Agentenbasiertes Computing wächst über das Web hinaus, wie wir es kennen

Wir stehen kurz vor einer grundlegenden Neugestaltung des Internets. Kein Facelift. Eine Ganzkörpertransplantation.

Seit über 30 Jahren ist das Internet unser Spielplatz, unser Arbeitsplatz, unsere Einkaufsstraße und die Couch unseres Therapeuten. Doch es wurde auch ganz für uns einfache Menschen entwickelt, die tippen, tippen, klicken und scrollen . Benutzeroberflächen für das Auge. Navigation für die Finger. Entscheidungsbäume, verkleidet als Websites.

Aber die Wahrheit ist: Wir werden nicht mehr lange die Hauptnutzer des Internets sein.

KI-Agenten auf Basis von ChatGPT, Copilot, Claude und Gemini entwickeln sich von passiven Assistenten zu aktiven Teilnehmern. Heute bitten wir sie, Dinge für uns zu erledigen. Morgen werden wir sie autorisieren, in unserer Rolle zu handeln.

Und gerade jetzt verlangen wir von Ferraris, auf Kopfsteinpflaster zu fahren.

KI versucht bereits, in einer menschenähnlichen Welt zu agieren. Sie klickt auf Schaltflächen, bewegt Cursor und füllt Formulare aus. Es ist, als würde man einen Roboter in einen Handschuh stecken und ihm sagen, er solle so tun, als hätte er Finger. Noch funktioniert es, ist aber äußerst ineffizient.

Erinnern Sie sich noch an die ersten Autos auf Reitwegen? Ich weiß es nicht, aber ich kenne die Geschichte. Es funktionierte, wenn auch nur knapp. Bis jemand erkannte, dass Geschwindigkeit Asphalt erfordert. Die gleiche Logik gilt für das Internet. KI-Agenten werden nicht nur digitale Chauffeure sein. Sie werden Fahrer sein, die navigieren, entscheiden und Transaktionen durchführen. Schnell. Ohne unser Zutun.

Wir brauchen bald ein neues Web.

Wie sieht das Web aus, wenn es für Maschinen erstellt wird?

Es ist schnell. Unsichtbar. Transaktional. Seiten werden zu Endpunkten. Schnittstellen lösen sich auf. Es gibt keine „Hier klicken“-Buttons. Nur strukturierte Daten, unstrukturierter Kontext, offengelegte Funktionen und Absichten, die zwischen Systemen fließen.

APIs werden zu den neuen Schaufenstern. KI muss keine Produktseiten lesen oder durch ein Bewertungskarussell scrollen. Sie muss sich eine Frage stellen: „Ist dies die beste Option basierend auf den Vorlieben, dem Budget und den Prioritäten meines Nutzers?“ Und zwar sofort.

Die gesamte Internetarchitektur wird sich auf KI-native Schnittstellen konzentrieren. Schnellere Protokolle. Sauberere Metadaten. Überprüfbare Quellen. Vertrauen wird zur Währung, da KI sich nicht auf Stimmungen verlassen kann. Agenten werden die Zuverlässigkeit von Quellen bewerten, Fakten überprüfen und aus den Ergebnissen der Nutzer lernen. Reputation, Struktur und Verifizierungssignale werden wichtiger sein als Design.

Und plötzlich bekommt „Benutzererlebnis“ eine andere Bedeutung. Sie entwerfen nicht für einen unaufmerksamen Käufer. Sie entwerfen für ein künstliches Gehirn mit unendlich vielen geöffneten Tabs und keinerlei Toleranz für Reibung.

Wie geht es weiter?

Möglicherweise haben wir am Ende zwei parallele Netze. Eines für Menschen, das visuell, überzeugend und langsam bleibt. Eines für Maschinen, das minimal, effizient und schnell ist.

Doch wahrscheinlicher ist, dass die Zukunft vielschichtig ist. Jede digitale Oberfläche benötigt eine maschinenlesbare Hülle. Ihre Website, Ihre Inhalte, Ihr Handel – wenn sie nicht für autonome Agenten optimiert sind, sind sie unsichtbar.

Das ändert alles:

• Aus SEO wird MEO: Machine Experience Optimization.
• Aus Inhalten werden Daten.
• Das Markenvertrauen wird noch messbarer und transparenter.
• Der Einfluss verschiebt sich vom Design zur Zugänglichkeit, vom Layout zur Latenz.

Effizienz und Vertrauenswürdigkeit werden zu entscheidenden Unterscheidungsmerkmalen für Websites. Marken, die diesen Wandel frühzeitig nutzen und KI-fähige Einstiegsseiten und nicht nur ansprechende Landingpages erstellen, werden Erfolg haben. Sie werden ihre KI-Kompatibilität so behandeln, wie sie früher mobile Optimierung oder Sicherheit behandelt haben.

Denn in fünf Jahren wird es kein Mensch mehr sein, der auf „Jetzt kaufen“ klickt. Es wird Ihr KI-Agent sein, der in Ihrem Namen handelt und täglich Hunderte von Entscheidungen trifft – nicht nur Einkäufe, sondern auch die Planung von Meetings, die Buchung von Reisen, die Überprüfung von Inhalten und die Verhandlung von Dienstleistungen in allen Bereichen des digitalen Lebens.

Und es wird nicht die schönste Site ausgewählt, sondern die schnellste, zuverlässigste, vertrauenswürdigste und am besten maschinenlesbare.

Wir aktualisieren nicht nur Browser. Wir schreiben die Regeln des Internets neu.

Das alte Internet wurde für Menschen entwickelt. Das neue wird für Agenten entwickelt . Und die Unternehmen, die dies erkennen und Infrastruktur, Inhalte und Schnittstellen entsprechend entwickeln, werden höchstwahrscheinlich die Zukunft besitzen.

So wie sich Straßen für Autos entwickelt haben, wird sich das Internet für KI entwickeln.

Und die nächste digitale Revolution? Sie wird in Millisekunden von Maschinen für Maschinen in einem für (und möglicherweise von) ihnen entwickelten Web ausgeführt.

Justin Westcott leitet den globalen Technologiesektor von Edelman .