Ferragamo versetzte uns zurück in die maßgeschneiderten 20er Jahre

Die Modewelt greift gerne auf das alte Hollywood zurück, doch wenn wir uns diese Bilder vorstellen, denken wir meist an die Klassiker: den Glanz und Glamour der 1950er Jahre, die Archetypen von Grace Kelly und Marilyn Monroe. Doch der Glamour des Kinos entstand nicht wie von Zauberhand Mitte des Jahrhunderts. Blickt man etwas weiter zurück, findet man die Frauen, die eine frühere Generation grenzüberschreitender, sinnlicher Flapper prägten, wie Mary Pickford und Louise Brooks. Diese beiden hätten bestimmt ihren Spaß daran, sich durch Maximilian Davis' Ferragamo Frühjahr/Sommer 2026 Kollektion zu wühlen.


Obwohl die Looks an Stummfilmheldinnen erinnerten, sprachen die tief taillierten, seidigen Pyjama-Silhouetten, fließenden Kaftane und Hemden für sich. Transparente Blusen und brustumspielende Fransen strahlten Sexappeal aus. Spitzenausschnitte in Plisseekleidern entblößten den Bauch. Sogar ein gepunkteter Schal, getragen mit einer kontrastierenden gepunkteten Krawatte und einem kastig geschnittenen Anzug, verlieh dem Ganzen einen angenehmen Hauch von Verspieltheit.
Colorblocking war, wie schon bei vielen Mailänder Schauen, der Renner. Vielleicht liegt es an den Mandarinen-, verblassten Blau- und Mintgrüntönen, aber der aktuelle Farbtrend hat etwas ausgesprochen Vintage-mäßiges. Button-Down-Hemden wirkten wie getaucht, als kontrastierende Farbtöne knapp über der Taille. Muster, wenn sie auftauchten, wurden zart über Silhouetten im Stil der 1920er-Jahre verteilt.
Die Taillen waren tief und gewickelt, eher im Sarong-Stil als mit Gürtel – ein weiteres Thema, das in letzter Zeit in europäischen Kollektionen aufkommt. Der Stil beschwört das Bild einer entspannten, lässigen, modernen Frau herauf, die insgeheim weiß, dass sie die Regeln der Kleidung bricht.


Am wichtigsten war jedoch, dass Davis‘ geschickter Schnitt es nicht zuließ, dass die Kollektion in der Vergangenheit stecken blieb. Stattdessen wirkten die Kleider frisch und sichtbar gut geschnitten – perfekt für die Interpretation der ursprünglichen Hollywood-Glamour-Frauen im 21. Jahrhundert.
Alexandra Hildreth ist Moderedakteurin bei ELLE. Sie ist fasziniert von Modetrends, Branchennachrichten, Umbrüchen und der Serie „The Real Housewives“ . Zuvor besuchte sie die University of St Andrews in Schottland. Nach ihrem Abschluss zog sie zurück nach New York City und arbeitete als freie Journalistin und Produzentin.
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