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Wohnungsnot, Fachkräftemangel, Bürokratie: Die Baustellen der neuen Bauministerin Verena Hubertz

Wohnungsnot, Fachkräftemangel, Bürokratie: Die Baustellen der neuen Bauministerin Verena Hubertz

Das Merz-Kabinett steht. Künftig übernimmt Verena Hubertz (SPD) die Leitung des Bauministeriums. Die 37-jährige Frau aus Trier löst ihre Parteikollegin Klara Geywitz ab.

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Hubertz, die Erfahrungen aus der Wirtschaft mitbringt, hat gegenüber ihrer Vorgängerin einen Vorteil: Das Ministerium, das sie führen soll, gibt es bereits. Der Nachteil: Die Erwartungen dürften gerade deshalb hoch sein.

Zwar hatte die Ampel-Regierung erkannt, dass im Wohnungsbau dringend etwas passieren muss. Doch das Ziel, jährlich 400.000 Wohnungen zu schaffen, hat sie Jahr für Jahr verfehlt. Wohl auch deshalb haben es Union und SPD dieses Mal vermieden, eine feste Zahl an neuen Wohnungen zu versprechen. Allerdings steht auch ohne das Versprechen fest, dass es neue Wohnungen braucht. Dabei warten gleich mehrere Herausforderungen auf die neue Bauministerin. Ein Überblick.

Wer in einer Großstadt lebt, weiß wie schwer es ist, eine erschwingliche Wohnung zu finden. Der Bedarf an Wohnraum in Deutschland ist groß – und wird nicht annähernd gedeckt. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) schätzt, dass bis 2030 jährlich gut 320.000 Wohnungen dazukommen müssten, um die Nachfrage zu bedienen.

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Wohnungen sind vor allem in den Städten knapp, der Neubau hinkt hinterher.

Wohnungen sind vor allem in den Städten knapp, der Neubau hinkt hinterher.

Quelle: IMAGO/Wolfilser

Andere Schätzungen gehen sogar von einem noch höheren Bedarf aus. Gebaut wird allerdings deutlich weniger: 2023 kamen nur 294.400 neue Wohnungen dazu. Frische Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor, allerdings rechnet so gut wie niemand mit einer Zunahme – eher dürfte die Zahl noch gesunken sein. Zwar gibt es langsam eine leichte Erholung im Wohnungsbau, doch noch immer sind die Baukosten vergleichsweise hoch und viele Bauherren zurückhaltend.

Es gibt wohl kein Wort, das öfter fällt, wenn es um die Sorgen und Nöte von Unternehmen geht: Bürokratie. „Wenn Sie Pech haben, warten Sie mehrere Monate auf eine Baugenehmigung“, sagt Timo Kirstein, Vorstandsvorsitzender der Branchen-Initiative „Deutschland baut“. Kirstein, der beim Baustoffhändler Stark den Vertrieb verantwortet, beobachtet zudem eine Zunahme neuer DIN-Normen beim Bau. „Alle reden darüber, aber niemand tut etwas dagegen“, sagt er.

Die Liste ließe sich lange erweitern, der Frust in der Branche über lahme Prozesse ist deshalb groß. Das Problem ist bekannt, Union und SPD wollen es laut Koalitionsvertrag auch angehen und kündigen Entbürokratisierung an. Die Frage ist allerdings, was sie tatsächlich umsetzen werden – zumal gerade im Bauwesen vieles in Zuständigkeit von Ländern und Kommunen liegt.

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Auf Deutschlands Baustellen fehlt der Nachwuchs. Schon länger klagt die Branche über einen sich zuspitzenden Fachkräftemangel. Zwar hat die schwache Konjunktur das nun etwas überlagert – in der Bauindustrie wurden zuletzt sogar Stellen abgebaut – doch perspektivisch bleibt die Rechnung ernüchternd: In vielen Betrieben rücken weniger Leute nach als Beschäftigte den Betrieb verlassen. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) rechnete zuletzt damit, dass allein aufgrund des demografischen Effekts bereits 2030 rund 120.000 Fachleute fehlen.

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Deutschland wird immer älter. Wer kluge Wohnungspolitik betreiben will, muss das berücksichtigen. Neubau allein hilft nicht weiter, künftig wird es mehr um Barrierefreiheit und altersgerechte Quartiersplanung gehen müssen. Der Bedarf ist bereits jetzt enorm: Laut einer Studie des Pestel-Instituts fehlen gut 2,2 Millionen barrierearme Wohnungen - Tendenz steigend. Der Wohnungsbau sei „überhaupt“ nicht auf den demografischen Wandel vorbereitet, sagte Klara Geywitz im vergangenen Jahr. Hinzu kommt, dass in manchen Orten schon jetzt die Bevölkerung schrumpft. Was es braucht, sind kluge Lösungen gegen verlassene Ortskerne und leerstehende Häuser.

Bauroboter, die sich durch Wände bohren und Apps, die Architekten das Leben erleichtern: Um schneller und günstiger zu bauen, gehen Bauunternehmen neue, digitale Wege. Beim Schalungs- und Gerüstsystemhersteller Peri aus Baden-Württemberg etwa kommt 3D-Betondruck als serielle Baumethode zum Einsatz. „Der Vorteil: Kürzere Bauzeiten und geringere Kosten“, sagt Geschäftsführer Thomas Imbacher. Zudem entstünden durch neue Technologien auch neue und attraktive Berufsbilder im Bau.

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Der Traum vom Eigenheim wird nicht immer erfüllt.
Eine neue Wohnsiedlung in Bayern. Die Nachfrage nach Immobilienkrediten steigt wieder.
Lucas Klinkenbusch will Architektur völlig neu denken. Mit gebrauchten Baustoffen will er seinen Auftraggebern viel Geld sparen.

Allerdings stecken manche Anwendungen – beispielsweise im Bereich Künstlicher Intelligenz – noch in den Kinderschuhen. Und das Beratungsunternehmen PWC kommt in einer Studie zu dem Schluss, dass Bauunternehmen zwar das große Potenzial digitaler Technologien erkennen, ihre eigenen digitalen Fähigkeiten aber als gering einschätzen. Eine große Mehrheit der von PwC befragten Unternehmen wünscht sich demnach weniger Bürokratie und einen Ausbau der digitalen Infrastruktur.

Auf Hubertz warten also gewaltige Aufgaben. Offen ist allerdings noch, welche Kompetenzen genau bei ihr liegen werden, schließlich gibt es bei dem Thema Überschneidungen in andere Ministerien wie Umwelt oder Justiz. Und dann wären da auch noch die Länder und Kommunen, bei denen ebenfalls Zuständigkeiten liegen.

Hubert selbst pochte am Montag auf einer Pressekonferenz bereits auf Tempo. „Wir haben eine Infrastruktur, die bröckelt und wir haben mit dem Wohnmarkt eines der großen sozialen Probleme unserer Zeit“, sagte sie und fügte hinzu: „Die Bagger müssen wieder rollen.“

rnd

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