Fokus auf vermögende Kunden: Julius Bär zückt den Rotstift – und will so mittelfristig wachsen

Die Schweizer Privatbank Julius Bär will nach turbulenten Monaten wieder in die Offensive gehen. CEO Stefan Bollinger präsentierte in London eine neue Strategie, die das Institut bis 2028 zurück auf den Wachstumspfad führen soll.
Der seit Januar amtierende Bankchef zieht nach 20 Wochen eine erste Bilanz: „Seit Januar haben wir auf mehreren Ebenen große Fortschritte erzielt, um unsere Organisation zu stärken und das Vertrauen all unserer Stakeholder zu festigen“, so Bollinger. Nun gelte es, das volle Potenzial der Bank freizusetzen.
Ambitionierte WachstumszieleDie neuen Mittelfristziele sind ehrgeizig: Bis 2028 peilt Julius Bär ein jährliches Netto-Neugeldzuwachs von 4 bis 5 Prozent an. Die adjustierte Cost/Income-Ratio soll auf unter 67 Prozent sinken. Zudem strebt die Bank eine Eigenkapitalrendite von mindestens 30 Prozent an.
Um diese Ziele zu erreichen, hat Bollinger fünf strategische Prioritäten definiert. Im Kern gehe es darum, das Wachstum im Kerngeschäft Wealth Management anzukurbeln und gleichzeitig die Effizienz zu steigern. Die Bank will sich noch stärker auf vermögende und sehr vermögende Kunden fokussieren.
Millionenschwere SparrundeParallel dazu dreht Julius Bär kräftig an der Kostenschraube. Zusätzlich zu den bereits angekündigten Einsparungen will die Bank bis 2028 weitere 130 Millionen Franken einsparen. Die Umsetzungskosten dafür beziffert das Institut auf etwa die Hälfte dieser Summe.
Die Maßnahmen sollen vor allem durch Prozessoptimierungen und IT-Vereinfachungen erreicht werden. Ein besonderer Fokus liegt auf der Reduktion der Sachkosten. Das bereits laufende Kostenprogramm 2023 bis 2025 wird die Bank nach eigenen Angaben um rund 20 Millionen Franken übertreffen.
Seit Bollingers Amtsantritt im Januar hat Julius Bär seine Führungs- und Managementstrukturen angepasst, die Geschäftsleitung verkleinert und ein neues Global Wealth Management Committee eingeführt. Zudem wurde die regionale Organisation gestrafft und eine neue Einheit Global Products & Solutions etabliert. Auch das Risikomanagement erhielt eine neue Struktur – mit Ivan Ivanic als neuem Chief Risk Officer ab Juli.
Die Bank zieht sich zudem aus dem brasilianischen Onshore-Geschäft zurück und steigt dafür in Italien ein. Ein neues Kompetenzzentrum für besonders vermögende Kunden soll die Betreuung verbessern.
Aktienrückkäufe auf EisEine Enttäuschung für Aktionäre: Der Verwaltungsrat will vorerst keine neuen Aktienrückkaufprogramme auflegen. Man warte zunächst auf grünes Licht der Finanzmarktaufsicht Finma, hieß es. Die grundsätzliche Ausschüttungspolitik bleibe aber unverändert.
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