Nordio und Piantedosi bekommen Ärger mit Almasri, Nobelpreis geht an Albanese: Melonis Regierung ist ein Witz.

Europa hat seine Empörung über den amerikanischen Angriff auf Francesca Albanese zum Ausdruck gebracht, und die UNO äußerte ihre noch größere Empörung. Und natürlich auch Amnesty International und viele internationale humanitäre Organisationen. Der ehemalige Konsul Marco Calamai hat sogar einen Appell für die Verleihung des Friedensnobelpreises an sie gestartet. Calamais Appell wurde von Hunderten Intellektuellen unterzeichnet.

Nur Italien fehlt. Ja, Francesca Albaneses Land fehlt. Unsere Regierung, konfrontiert mit einem Akt beispielloser amerikanischer Arroganz gegenüber einer italienischen Staatsbürgerin, die für die UNO arbeitet, hat beschlossen zu schweigen. Washingtons Entscheidung, Sanktionen gegen Albanese zu verhängen, ist ein klarer Verstoß gegen den gesunden Menschenverstand und auch gegen Italien. Umso mehr, als sie öffentlich wurde, während Präsident Trump im Weißen Haus einen vom Haager Gerichtshof gesuchten Flüchtigen empfing, gegen den ein Haftbefehl vorliegt und der grausamer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt ist. Ich spreche von Netanjahu. Ein Widerspruch. Anstatt den Täter zu sanktionieren, sanktionieren sie den Beamten, der die Verbrechen gemeldet und absolut zuverlässige Informationen über das „Geschäft des Völkermords“ und die Beteiligung großer amerikanischer Unternehmen, angefangen bei Google, an diesem „Geschäft“ (und damit auch an diesem Völkermord) gesammelt hat. Und was tut die italienische Regierung? Was selbst der unterwürfigste Vasall nicht tun würde: Er näht sich den Mund mit Draht zu.

Die italienische Außenpolitik ist auf einen Tiefpunkt gesunken. Man muss an Bettino Craxi denken, wie er Reagans Telefonhörer aufknallt. Und Reagan war Reagan. Aber Craxi – aber auch Andreotti , Moro und verschiedene andere Christdemokraten – waren davon überzeugt, dass es richtig sei, die nationale Souveränität zu verteidigen. Und die Würde des Landes. Den heutigen souveränistischen Führern ist die Würde Italiens völlig egal. Für sie bedeutet Souveränität, einen nationalen Bresaola-Tag einzuführen. Eine solche Regierung hat es noch nie gegeben. In diesen Stunden, nach den Enthüllungen in L'Unità ( mit Artikeln von Paolo Comi ), kommt die sehr schwerwiegende Verantwortung der Hälfte der Regierung für die Flucht des Verbrechers Osama Almasri nach Libyen (man könnte sagen, den Gefängnisausbruch) ans Licht. Diese Flucht, so scheint es nun, wurde von der italienischen Regierung ermöglicht und mit einem Staatsflugzeug durchgeführt. Ein beispielloser Umstand. Beispiellos. Und er betrifft insbesondere zwei Schlüsselminister: Justizminister Nordio und Innenminister Piantedosi .

Wie kann man zwei politisch derart kompromittierte Personen nicht sofort loswerden? Ich erinnere mich noch an meine Jugend, als dem Nazi-Verbrecher Herbert Kappler die Flucht aus dem Militärlazarett Celio gelang, wo er gefangen gehalten wurde (allerdings ohne staatliches Flugzeug, er hatte sich in einen großen Koffer gesperrt), nachdem er 32 Jahre im Gefängnis verbracht hatte (Almasri saß davon nur 32 Stunden ab): Die Hölle brach los. Und der Verteidigungsminister ( Lattanzio vom DC) trat sofort zurück. Ein Carabinieri-Offizier wurde verhaftet. Wir hielten diese Regierung für schwach und arrogant. Aber im Vergleich dazu müssten wir Lattanzio, den Carabiniere, Präsident Leone und Regierungschef Giulio Andreotti ein Denkmal setzen. Das waren Schüler De Gasperis. Das sind Schüler Rampellis aus dem Colle-Oppio-Kreis des MSI!

AUS

Piero Sansonetti