Südkorea erwägt, Alkohol auf dem Bildschirm einzuschränken, um junge Menschen zu schützen

In Südkorea entbrennt eine Debatte über die Darstellung von Alkohol in den Medien. Politiker und Gesundheitsexperten fordern strengere Vorschriften, insbesondere um junge Zuschauer vor der ihrer Ansicht nach übermäßigen Belastung zu schützen.
In Südkorea wurden kürzlich mehrere Studien durchgeführt. Alle Berichte zeigen einen deutlichen Anstieg der Szenen mit Alkoholkonsum in den Medien des Landes. Das Korea Institute for Health Promotion, das dem Gesundheitsministerium untersteht, analysierte die beliebtesten Fernsehsendungen und Serien der letzten fünf Jahre. Ergebnis: Neun von zehn Sendungen enthalten mindestens eine Szene, in der Alkohol vorkommt.
In 488 der 556 meistgesehenen Fernsehsendungen sind Figuren oder Gäste zu irgendeinem Zeitpunkt mit einem Drink in der Hand zu sehen. Die Studie zeigt zudem eine signifikante Entwicklung auf: Zwischen 2019 (vor Covid) und 2023 hat sich die Anzahl der Szenen mit Alkoholkonsum in fiktionalen Darstellungen oder Programmen fast verdreifacht.
Gesundheitsexperten weisen zudem auf eine noch höhere Frequenz auf Streaming-Plattformen wie YouTube oder Netflix hin. Im Durchschnitt enthalten diese Inhalte drei Szenen mit Alkoholkonsum pro Folge. Einige Formate namens „Sool Bang“ basieren sogar auf dieser Praxis: Moderatoren begrüßen K-Pop- oder Filmstars zu intimen, oft betrunkenen Gesprächen. Das Publikum spürt dann eine größere Nähe zu den Gästen.
In Südkorea überwacht eine der ARCOM entsprechende Behörde, die Communications Standards Commission, audiovisuelle Inhalte. Es gibt kein striktes Verbot für den Alkoholkonsum auf der Leinwand, aber die Produzenten werden dazu angehalten, Szenen, die den Alkoholkonsum verherrlichen, einzuschränken. Dazu gehören Sequenzen, in denen Alkohol als Quelle der Erleichterung, Zufriedenheit oder Problemlösung dargestellt wird. Die Kommission kann gegen Programme, die gegen die Vorschriften verstoßen, Verwarnungen aussprechen. Es sind zwar auch stärkere Sanktionen vorgesehen, diese werden jedoch nur selten angewendet.
Einige gewählte Amtsträger wollen noch weiter gehen. Insbesondere der Parlamentarier Nam In-soon hat zu diesem Thema Stellung bezogen. Sie plädiert für strengere Regeln im Fernsehen, vor allem aber für eine verstärkte Kontrolle der Streaming-Plattformen, die derzeit in einer Art Regulierungsvakuum agieren. Zu seinen Vorschlägen gehört die Idee, Kindern unter 15 Jahren das Ansehen von Sendungen oder Interviews zu verbieten, in denen Prominente mit einem Glas Alkohol auftreten, insbesondere auf YouTube.
Francetvinfo