Sonnensturm trifft auf Erde: Chance auf Polarlichter in Deutschland?

In der Nacht von Samstag auf Sonntag (14. auf 15. Juni 2025) erwarten Experten einen Sonnensturm, der auf die Erde treffen könnte. Die US-Wetterbehörde NOAA stuft das Ereignis als moderaten geomagnetischen Sturm der Kategorie G2 ein. Was gefährlich klingt, ist für Menschen harmlos. Im Gegenteil – oft haben Sonnenstürme eine schöne Begleiterscheinung.
Ein Sonnensturm entsteht, wenn die Sonne große Mengen an Energie und geladene Teilchen ins All schleudert. Diese Teilchenwolken, auch als koronale Massenauswürfe (CME) bezeichnet, rasen mit hoher Geschwindigkeit durchs Weltall und können das Magnetfeld der Erde treffen. Dort sorgen sie für besondere Himmelserscheinungen und können technische Systeme beeinflussen.
Die auffälligste Folge eines Sonnensturms sind Polarlichter. Normalerweise sind sie nur in sehr nördlichen Regionen zu sehen, doch bei starken Sonnenstürmen können sie auch in Deutschland am Himmel erscheinen – vor allem in Norddeutschland.
Neben den beeindruckenden Lichtern kann ein Sonnensturm auch technische Auswirkungen haben. Kurzzeitige Störungen bei Stromnetzen, Satelliten und GPS-Systemen sind möglich. Auch Funkverbindungen können beeinträchtigt werden, insbesondere in höheren Breitengraden. Für die meisten Menschen auf der Erde besteht jedoch keine direkte Gefahr – unsere Atmosphäre und das Magnetfeld schützen uns zuverlässig vor den geladenen Teilchen.
Ein Risiko stellen Sonnenstürme vor allem für Satelliten oder Astronauten im All dar. Im Februar 2024 brachte ein Sonnensturm 40 Satelliten des Raumfahrunternehmens SpaceX aus ihrer Umlaufbahn, woraufhin sie in der Erdatmosphäre verglühten.
Ein geomagnetischer Sturm hatte die Steuerung des Satelliten beeinträchtigt und sie aus ihrer Umlaufbahn geworfen.
Quelle: Reuters
In Flugzeugen, die in großer Höhe und auf Polarstrecken unterwegs sind, kann es während eines Sonnensturms zu erhöhter Strahlenbelastung oder technischen Störungen kommen. Indirekt können auch Stromnetze und Kommunikationssysteme betroffen sein, allerdings treten schwerwiegende Ausfälle nur bei sehr starken Sonnenstürmen auf.
Sonnenstürme sind keine Seltenheit. Ihre Häufigkeit hängt vom sogenannten Sonnenzyklus ab, der etwa elf Jahre dauert. In besonders aktiven Phasen können zwei bis fünf Sonnenstürme pro Monat auf die Erde treffen. Die meisten davon sind jedoch so schwach, dass sie kaum bemerkt werden.
Anders als im Mai 2024, als ein Sonnensturm der höchsten Kategorie auf die Erde traf, wird der aktuelle Sonnensturm als moderat eingeschätzt. Die Chancen auf Polarlichter stehen trotzdem gut, besonders in nördlichen Regionen Deutschlands.
Auch in Regionen in Mitteldeutschland könnten bei günstigen Wetterbedingungen Polarlichter zu sehen sein. In der Nähe von Gebieten mit hoher Lichtverschmutzung stehen die Chancen dagegen schlecht.

Im Mai 2024 sorgte ein besonders starker Sonnensturm für Polarlichter über Deutschland. Auch über dem Pferdskopf bei Treisberg im hessischen Hochtaunuskreis waren das Naturschauspiel zu beobachten.
Quelle: Lando Hass/dpa
Wer einen Blick auf die Polarlichter am Wochenende erhaschen möchte, sollte einen Mittagsschlaf machen. Die größte Chance besteht im Zeitraum zwischen 22.30 Uhr und 1.30 Uhr in der Nacht zu Sonntag, 15. Juni 2025.
Polarlichter sind nicht zwangsläufig die direkte Folge von Sonnenstürmen – diese können jedoch besonders eindrucksvolle und weit sichtbare Lichterscheinungen am Himmel hervorrufen.
Polarlichter entstehen, wenn geladene Teilchen von der Sonne auf das Magnetfeld der Erde treffen und in die obere Atmosphäre eindringen. Dort regen sie Sauerstoff- und Stickstoffatome zum Leuchten an – das ist das Polarlicht. Diese geladenen Teilchen kommen nicht nur bei Sonnenstürmen zur Erde, sondern auch durch den sogenannten Sonnenwind, einen stetigen Strom von Teilchen, den die Sonne immer aussendet. Auch ohne Sonnensturm gibt es daher in den Polarregionen fast täglich Polarlichter, wenn auch meist schwächer.
rnd