Wie PSG vom neuen Champions-League-Modus profitierte

Paris Saint-Germain brauchte einen langen Anlauf, um erstmals die Champions League zu gewinnen - und deren umfassende Reform. Erschwert die UEFA einen solchen Weg bald wieder?
Fünfmal verloren, aber das entscheidende Spiel gewonnen: Paris Saint-Germain feiert in München den Champions-League-Titel. IMAGO/ZUMA Press Wire
Als die Spieler von Paris Saint-Germain tief in der kalten Nacht des 26. November die Allianz-Arena verließen, dachte wohl niemand von ihnen daran, dass sie hier bald noch einmal antreten würden. Am fünften Spieltag der neuen Champions-League-Ligaphase hatte PSG soeben zum dritten Mal verloren, Ousmane Dembelé war beim verdienten 0:1 gegen den FC Bayern vom Platz geflogen, und die Tabelle sah nach purem Abstiegskampf aus: vier Punkte, Platz 25 und weniger Tore als Donezk, Girona oder Bratislava.
Ein halbes Jahr später reckte PSG trotzdem im 13. Anlauf seit der Katar-Übernahme den Henkelpott in den Münchner Nachthimmel, weil Trainer Luis Enrique taktisch und atmosphärisch viele kluge Entscheidungen getroffen - vor allem aber, weil ihm der neue Modus der Königsklasse die nötige Zeit dafür verschafft hatte. Man kann getrost behaupten: Im alten Format wäre 2025 ein anderes Team Champions-League-Sieger geworden.
Noch nie triumphierte ein Team mit mehr als vier NiederlagenDie sieben Punkte, die PSG nach sechs Spieltagen auf dem Konto hatte, hätten jedenfalls in der einstigen Gruppenphase kaum fürs Weiterkommen gereicht, womöglich nicht einmal für den Abstieg in die Europa League. Seit der Saison 2020/21 gab es in 32 Gruppen nur einmal eine Konstellation, in der ein Team mit so wenigen Zählern noch in die K.-o.-Phase einzog (Atletico Madrid 2021/22).
Außerdem gewann 2025 erstmals eine Mannschaft den Henkelpott, die im Verlauf des Wettbewerbs mehr als vier Niederlagen kassiert hatte. PSG unterlag in der Vorrunde neben Bayern auch Arsenal und Atletico, zudem im Achtelfinalhinspiel gegen Liverpool und im Viertelfinalrückspiel bei Aston Villa.
Zwar haben beide Zahlen direkt mit dem neuen Modus zu tun - PSG hätte schließlich früher nicht so früh auf so viele hochkarätige Kontrahenten treffen können und hatte durch die Erfindung von Ligaphase und K.-o.-Runden-Play-offs auch mehr Gelegenheiten, Spiele zu verlieren. Trotzdem belegt der neue Titelträger, was die Reform Teams ermöglicht, die erst nach dem Jahreswechsel richtig ins Rollen kommen. Mit überzeugenden Januar-Siegen gegen Manchester City (4:2) und beim VfB Stuttgart (4:1) war PSG noch vom 25. auf den 15. Platz gesprungen.
Ändert die UEFA etwas an der Heimrecht-Regelung?Gut möglich allerdings, dass sich ein solches Comeback schon bald schwerer wiederholen lässt. Die UEFA erwägt eine Anpassung des Modus, wonach die besten Teams der Ligaphase in den Rückspielen aller folgenden Runden Heimrecht erhalten. "Ja, wir diskutieren darüber. Es gibt aber noch keine Entscheidung dazu", hatte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin im kicker-Interview erklärt (k+). "Für mich persönlich ergibt das Sinn."
Zumindest in den K.-o.-Runden-Play-offs gegen Stade Brest und im Halbfinale gegen Arsenal hätte PSG dann nicht zuhause das Weiterkommen klarmachen können.
kicker