer noch sein Vertrauen ausgesprochen. In den Manager hatte die Klubführung dieses allerdings dann nicht mehr; mit Keller hatte sich zuvor der siebente Abstieg der Vereinsgeschichte ereignet. Wie gross der Kölner Ehrgeiz tatsächlich ist, erfuhr der gut informierte «Kicker»: Hinter vorgehaltener Hand habe man in Köln schon zur Winterpause wieder vom internationalen Geschäft gesprochen.

Ein gesunder Realitätsbezug zählte noch nie zu den Stärken des 1. FC Köln. Vielleicht kam der Klub gerade aus diesem Grund auch mit Trainern bestens klar, die eher pragmatisch agierten. Und aus dieser Perspektive ist Friedhelm Funkel der ideale Mann. Der Altmeister gilt mittlerweile als Kultfigur. Nicht wegen lockerer Sprüche oder Exzentrik, sondern genau wegen des Gegenteils: Seit Jahrzehnten steht er für unerschütterliche Unaufgeregtheit. Auf diese Weise hat er einen ganz besonderen Rekord inne: Sechsmal schon ist er mit Mannschaften in die erste Fussballbundesliga aufgestiegen. Nun soll der siebente Aufstieg folgen.

«Der FC ist und bleibt eine Herzensangelegenheit für mich. Es geht ab jetzt darum, in den verbleibenden zwei Spielen alles zu mobilisieren, den Glauben an die eigene Stärke wiederzufinden und den Aufstieg gemeinsam zu schaffen.» So lässt sich Funkel in einer Mitteilung des Klubs zitieren. Nicht bloss aus diesem Grund gilt er im 1. FC Köln für diese Situation als die beste Lösung. Funkel sucht keine Anstellung fürs Leben; ausserdem ist ihm, der im nicht allzu weit entfernten Neuss lebt, die fiebrige Mentalität des Vereins bestens bekannt. Für Funkel ist es bereits das dritte Engagement in Köln: Schon 2002 war er im FC engagiert, ebenso 2021.

Funkel bleibt gerne im Westen

Innerhalb kürzester Zeit zu Ergebnissen zu kommen; schnell zu begreifen, was eine Mannschaft benötigt; auf einfache, aber effektive Methoden zu vertrauen, die jeder begreift und an eingeübte Routinen zu appellieren – dafür steht Friedhelm Funkel. Er ist kein Innovator oder gar Erneuerer, aber einer, der seine Pappenheimer kennt. Zumal Funkel zwar oft zusagt, bei der Wahl seiner Engagements aber keineswegs beliebig verfährt: Gerne bleibt er im Westen, wo er neben Köln auch Fortuna Düsseldorf trainierte – und mit dem Klub in die erste Liga aufstieg.

Dass es ihn im vergangenen Jahr in die Pfalz zog, war neben der reizvollen Aufgabe sicher auch den biografischen Anknüpfungspunkten geschuldet: Friedhelm Funkel zählte zu jener legendären Lauterer Mannschaft, die Real Madrid 1982 mit einem 5:0 aus dem Europapokal warf. Mögen andere Trainer sich im Glanze ihrer Meisterschaften sonnen. Für Funkel sind es die verhinderten Abstiege und die herbeigeführten Aufstiege, die ihn zu einer der populärsten Figuren des deutschen Fussballs machen.

nzz.ch

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