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Länder- und Branchenrisiken: Das Coface Barometer Juni 2025

Länder- und Branchenrisiken: Das Coface Barometer Juni 2025

Coface *

Angesichts beispielloser geopolitischer und handelspolitischer Unsicherheiten navigiert die Weltwirtschaft zwischen einer prognostizierten Abschwächung und Eskalationsrisiken. Trumps Entscheidungen zu Zöllen und die Spannungen im Nahen Osten prägen die unvorhersehbare wirtschaftliche Landschaft für 2025/26. Vor diesem Hintergrund und angesichts der bereits ergriffenen Maßnahmen hat Coface 23 Sektoren und vier Länder herabgestuft.

Top-Trends:

– Die US-Zölle haben, selbst wenn sie vorübergehend ausgesetzt oder reduziert werden, bereits ein historisch hohes Niveau erreicht

– Fast 80 % der Industrieländer meldeten im ersten Quartal 2025 einen Anstieg der Insolvenzen im Vergleich zu 2024

– Der metallurgische Sektor ist am stärksten betroffen, die traditionellen Industriesektoren (Automobil und Chemie) stehen unter Druck.

Weitere herabgestufte Sektoren:

– In den USA sind Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Einzelhandel

– In China sind Textilien und Bekleidung von Zöllen betroffen.

Weltwirtschaft: Unsicherheit ist die neue Normalität. Die globalen Wirtschaftsaussichten sind unsicherer denn je, da sie stark von geopolitischen Ereignissen und den Handelsentscheidungen des US-Präsidenten abhängen. Die Wiedereinführung von Zöllen nach der 90-tägigen Aussetzung (9. Juli für den Rest der Welt, 12. August für China) könnte das globale Wachstum erheblich beeinträchtigen. Es wird eine deutliche Verlangsamung erwartet (2,2 % Wachstum im Jahr 2025 und 2,3 % im Jahr 2026), mit Abwärtsrisiken: Ein Wachstum unter 2 % kann nicht ignoriert werden, wenn sich die geopolitische und handelspolitische Lage verschlechtert. Die gleiche Unsicherheit betrifft offensichtlich die Inflation, deren derzeitige Stabilität gefährdet sein könnte. Sie könnte in den USA bis Ende 2025 4 % erreichen, mit breiteren Aufwärtsrisiken, wenn die Energiepreise steigen. Die großen Zentralbanken werden wahrscheinlich mit Vorsicht reagieren. Sollte die Inflation in den USA jedoch unter Kontrolle gebracht werden, könnte die Fed die Zinsen bereits im Herbst 2025 senken. Die EZB hat angekündigt, ihre Zinssenkungspolitik beizubehalten, gleichzeitig aber hinzugefügt, dass sie sich dem endgültigen Leitzins nähert. In Europa ist die Instabilität größer, da die lange aufgeschobene Haushaltskonsolidierung möglicherweise endlich umgesetzt wird, während Deutschland ein Konjunkturprogramm durchführt, dessen Ausmaß zum jetzigen Zeitpunkt schwer abzuschätzen ist.

Spannungen im Nahen Osten und Überangebot: Ölbilanzen im Ungleichgewicht. Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat die Ölsorgen neu entfacht. Eine Störung oder gar eine Blockade der Straße von Hormus (20 Millionen Barrel pro Tag oder 20 % des weltweiten Angebots passieren sie) könnte die Preise auf über 100 US-Dollar pro Barrel treiben. Lässt man diesen geopolitischen Kontext jedoch außer Acht, deuten die Fundamentaldaten auf einen Preisrückgang hin. Grund dafür sind die Produktionssteigerungen der Nicht-OPEC+-Länder, die durch Handelsspannungen geschwächte Nachfrage und die Wiederaufnahme der Fördermengen durch die OPEC+-Mitglieder (2,2 Millionen Barrel pro Tag). Sofern es nicht zu einer schweren Krise kommt, dürften die Preise weiterhin extrem volatil bleiben, sich aber in einer Spanne von 65 bis 75 US-Dollar pro Barrel bewegen.

