Grundwasserstress in Deutschland: Neue BUND-Studie warnt vor Übernutzung

In zahlreichen Regionen Deutschlands spitzt sich die Lage um die Verfügbarkeit von Grundwasser zu. Dies geht aus einer aktuellen Grundwasserstudie des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hervor, die heute veröffentlicht wurde. Die Untersuchung, die vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) im Auftrag des BUND durchgeführt wurde, zeigt, dass in der Hälfte aller deutschen Landkreise und kreisfreien Städte zu viel Grundwasser entnommen wird oder die Grundwasserspiegel merklich sinken. Besonders betroffen sind nicht nur die bereits als trocken bekannten Regionen im Osten des Landes, sondern auch Ballungsgebiete etwa am Rhein sowie Regionen in Niedersachsen.
In 94 der 201 betroffenen Landkreise ist der Grundwasserstress akut, das heißt, die Grundwasserstände sind laut Studie in den vergangenen Jahren signifikant gesunken. Laut Verena Graichen, BUND-Geschäftsführerin Politik, ist das kein regionales Randproblem mehr: „Unsere Grundwasserreserven werden systematisch übernutzt. Dürreperioden und Extremwetterlagen, die eine Folge der Klimakrise sind, verschärfen die Lage weiter.“
Daneben sind 141 Landkreise von strukturellem Grundwasserstress betroffen. Das bedeutet, dass 20 Prozent mehr Grundwasser entnommen wird, als nachgebildet werden kann. In 30 Landkreisen sind beide Zustände zu beobachten.
Ein rein regionales Problem ist der Grundwasserstress laut Studie allerdings nicht. Ein Großteil des Grundwassers wird demnach für die Trinkwasserversorgung genutzt. Teilweise wird es dafür kilometerweit über Fernwasserleitungen in Städte transportiert. Das sorgt in den Landkreisen, aus denen das Grundwasser eigentlich stammt, für Übernutzung. Hinzu kommen nichtöffentliche Nutzer: Neben dem Bergbau und dem verarbeitenden Gewerbe beansprucht auch die Landwirtschaft laut der Studie große Mengen Grundwasser, insbesondere für die Bewässerung in intensiv genutzten Agrarregionen.
Die Autoren der Studie empfehlen zur Entlastung der Ressource Grundwasser unter anderem, die Wiederverwendung und den Wasserrückhalt zu fördern. In Bereichen, in denen kein Wasser in Trinkwasserqualität benötigt wird, wie etwa Industrie und Landwirtschaft, sollte die Wiederverwendung von Brauchwasser ausgebaut werde, heißt es. Zudem bedürfe es einer überregionalen Strategie zur Vermeidung von Grundwasserstress.
Die Studienautoren bemängeln allerdings auch die Datenlage: Zahlen zur Grundwasserentnahme würden häufig nur in dreijährigem Turnus erfasst und zur Verfügung gestellt. Häufig gäbe es Daten zudem nicht auf Landkreisebene, was detaillierte Analysen zur Wassernutzung erschwert.
Der BUND selbst plädiert für den Schutz des Grundwassers vor Verschmutzung durch gefährliche Chemikalien, Pestizide und Arzneimittel. Auf Basis der Nationalen Wasserstrategie der Bundesregierung fordert die Umweltorganisation zudem Maßnahmen, um den Verbrauch und eine faire Verteilung des Wassers zu verringern. Dazu gehört eine Priorisierung der Wasserentnahmen sowie eine Anpassung der Wasserentgelte, die aktuell noch je nach Bundesland variieren und teilweise sogar kostenfrei sind, ebenso wie gezielte Fördermaßnahmen, um Ökosysteme zu stärken. „Landschaften müssen so wiederhergestellt werden, dass sie Trockenperioden und Starkregen abfedern“, so Graichen.
rnd