Avignon Festival: Mette Ingvartsens Fiebernächte

Delirious Night. Der Titel des neuen Stücks der Choreografin Mette Ingvartsen liefert den direkten Zugang zu einer fieberhaften, ungestümen Nacht. Die dänische Künstlerin, die sich im Jahr 2000 in Brüssel niederließ und rund zwanzig Stücke schuf, neigt spontan zu körperlichen Exzessen und schlägt ein neues Kapitel in ihrer scharfsinnigen Körperforschung auf, und wenn der Tanz explodiert, dann explodiert er. „Es stimmt, dass ich Verhaltensnormen oft hinterfrage, insbesondere die Art und Weise, wie wir den weiblichen Körper betrachten“, sagt sie. „ Ich interessiere mich sehr für Zustände der Ekstase, sozusagen für ‚erhöhte‘ Zustände.“

Mette Ingvartsen, die 2005 mit ihrem Stück „To Come“, einer langsamen Entfaltung sexueller Posen, ins Rampenlicht trat, bewegt sich zwischen Shows, Performances und Installationen. Im Rahmen der ebenso feurigen wie anstößigen Serie „The Red Pieces“ hinterfragte sie Sexualität an der Schnittstelle von Intimität und Politik. Besonders eindringlich ist ihr Werk „Memory of 69 Positions“ (2014), eine Art Führung durch die Geschichte der Performance, bei der sie, erst bekleidet, dann nackt, zwischen Publikum und Ausstellungstafeln umherwanderte. Parallel dazu entwickelte sie zwischen 2009 und 2012 verschiedene Forschungsprojekte unter dem Titel „The Artificial Nature Project“, in denen sie die Beziehung zwischen Natur und Mensch untersuchte. „Ich arbeite gerne mit dem Körper, denn wenn meine Geschichte der klassische und zeitgenössische Tanz ist, interessiere ich mich auch für soziale Bewegungen und die Probleme, mit denen wir alle konfrontiert sind und die ich durch meine Shows zu verstehen versuche.“

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