Vivian Maier, Straßenfotografie für die Pressefreiheit

New Yorker Straßenkinder im Sommer, die sich an einem abgeschraubten Hydranten abkühlen, eine Frau beim Fensterputzen, Porträts mit wütenden oder melancholischen Blicken, Stadtbewohner beim Zeitunglesen … Das neue Album von Reporter ohne Grenzen, 100 Fotos für die Pressefreiheit, würdigt den scharfen Blick der Frau, die den Alltag zu einer Quelle der Freude machte. Mit ihrer Rolleiflex bewaffnet, wanderte Vivian Maier unermüdlich durch die Straßen von New York und Chicago, um diese unbekannten Menschen einzufangen und zu würdigen, die im geschäftigen Stadtleben zu kämpfen haben.

Reiche, Arme, Hausfrauen, Kinder ... Das Album von Reporter ohne Grenzen bietet eine beeindruckende Auswahl dieser Porträts, die in jedem Winkel der Stadt aufgenommen wurden. Die Fotografin zeichnete sich auch durch eindrucksvolle Selbstporträts aus, die ihr Spiegelbild in Spiegeln oder Schaufenstern einfingen. Vivian Maier, seit über 40 Jahren Hausfrau, verbrachte ihre Freizeit damit, einzigartige Straßenszenen und Porträts einzufangen – Momente, die mal zärtlich, mal lustig, mal bewegend, mal düster und manchmal mit einem Hauch von Sarkasmus waren.

Nach ihrem Tod im Jahr 2009 hinterließ sie einen Schatz, den John Maloof zwei Jahre vor ihrem Verschwinden entdeckt und ans Licht gebracht hatte. Der Präsident eines lokalen Geschichtsvereins suchte nach Fotografien zur Illustration eines Buches über ein Chicagoer Viertel und erwarb bei einer Auktion eine beträchtliche Menge Negative. Ein glücklicher Zufall, der Vivian Maier in die Fußstapfen berühmter Namen der humanistischen Fotografie katapultierte.

Angereichert mit Texten der Romanautorin Camille Laurens, der Ausstellungskuratorin Anne Morin und des Schriftstellers Geoff Dyer bietet das Album einen Spaziergang durch ein Werk, das sowohl ergreifend als auch erbaulich ist und von unbezwingbarer Leidenschaft und einem stets wachsamen Auge geprägt ist.

Vivian Maier, 100 Fotos für die Pressefreiheit , 12,50 Euro.