Ein Franzose spendet Frankreich 45 Euro zur Reduzierung der Staatsverschuldung

Die Initiative, die gelinde gesagt ungewöhnlich ist, wurde vom Wirtschaftsministerium dennoch ernst genommen: Der Erlass zur Bestätigung des Spendeneingangs wurde im Amtsblatt vom 19. Juni 2025 veröffentlicht.
Werden aus kleinen Bächen große Flüsse? Ein Franzose namens Stéphane Chamaillard wollte offenbar persönlich zur Reduzierung der Staatsverschuldung beitragen – die laut INSEE 3,3 Billionen Euro beträgt – und schickte einen Scheck über 45 Euro an das Wirtschaftsministerium.
Die etwas phantasievolle Geste wurde von Bercy dennoch ernst genommen. Das Dekret zur Bestätigung des Spendeneingangs wurde sogar im Amtsblatt vom 19. Juni 2025 veröffentlicht: „Die Spende eines Geldbetrags in Höhe von fünfundvierzig Euro (45,00 Euro) per Scheck vom 13. Dezember 2024 an das Ministerium für Wirtschaft, Finanzen sowie industrielle und digitale Souveränität von Herrn Stéphane CHAMAILLARD wird angenommen“, heißt es im ersten Artikel des Dekrets, das auf der Website von Légifrance verfügbar ist.
„Darf das Wirtschaftsministerium das annehmen? Nun ja!“, erklärt die Nachrichtenseite Vie-publique.fr in einem Instagram-Post, sichtlich amüsiert über die Initiative. Diese scheinbar anekdotische Spende verdeutlicht dennoch eine beunruhigende Realität, auch wenn die Verhandlungen der Sozialpartner über die Rentenfinanzierung – den größten Bereich der öffentlichen Ausgaben – am Montag scheiterten.
100 Milliarden Euro im Jahr 1981, 1 Billion Euro im Jahr 2003 und 3 Billionen Euro im Jahr 2023. Ende 2024 erreichte die französische Staatsverschuldung laut INSEE einen Rekordwert von 3.305 Milliarden Euro. Dieser Anstieg um 203 Milliarden Euro in einem Jahr krönt den nahezu ununterbrochenen Schuldenanstieg der letzten vier Jahrzehnte.
Im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt ist diese Verschuldung noch besorgniserregender. 1974 betrug sie knapp 14,5 Prozent des BIP. Im Jahr 2020 stieg sie unter dem Einfluss von Covid-19 und der „Whatever it takes“ -Politik auf 114,9 Prozent. Nach einem leichten Rückgang begann sie 2024 wieder zu steigen und erreichte 113 Prozent des BIP. Eine Spirale, die durch chronische Defizite angetrieben wird, die allein durch Wachstum nicht mehr ausgeglichen werden können. Die beispiellose Aufrüstungsoffensive, die Emmanuel Macron anstrebt, dürfte diesen Trend kaum umkehren.
Diese Spende von 45 Euro ist zwar bescheiden, aber nicht die erste spontane Überweisung einer Privatperson an den Staat. Im Jahr 2021 überwies ein französischer Steuerzahler dem Wirtschaftsministerium einen Scheck über 40.000 Euro, um zur Tilgung des Staatsdefizits beizutragen. Diese Aktion wurde damals beachtet und folgte offenbar einem Bericht des Rechnungshofs, der die Staatsverschuldung auf „ umgerechnet fast 40.000 Euro pro Franzose“ schätzte.
lefigaro