Fortgeschrittene Volkswirtschaften: Eine Mischung aus Widerstandsfähigkeit und Verwundbarkeit. Die US-Wirtschaft ist mit zwei Unsicherheiten konfrontiert: der Höhe der Zölle und ihrer wirtschaftlichen Absorption. Trotz des Rückgangs des Verbrauchervertrauens ist die Beschäftigung stabil, und der Rückgang des BIP (-0,2 % im ersten Quartal) spiegelt die vorsorgliche Vorratsbildung der Unternehmen wider. In Europa verzeichnete Deutschland im ersten Quartal eine zaghafte Wachstumserholung, Frankreich bleibt schwach, Italien könnte an Dynamik verlieren, während Spanien weiterhin vom Tourismus und europäischen Fonds profitiert, um seine Dynamik aufrechtzuerhalten. Schwellenländer sind die ersten Opfer der Handelsturbulenzen. In China hat der vorübergehende Waffenstillstand bei den Zöllen zu einem Anstieg der Exporte geführt, doch die Aussichten sind fragil. Indien erlebt trotz eines Wachstums von über 7 % im ersten Quartal einen Rückgang des Konsums und einen Rückgang des fiskalischen Spielraums.

In Lateinamerika trägt Mexiko die Hauptlast der Handelsunsicherheit; für 2025 wird ein Nullwachstum prognostiziert. Brasilien erholte sich nach den durch El Niño verursachten Verlusten in der Landwirtschaft, dürfte aber aufgrund der restriktiven Geldpolitik (Leitzins auf 15 % erhöht) schrumpfen. In Argentinien ist die durch Mileinomics erzeugte Dynamik stark und könnte trotz geringer Devisenreserven ein BIP-Wachstum von 5 % im Jahr 2025 und 3,5 % im Jahr 2026 generieren.

Metallurgie: 600 Millionen Tonnen Stahlüberkapazität belasten die globale Branche. Die Metallurgiebranche befindet sich in einer schweren Krise. Im Jahr 2024 wird die weltweite Stahlüberkapazität 600 Millionen Tonnen betragen, was 25 % der Weltproduktion entspricht. Das ungünstige makroökonomische Umfeld, Energiespannungen und neue Stahlzölle verschärfen die Lage der Stahlproduzenten, insbesondere in Kanada, Mexiko und Europa.

Kanada: Die Wirtschaft leidet unter der Last der Zölle. Da 75 % der kanadischen Exporte in die USA gehen, ist Kanada eines der am stärksten vom Handelskrieg betroffenen Länder. Das Wachstum hat nach einem starken Anstieg Ende 2024 einen Dämpfer erlitten. Der Konsum sinkt, die Investitionen schwächeln, und die Arbeitslosigkeit liegt mit 6,9 % auf dem höchsten Stand seit 2017.

Die durch Zölle bedrohten Exporte verzeichneten im April einen starken Rückgang. Besonders betroffen waren die Automobil- und Metallindustrie von Zollerhöhungen von bis zu 50 %. Die bevorstehende Revision des USMCA-Abkommens, die voraussichtlich auf Ende 2025 vorgezogen wird, könnte die wirtschaftliche Instabilität des Landes weiter verschärfen.

Ernesto De Martinis, CEO der Region Mittelmeer & Afrika bei Coface, kommentierte: „Die Herabstufung von Sektoren und Ländern, die wir heute beobachten, ist die direkte Folge eines Szenarios, das von geopolitischer Instabilität, Handelsspannungen und einer zunehmend unberechenbaren Wirtschaftspolitik geprägt ist. Insbesondere fortgeschrittene Volkswirtschaften, die einst als Horte der Widerstandsfähigkeit galten, zeigen nun Anzeichen wachsender Verwundbarkeit. In einem Umfeld, in dem Unsicherheit zur Normalität geworden ist, ist es für Unternehmen entscheidend, ihre Kreditschutzstrategien zu stärken und die mit Marktentwicklungen verbundenen Risiken zu antizipieren.“

(Foto: pda)

* Weitere Informationen: Coface.it .

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