Mehr als 30 Millionen Euro für die einzige deutsche Portfolio-Company von Andreesen Horowitz

Drei ehemalige Delivery Hero-Manager wollen mit Payrails Probleme großer Unternehmen beim Onlinezahlungsverehr lösen. Wie das Fintech so gut durch die Krise gekommen ist.
Es ist eine der größten Fintech-Finanzerungsrunden dieses Jahres in Deutschland: Mit 32 Millionen US-Dollar hat das Berliner Startup Payrails seine Series-A geschlossen. Im Lead dabei ist die deutsche Wagniskapiatlfirma HV Capital, EQT Ventures aus Schweden und der US-Investor General Catalyst und der VC Andreessen Horowitz (a16z) investierten ebenfalls.
Letzterer ist seit 2022 in Payrails investiert. Es war damals das erste Investment des kalifornische VCs von Marc Andreessen und Ben Horowitz in ein deutsches Fintech – ever. Überhaupt: Der Startup-Standort Deutschland war und ist immer noch kaum auf dem Radar der Amerikaner. Zuvor hatte a16z nur ein einziges Mal in eine in Deutschland gegründete Firma investiert, in Rasa. Das KI-Chatbot-Startup hatte allerdings damals bereits ein Bein in den USA, wo heute auch der Hauptsitz ist. So besonders also schien den Investoren damals also schon das, was das dreiköpfige Payrails-Gründerteam vorhatte.
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Orkhan Abdullayev, Emre Talay und Nicolas Thouzeau kannten sich von ihrer gemeinsamen Zeit bei Delivery Hero, wo die Manager im Finance-Bereich des Unternehmens eine Lösung für ein Problem suchten, das E-Commerce-Anbieter kennen: Wenn einmal einer von mehreren Zahlungsdienstleistern ausfällt, wie kann man Kunden fiktionslos auf einen anderen umleiten? Aus ihrer Idee für eine Software, die da hilft, entstand der Beschluss, ein eigenes Startup zu gründen. Sie verließen ihren alten Arbeitgeber im Guten, der damalige CFO von Delivery Hero, Emmanuel Thomassin, wurde einer der ersten Investoren des Startups.
Die jetzige Payrails-Runde dürfte nicht nur für Andreessen Horowitz, sondern auch die anderen Investoren eines von eher wenigen Fintech-Investments der letzten Zeit gewesen sein. Das Segment hatte in den vergangenen eineinhalb Jahren mit schwierigen Bedingungen zu kämpfen. Das weltweite Investitionsvolumen in Fintechs war 2024 auf den niedrigsten Stand seit sieben Jahren gefallen, was vor allem an hohen Zinsen, Inflation und geopolitischer Unsicherheit lag.
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War es schwer, in diesem Klima zu raisen? Nicht anders als zuvor, sagt Orkhan Abdullayev. „Das war jetzt unsere dritte Runde mit großem Investoreninteresse. Und das Marktumfeld war schon bei der vorherigen herausfordernd, weil es zu diesem Zeitpunkt, 2022, fast keine Finanzierungsrunden in Europa gab.“ Dennoch: Seit der Gründung 2021 haben Investoren rund 52 Millionen US-Dollar in Payrails investiert.
Nichtsdestotrotz hätten die Gründer ihre Runway gut im Griff behalten, sagt Abdullayev. Im Umgang mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Kapital seien sie immer „sehr diszipliniert“ gewesen. Und sie hätten auch immer auf schnelles Wachstum UND Umsatz geschaut. Denn das war besonders in der klammen Zeit Key: „Wenn ein Unternehmen gut läuft und man starke Wirtschaftlichkeit vorweisen kann, findet man auch Investoren.“
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Die „starke Wirtschaftlichkeit“ zeigt sich unter andere in den großen Namen der Kunden, die nach Angabe des Unternehmens Payrails mittlerweile nutzen. Das sind Marken wie Puma, Vinted, Flix und In-Drive. Sie verwalten ihre Zahlungsprozesse mit der Software des Berliner Startups, steuern verschiedene Zahlungsdienstleister wie Stripe oder Adyen zentral und können Zahlungseingänge, die Weiterleitung an die passenden Anbieter, die Analyse von Transaktionsdaten und den Abgleich von Zahlungen über die Plattform abwickeln.
Nach eigenen Angaben verarbeitet Payrails täglich mehr als eine Million Transaktionen in 30 Ländern. Der Fokus liegt bislang auf EMEA – Payrails unterhält Büros in Berlin, Paris, London, Kairo und Dubai – womöglich aber künftig auch in den USA, deutet Abdullayev im Gespräch mit Gründerszene an. „Auch wenn Berlin unser Home Turf ist.“
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businessinsider