Gesundheit. Einsamkeit, eine Plage, die weltweit für mehr als 871.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich ist

Eine neue Studie der Weltgesundheitsorganisation enthüllt das dramatische Ausmaß einer stillen Krankheit, die jeden sechsten Menschen betrifft. Jede Stunde sterben weltweit etwa 100 Menschen an Einsamkeit.
In einer hypervernetzten Gesellschaft, in der soziale Medien allgegenwärtig sind, entsteht ein Paradoxon: Wir waren noch nie so allein. Dies ist im Wesentlichen die Schlussfolgerung des am 30. Juni veröffentlichten Berichts der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über Einsamkeit und soziale Isolation.
Ein lautloser KillerDie Zahlen sind erschütternd. Schätzungen zufolge ist Einsamkeit weltweit für etwa 100 Todesfälle pro Stunde oder mehr als 871.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich. „ In diesem Bericht beleuchten wir das Problem der Einsamkeit und Isolation, das eine große Herausforderung unserer Zeit darstellt “, erklärt Dr. Vivek Murthy, Co-Vorsitzender der WHO-Kommission für soziale Verbindungen und ehemaliger US-Gesundheitsbeamter.
Entgegen der landläufigen Meinung betrifft Einsamkeit nicht nur ältere Menschen. Junge Menschen sind besonders gefährdet: 17 bis 21 Prozent der 13- bis 29-Jährigen geben an, sich einsam zu fühlen, wobei die Zahl bei Teenagern am höchsten ist.
Auch die geografische Verteilung der Einsamkeit offenbart eklatante Ungleichheiten. In Ländern mit niedrigem Einkommen fühlen sich etwa 24 % der Bevölkerung einsam, doppelt so viele wie in wohlhabenden Ländern (11 %). Diese Ungleichheit unterstreicht, wie wirtschaftliche und soziale Not die Isolation verstärkt.
Darüber hinaus sind bestimmte Gruppen besonders gefährdet: Menschen mit Behinderungen, Flüchtlinge, Migranten, Angehörige der LGBTQ+-Community usw.
Der Bericht verdeutlicht ein eklatantes Paradoxon unseres digitalen Zeitalters. „ In einer Zeit, in der die Möglichkeiten der Vernetzung grenzenlos sind, fühlen sich immer mehr Menschen isoliert und allein “, stellt Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO, fest.
Übermäßige Bildschirmzeit oder negative Online-Interaktionen können die psychische Gesundheit junger Menschen schädigen. Doch klug eingesetzt, könnten diese Technologien menschliche Bindungen stärken, anstatt sie zu schwächen.
Soziale Kontakte können sich lebenslang positiv auf die Gesundheit auswirken. Sie können Entzündungen lindern, das Risiko schwerwiegender gesundheitlicher Probleme verringern, die psychische Gesundheit verbessern und vieles mehr.
Umgekehrt erhöht Einsamkeit das Risiko für Schlaganfälle, Herzkrankheiten, Diabetes und kognitiven Abbau erheblich. Psychologisch gesehen leiden einsame Menschen doppelt so häufig an Depressionen und entwickeln häufiger Angstzustände und Selbstmordgedanken.
Lösungen auf KnopfdruckGlücklicherweise gibt es auf allen Ebenen Lösungen. Regierungen können ihre Politik anpassen, die soziale Infrastruktur verbessern und Programme zur psychologischen Unterstützung entwickeln.
Doch wie die WHO betont, kann auch jeder im Alltag mit einfachen Gesten aktiv werden: nach einem Freund sehen, dem es schlecht geht, das Telefon während eines Gesprächs weglegen, um ganz bei der Sache zu sein, die Nachbarn grüßen, sich einer lokalen Gruppe anschließen oder sich ehrenamtlich engagieren.
Le Progres