Die Bedingungen der Regierung für BBVA bestimmen den politischen Ausgang des Übernahmeangebots.

Die Regierung wird morgen bekannt geben, ob sie der BBVA zusätzliche Bedingungen für den Kauf der Banc Sabadell auferlegen wird. Damit wäre der politischste Teil des Prozesses beendet und ein neues Szenario eröffnet, in dem ein Rechtsstreit nicht ausgeschlossen werden kann.
Diese Entscheidung ist die erste bedeutende Entscheidung des Ministerrats, seit die UCO (Gewerkschaft der Arbeiter) Santos Cerdán in den Koldo-Fall verwickelt hat. Dies hat eine politische Krise mit noch unabsehbaren Auswirkungen auf die PSOE ausgelöst. Die Beziehungen zu den Regierungs- und Investitionspartnern befinden sich derzeit in einer heiklen Phase, und einige von ihnen, insbesondere Sumar, Junts und ERC, haben das Übernahmeangebot stets abgelehnt.
Die Bank bereitet sich auf einen Rechtsstreit vor, beharrt aber auf ihrem Wunsch, das Angebot zu unterbreiten.Die morgige Entscheidung ergänzt das Urteil der Nationalen Markt- und Wettbewerbskommission (CNMC) im Rahmen des sogenannten Phase-3-Verfahrens. Dieses Verfahren ermöglicht es der Regierung, über die Fusion zu entscheiden, wenn sie Aspekte von allgemeinem Interesse berührt, die von der Regulierungsbehörde nicht geklärt wurden. BBVA hat bereits mehrere Zusagen der Wettbewerbsbehörde akzeptiert und wartet auf die Entscheidung der Regierung zur Abgabe eines Übernahmeangebots.
Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo legte das Dossier nach der öffentlichen Konsultation im Mai dem Ministerrat vor. Er tat dies mit der Unterstützung von vier weiteren Ministerien und nachdem er Argumente von Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und Einzelpersonen eingeholt hatte.
Sie vertreten die Auffassung, dass durch das Übernahmeangebot mindestens fünf Aspekte des Allgemeininteresses beeinträchtigt würden. Dabei handele es sich um die „angemessene Wahrung sektoraler Regulierungsziele, den Arbeitnehmerschutz, den territorialen Zusammenhalt, die Förderung von Forschung und Technologie sowie sozialpolitische Ziele“. Der erste und der vorletzte Punkt werden im Wettbewerbsgesetz selbst als „materielle Beurteilungskriterien“ für staatliche Eingriffe genannt.
Rechtsexperten sind sich überwiegend einig, dass die Regierung zwar gesetzlich Auflagen erteilen, die Transaktion aber nicht verbieten kann. Zwar erkennen die EU-Verordnungen die Möglichkeit an, sich auf das Gemeinwohl zu berufen, doch könnten zu strenge Auflagen als faktisches Verbot ausgelegt werden und der BBVA einen Rechtsmittelgrund geben.
Der Präsident der Bank, Carlos Torres, ging sogar noch weiter und verkündete, dass die BBVA das Gesetz etwas anders auslege. Seiner Ansicht nach könne die Regierung die mit der CNMC getroffenen Vereinbarungen nur beibehalten oder abschwächen, sodass jede Bedingung wahrscheinlich vor dem Obersten Gerichtshof landen würde. Dies wäre nicht der erste Streit der Regierung mit dem Bankensektor, der bereits vor Gericht gegen die Sondersteuer für 2022 und die seit diesem Jahr geltende neue Steuer kämpft.
BBVA schließt keine Option aus. Sie könnte die Bedingungen der Regierung akzeptieren, ohne Berufung einzulegen, oder sie akzeptieren, während sie Berufung einlegt. Ein Rückzug des Übernahmeangebots kommt für sie nicht in Betracht, zumindest nicht, solange es ihren Wertschöpfungsparametern entspricht.
Die Abgabe des Übernahmeangebots während des laufenden Gerichtsverfahrens würde eine Überarbeitung des Prospekts erfordern und könnte die Annahmefrist noch unsicherer gestalten. Analysten betonen, dass politische Eingriffe die Pläne der BBVA am stärksten gefährden.
Innerhalb der Regierung hat Vizepräsidentin und Arbeitsministerin Yolanda Díaz konkrete Auflagen gemacht, darunter ein Verbot von Entlassungen und Filialschließungen. Diese beiden Forderungen könnten die von der BBVA geplanten jährlichen Synergien von 850 Millionen Euro schmälern.
BBVA erhielt weitere Unterstützung aus dem Ausland. Der IWF billigte das Vorgehen der CNMC, und die Europäische Kommission sandte der Regierung eine ungewöhnliche Botschaft: Es gebe keinen Grund, das Übernahmeangebot abzulehnen, und sie werde notfalls ihre Befugnisse als „Hüterin der Verträge“ nutzen.
Nach der Entscheidung der Regierung und sofern BBVA das Angebot fortführt, würde das Angebot auf den Markt kommen. Die CNMV ist bereit, den Prospekt zu genehmigen und eine Annahmefrist von 30 bis 70 Tagen einzuleiten, damit die Sabadell-Aktionäre über den Umtausch ihrer Aktien entscheiden können.
lavanguardia