Klub-WM-Aus und Musiala-Schock: Was ist los beim FC Bayern?

Auch wenn der Wettbewerb bei vielen Fußballfans in Deutschland kaum oder gar kein Interesse weckt, so hätte der FC Bayern ihn dennoch gerne gewonnen. Das Aus bereits im Viertelfinale ist daher sportlich eine Enttäuschung.
Auch, dass man erneut gegen einen anderen europäischen Top-Verein verloren hat, kann den Klub-Verantwortlichen nicht gefallen. Schon in der Champions League gab es in der vergangenen Saison Niederlagen gegen Aston Villa, Feyenoord Rotterdam und Inter Mailand. Bei der Klub-WM kam vor dem Aus gegen PSG eine weitere Pleite gegen Benfica Lissabon hinzu.
Zwar war die schwere Verletzung Jamal Musialas im Spiel gegen Paris ein Schock, dennoch wurden die Bayern ihren sportlichen Ansprüchen gegen den Champions-League-Sieger nicht gerecht. In der Offensive fehlte die Durchschlagskraft, Torjäger Harry Kane blieb blass.
Immerhin hat sich der Auftritt der Bayern in den USA finanziell gelohnt. Sie reisen mit rund 53 Millionen Euro mehr auf dem Konto nach Hause.
Was sind Folgen der Verletzung von Jamal Musiala?Der dribbelstarke Offensivspieler hat sich beim Zusammenprall mit PSG-Torhüter Gianluigi Donnarumma das Wadenbein gebrochen und das Sprunggelenk ausgerenkt. Dabei sind offenbar auch einige Bänder in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass eine Operation nötig wird und Musiala monatelang ausfällt.

Damit fehlt Trainer Vincent Kompany eine zentrale Figur seines Systems. Er hat keinen Spieler im Kader, der Musiala eins-zu-eins ersetzen könnte. "Es geht nicht nur darum, einen Spieler zu verlieren", sagte der Belgier. "Wir verlieren einen Kern unseres Spielstils. Jamal ist pures Talent, sein Ausfall wird spürbar sein."
Nun wiegt die Tatsache umso schwerer, dass die Bayern Florian Wirtz nicht nach München locken konnten. Auch die fehlende Bereitschaft, den Vertrag von Offensiv-Allrounder Thomas Müller noch einmal zu verlängern, erscheint nun in einem anderen Licht.
Wahrscheinlich wird Sportvorstand Max Eberl das Werben um Nationalspieler Nick Woltemade vom VfB Stuttgart nun intensivieren.
Warum tut sich der FC Bayern bei Transfers so schwer?Bisher fällt die Bilanz der aktuellen Transferperiode für Eberl schlecht aus. Nach der gescheiterten Vertragsverlängerung mit Leroy Sané ist vor allem links in der Offensive Verstärkung nötig.
Die Verpflichtung von Wunschkandidat Nummer eins, Florian Wirtz, schien zunächst möglich, doch dann entschied sich der Leverkusener für den FC Liverpool. Er wolle "die Bundesliga verlassen und in die Premier League gehen", so Wirtz.
Zudem gab er den Bayern noch mit: "Ich wollte zu einem der Top-Drei-Klubs in der Welt und meiner Meinung nach war Liverpool einer davon." Die Münchener sind es dagegen in seinen Augen offenbar nicht.

