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Sportmuffel oder Sportskanone: Welche Rolle spielen die Gene?

Sportmuffel oder Sportskanone: Welche Rolle spielen die Gene?

Jeder kennt es noch vom Schulsport - während die einen jedes Tor treffen und sich spielend leicht Seile hochhangeln können, tun sich andere damit extrem schwer. Sie trotten beim Laufen mit einer halben Runde Abstand hinterher und werden beim Zusammenstellen von Mannschaften stets als Letzte gewählt. Aber woran liegt es eigentlich, dass es bei Kindern und Erwachsenen Sportskanonen und Sportmuffel gibt? Gibt es vielleicht ein (Un)sportlichkeitsgen?

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Ob und wie stark unsere Gene unsere sportliche Leistungsfähigkeit beeinflussen, daran wird seit Langem geforscht. Aber es ist kompliziert, sagt Billy Sperlich, Professor am Institut für Sportwissenschaft der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Zum einen gebe es nur eine begrenzte Anzahl an Hochleistungssportlern und -sportlerinnen, die als Studienteilnehmende zur Verfügung stehen. Zudem stellt sich die Frage, wie sich sportliche Leistungsfähigkeit überhaupt klar definieren lässt. Wie soll man etwa die Leistung eines Fußballers messen?

Vergleichende Studien könnten nur funktionieren, wenn man sich auf bestimmte Aspekte wie die Kraft oder die Ausdauer konzentriert, sagt Sperlich. Bei den meisten Sportarten würden sich aber verschiedene Fähigkeiten vermischen, die zur Leistung beitragen: „Viele Ausdauersportler machen zum Beispiel extrem viel Krafttraining, das lässt sich nicht sauber trennen.“

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Ein waschechter Ausdauersport sei vielleicht noch der Mittel- und Langstreckenlauf. Und bei Leichtathletinnen und Leichtathleten, die diesen Sport ausüben, seien tatsächlich bestimmte genetische Auffälligkeiten festgestellt worden. Bei ihnen findet man gehäuft eine bestimmte Ausprägung des ACE-Gens, den ACE-II-Genotyp. Das ACE-Gen enthält den Bauplan für ein Enzym, das aus einer Vorstufe des Hormons Angiotensin II herstellt. Dieses wiederum reguliert den Blutdruck. Und scheint die Ausdauerleistung der Muskeln beeinflussen zu können.

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Bei Sportlern und Sportlerinnen, die schnell kurze Strecken laufen, ist eine andere Art von Leistungsfähigkeit gefragt. Und auch bei ihnen gibt es angeborene Merkmale, die extrem gute Leistungen oft erst möglich machen. „Die Gene erklären hierbei sehr viel. Man muss zum Sprinter geboren sein“, sagt Sperlich. Festgestellt wurde, dass eine bestimmte Ausprägung des ACTN3 Gens (ACTN3-R-Allel) die erforderliche Schnellkraft begünstigt. Das Gen bewirkt, dass jemand mehr schnell zuckende Muskelfasern hat, die für das schnelle Laufen benötigt werden, während Langstreckenläufer eher von langsam zuckenden Muskelfasern profitieren.

„ACTN3 und ACE sind die am besten erforschten Gene im Kontext sportlicher Leistungsfähigkeit. Ihre Rolle ist durch zahlreiche Studien und Metaanalysen belegt“, fasst Sperlich zusammen. „Das ACTN3-R-Allel begünstigt Schnellkraft, der ACE-II-Genotyp Ausdauerleistungen.“

Es gebe zwar noch weitere Gene, die einen Einfluss hätten. Dieser sei aber meist kleiner, komplizierter und schlechter nachgewiesen. Natürlich machen die Gene allein auch noch keinen Sportler oder keine Sportlerin. „Umwelt, Training und Ernährung spielen ebenso eine entscheidende Rolle“, betont Sperlich. „Die Gene sind das Fundament. Durch Training wird die Leistung ausgebaut.“

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Weil es viele weitere Einflussfaktoren gibt, lässt sich anhand der Gene auch nicht sicher vorhersagen, wie gut genau jemand in einer Sportart wird. Umgekehrt sei es aber sehr wahrscheinlich, dass Sportler und Sportlerinnen, die olympische Leistungen erbringen, auch die besten Gene dafür mitbringen.

Es gebe auch keine genetische Ausstattung, die zwangsläufig unsportlich macht. Klar ist aber, dass nicht jeder die gleichen Grundvoraussetzungen hat. Und manchen bestimmte Pluspunkte von der Natur eben nicht mitgegeben wurden. Das mache sich auch im Hobbysport-Bereich bemerkbar. „Es gibt Leute, die ein- bis zweimal die Woche ins Fitnessstudio gehen und dadurch sehr gut Muskeln aufbauen können“, sagt Sperlich. Und es gebe Leute mit anderer Genkonstellation: „Die müssen dann vielleicht dreimal oder viermal die Wochen hingehen, um den gleichen Effekt zu erzielen.“

Im Leistungssport, wo alle extrem viel trainieren, ließen sich solche Unterschiede irgendwann nicht mehr ausgleichen. Daher seien dort diejenigen mit den „sportlicheren“ Genen auch stärker vertreten.

In einigen Fällen beeinflussen Gene die sportliche Leistungsfähigkeit indirekt, indem sie Menschen auf einen bestimmten Körperbau programmieren. So sei es für Langstreckenläufer besonders günstig, lange Beine, aber eine eher geringe Wadenmuskulatur zu haben, erklärt Sperlich. Diese körperlichen Merkmale finden sich - genetisch bedingt - bei vielen Läufern und Läuferinnen aus Kenia, die bei Marathonrennen extrem erfolgreich sind.

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Auch hierbei spielten aber weitere Faktoren eine Rolle, wie etwa die soziale Komponente, sagt Sperlich: Wer aus einem wirtschaftlich schwächeren Land kommt, bringe oft eine besonders starke Motivation mit, im Profisport erfolgreich zu werden. Klar zu trennen, was denn nur die Leistung am stärksten beeinflusst, sei auch in diesen Fällen unmöglich, so der Sportwissenschaftler. Sport sei nie reine Muskelleistung, sondern immer auch Kopfsache: „Die Psyche und andere Organsysteme spielen da mit rein. Nur Gene für die Leistung verantwortlich zu machen, haut jedenfalls nie ganz hin. Da müssen wir die Kirche im Dorf lassen.“

rnd

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