BP: Die Kehrtwende
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Bereits seit vielen Jahren hat der Ölriese BP beharrlich in Erneuerbaren Energien investiert. Die Briten steckten dabei zunächst auch große Summen in Projekte, deren Wirtschaftlichkeit eindeutig in Frage stand. Dadurch ist BP zu einem der führenden Player geworden. Jetzt sind Erneuerbare in vielen Bereichen wettbewerbsfähig, da hat der CEO eine Idee....
So soll sich BP künftig wieder stärker auf das Kerngeschäft rund um Öl und Gas fokussieren. Gleichzeitig sollen die Investitionen in erneuerbare Energien drastisch zurückgefahren werden, wie BP-Chef Murray Auchincloss am Mittwoch auf dem Kapitalmarkttag der Londoner erläuterte. Der Schritt soll die zuletzt enttäuschten Anleger besänftigen und der Aktie nach schlechtem Lauf zur Erholung verhelfen.
BP möchte jährlich rund 10 Milliarden US-Dollar in die Geschäfte rund um Öl und Gas investieren. Die Ölproduktion soll bis 2030 auf 2,3 bis 2,5 Millionen Barrel Rohöleinheiten pro Tag steigen. Derweil werden die jährlichen Investitionen in erneuerbare Energien deutlich auf 1,5 bis 2 Milliarden Dollar sinken. In die Energiewende werde nur sehr selektiv investiert. Außerdem sollen bis Ende 2027 Vermögenswerte von rund 20 Milliarden Dollar verkauft werden, um die Verschuldung zu reduzieren. So steht beispielsweise und wie erwartet die Schmierstoffsparte Castrol auf dem Prüfstand.
BP-Chef Auchincloss vollzieht damit eine 180-Grad-Wende, nachdem sein Vorgänger Bernard Looney die erneuerbaren Energien noch stark ausbauen wollte. 2020 hatte BP das Ziel ausgegeben, die Öl- und Gasproduktion zugunsten der erneuerbaren Energien bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren. Anfang 2023 wurde das Ziel zunächst auf 25 Prozent korrigiert. Im vergangenen Jahr hatte BP dann deutlich weniger Gewinn gemacht als 2023.
Die Planänderung dürfte auch mit dem US-Hedgefonds Elliott Management zusammenhängen. Anfang des Monats berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass Elliott eine größere Aktienposition erworben habe und fast fünf Milliarden Dollar an BP hält. Medienberichten zufolge drängt der Investor darauf, wieder mehr in Öl und Gas zu investieren. Das entspricht auch der Politik von US-Präsident Donald Trump. Sollte der Strategiewechsel den aktivistischen Investor nicht überzeugen, könnte Elliott auf Veränderungen im Management drängen, berichtete Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
Allerdings regt sich gegen die Pläne getreu dem Motto "zurück in die Vergangenheit" auch Widerstand.
Ganz klar könnte sich eine auf kurzfristige Rendite getrimmte Strategie zunächst positiv auf den Aktienkurs auswirken. Und natürlich ist es auch durchaus möglich, dass Öl und Gas noch deutlich länger benötigt werden als man es sich bezüglich des Klimawandels eigentlich erhofft. Doch durch die zu einseitigen Investitionen in Öl und Gas ist ein Unternehmen dieser Größe einfach zu riskant aufgestellt. Denn schließlich will der Global Player BP auch in den kommenden Jahrzehnten zu den führenden Energiekonzernen zählen. Und diesbezüglich drohen die Briten deutlich den Anschluss an breiter positionierte Konkurrenten wie etwa TotalEnergies oder Shell zu verlieren. Nichtsdestotrotz gilt weiterhin: Wer bei der günstig bewerteten Dividendenperle an Bord ist, kann nach wie vor bleiben. Der Stoppkurs sollte bei 3,50 Euro belassen werden.
Enthält Material von dpa-AFX
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