Der verrückte Pole-Krieg


Handhaben
Leitartikel
In Lecce fordert die Rechte elektrische Oberleitungsbusse, während die Linke protestiert. Bürgermeisterin Adriana Poli Bortone startet einen 118-Millionen-Plan zur Revolutionierung des städtischen Verkehrs. Geschichte einer Nemesis
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Was ist ein Mast? Ein Mast ist ein Mast. Oder vielleicht auch nicht, würde ein Konzeptkünstler sagen. Es kommt darauf an. Es kommt darauf an, wo man es betrachtet, auf welcher Seite man steht, wer regiert. Die über 200 Meter hohen Masten von Windkraftanlagen sind für die einen die neuen gotischen Kathedralen des ökologischen Wandels, wie der Präsident von Legambiente sagte; für die anderen ein Schandfleck. Und die von Trolleybussen? In Bologna sind sie in Ordnung, in Lecce nicht. Seltsam, werden Sie sagen. In Bologna regiert die Mitte-Links, in Lecce die Rechte. Und dann verändert der Mast wie von Zauberhand sein Gesicht: Er ist nachhaltig, wenn die PD ihn pflanzt, invasiv, wenn die FdI ihn pflanzt. Oder umgekehrt. So passiert es in Lecce, wo der Bürgermeister Adriana Poli Bortone – eine historische Figur der Rechten – hat einen 118-Millionen-Plan zur Revolutionierung des städtischen Verkehrs auf den Weg gebracht: 100 % elektrische Oberleitungsbusse, Vorzugsspuren, Umsteigeparkplätze, Anbindung an die Universität.
Etwas aus dem grünen, umweltschützerischen, europäischen Handbuch. Und dennoch regnet es Proteste. Warum? Weil es Masten gibt. Hässlich, störend, zu hoch, zu präsent. Die Landschaft wird beschworen, wundersame technische Alternativen werden beschworen, Widerstand organisiert. Doch es ist ein Drehbuch, das man schon kannte. In Florenz, als Renzi als Bürgermeister neue Straßenbahnlinien vorschlug, erhob sich die Opposition. Heute segnen (fast) alle die Straßenbahnen . Doch Rationalität zählt wenig, wenn ideologischer Strabismus ins Spiel kommt: jener, für den nicht die Sache an sich zählt, sondern wer sie vorschlägt. Der Mast wird so zum perfekten Symbol des italienischen Paradoxons: Er ist immer gleich, aber je nach Standpunkt wird er richtig oder falsch, schön oder hässlich, links oder rechts. In der (langen) Wartezeit darauf, dass Strom ohne Kabel fließt, sind Masten nützlich. So wie Gleise für Straßenbahnen, Säulen für Elektroautos und Mülldeponien nützlich sind. Doch die Politik macht sie lieber zu Totems des Konflikts. Der Krieg gegen die Pole ist also nur eine weitere Form der Unentschlossenheit.
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