Nach Wirtz hätten die Münchener den spanischen Europameister Nico Williams gerne verpflichtet, doch der verlängerte letztlich bei Athletic Bilbao. Ohnehin wäre den Bayern die Ablösesumme, die sich Bilbao vorstellte, wohl zu hoch gewesen. Williams' Gehaltsforderungen waren es definitiv. Und der Spieler wäre wohl auch lieber zum FC Barcelona gewechselt als nach München.
Auch das Bestreben, Rafael Leao von der AC Mailand nach München zu holen, versandete. Zum einen, weil der Spieler zu teuer war, zum anderen, weil nicht alle Verantwortlichen des FC Bayern von den Qualitäten des Portugiesen überzeugt waren.
Weitere Kandidaten sind Bradley Barcola von Paris St. Germain und Luiz Diaz vom FC Liverpool, doch auch hier hakt es. Zwar haben beide Spieler Bereitschaft gezeigt, nach München zu wechseln, ihre Klubs haben einem Wechsel aber eine Absage erteilt.
Nun könnte Woltemade der "Königstransfer" werden. Allerdings verlangt der VfB Stuttgart eine horrende Ablösesumme von bis zu 100 Millionen, worauf sogar Eberl öffentlich die Frage stellte: "Ist Nick Woltemade das wert?"

Gleichzeitig ist fraglich, ob der schlaksige Stürmer nach nur einer guten Saison beim VfB bereit ist für den FC Bayern und ob die Münchener ihn überhaupt brauchen.
Kurzfristig könnte er den Ausfall von Musiala kompensieren, aber wenn der wieder fit ist und Harry Kane in Normalform spielt, gibt es in der Startelf der Bayern eigentlich keinen Platz für Woltemade. Und für einen Ergänzungsspieler wäre die Ablösesumme dann definitiv zu hoch.
Was bedeutet das für die sportliche Leitung?Unterm Strich steht Eberl als jemand da, der sich laufend Körbe einhandelt und nicht in der Lage ist, den Kader so zu verstärken, wie es nötig wäre. Bislang hat er lediglich Innenverteidiger Jonathan Tah von Bayer Leverkusen und den 19-jährigen Mittelfeldspieler Tom Bischof aus Hoffenheim verpflichtet.
Der Sportvorstand steht zusätzlich auch deshalb unter Druck, weil er vom Vorstand nicht nur die Vorgabe hat, den Kader prominent zu verstärken, sondern auch, durch Verkäufe Transfereinnahmen zu erzielen. Auch hier konnte er bislang keine Erfolge erzielen. Leroy Sané wechselte vor rund drei Wochen ablösefrei zu Galatasaray Istanbul.
Zudem ist unklar, wie groß Eberls Entscheidungsgewalt überhaupt ist, da er bei Vertragsverhandlungen immer wieder von Jan-Christian Dreesen, dem Vorstandvorsitzenden, ausgebremst wurde.

Im Fall Thomas Müller widersprach ihm Uli Hoeneß öffentlich. Eberl hatte gesagt, Müller könne selbst über seine Zukunft entscheiden und man müsse nicht groß verhandeln, wenn er bleiben wolle. Hoeneß entgegnete: "Wir sind nicht auf dem Basar." Letztlich folgte nach 17 Profijahren in München die Trennung von Müller.
Für Trainer Vincent Kompany wird es darum gehen, mit der Mannschaft auf dem Platz Erfolge zu erzielen. Die Fußball-Bundesliga hat man in der vergangenen Saison letztlich klar dominiert.
Allerdings tat das frühe Aus im DFB-Pokal und vor allem das Scheitern im Viertelfinale der Champions League weh. Nach dem Ausscheiden im Viertelfinale der Klub-WM steht auch der Trainer in seinem zweiten Jahr beim FC Bayern unter Erfolgsdruck.
Welche Konsequenzen könnte es geben?Das hängt vom sportlichen Erfolg in der kommenden Saison ab. Die Erwartung ist in München stets klar definiert: in der Bundesliga die Meisterschaft gewinnen und in der Champions League um den Titel kämpfen. Je früher eines der beiden Ziele in Gefahr gerät, umso eher dürfte es Konsequenzen geben.
Fraglich ist dann unter Umständen nur, wenn es trifft: Eberl, weil er nicht in der Lage war, den Kader konkurrenzfähig zu machen oder Kompany, weil er aus der Mannschaft nicht das Gewünschte herausholt?
dw