Internazionale gegen Barça war ein Gesamterlebnis des modernen Spitzenfußballs, wie man ihn nur selten sieht
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Bei einem phänomenalen Showdown waren es nicht nur die Momente brillanter individueller Klasse, die im Gedächtnis bleiben werden. Internazionale gegen FC Barcelona, das Halbfinale der Champions League, war ein Gesamterlebnis modernen Spitzenfußballs, wie man es nur noch selten sieht. Die technische Raffinesse, der taktische Einfallsreichtum, die körperliche Intensität und die mentale Belastbarkeit machten diesen Wettkampf zum Besten, was der moderne Fußball zu bieten hat.
Das Staunen war immer ganz nah, letzten Mittwoch auf dem Montjuïc in Barcelona und diesen Dienstagabend im vollbesetzten Stadio Giuseppe Meazza in Mailand. 3:3 in Katalonien, 4:3 in Norditalien. Das ergibt ein fast unwirkliches 7:6 in etwas mehr als 210 Minuten Fußball. Internazionale gewinnt in extremis nach einem Konter in der Nachspielzeit und einem Siegtor in der Verlängerung. Ende Mai kommt es in München zum Finale gegen Arsenal oder Paris Saint-Germain.
Trainer Simone Inzaghi rennt zu Beginn des Abends während einer Inter-Auseinandersetzung im Anzug an der Seitenlinie entlang und brüllt Anweisungen. Mehr als zweieinhalb Stunden später betritt er klatschnass und wütend das Spielfeld, weil er mit einer Schiedsgerichtsentscheidung nicht einverstanden ist. Es veranschaulicht, was für ein großes Theater dieses Inter-Barça war.
SensationellerWas blieb nach der Demonstration letzte Woche noch zu wünschen übrig? Hätte es noch besser, noch sensationeller laufen können? Oft folgt auf ein offenes erstes Duell ein vorsichtigeres Rückspiel, weil die Trainer mehr Sicherheiten einbauen.
Dabei ist allerdings der FC Barcelona, eines der unterhaltsamsten Teams im europäischen Spitzenfußball, noch nicht einmal mit einberechnet. Trainer Hansi Flick geht mit einer extrem „hohen“ Abwehrlinie enorme Risiken ein. Die Verteidigung positioniert sich häufig um die Mittellinie, um möglichst viel Druck nach vorne auszuüben. Ein entscheidender Teil seines dominanten, offensiven Spielstils.
Die Folge ist, dass hinter der letzten Verteidigungslinie große Lücken entstehen. Inter sucht nach diesen Räumen, insbesondere nach dem aufstrebenden Rechtsverteidiger Denzel Dumfries, der wie letzte Woche mit seinen Läufen eine Schlüsselrolle spielt. Mit dieser radikalen Taktik flirtet Barça zeitweise mit der Selbstzerstörung, hätte die Abwehr die Abseitsfalle nicht fehlerlos umgesetzt. Und ansonsten gibt es noch Torhüter Wojciech Szczesny, der die großen Räume abdeckt, indem er nach außen kommt.
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Barcelona ist optisch besser, technisch versierter, hat mehr Ballbesitz mit schnellen, engen Kombinationen. Sie spielen manchmal wie Jongleure – mit Hieben und anderen Tricks. Der hart arbeitende Inter-Verteidiger Federico Dimarco, der letzte Woche von Lamine Yamal in den Wahnsinn getrieben wurde, sendet sofort eine Botschaft. Bereits nach vier Minuten begeht er ein schweres Foul an dem 17-jährigen Rechtsaußen. Yamal zeigt kurz ein Lächeln.
Wenige Minuten später lässt er mit einem geschickten Pass hinter sein Standbein zwei oder drei Männer hinter sich. Sie wissen, dass etwas kommt – und doch werden Sie überrascht. Yamal ist ständig in doppelter Manndeckung, mit Alessandro Bastoni als zusätzlicher Sicherung. In diesem Gewimmel zwischen all den Beinen findet das „Genie“ – wie Barcelona-Trainer Hansi Flick den Jungen nennt – fast immer eine Lücke. Fast schwer zu fassen, unaufhaltsam, so sensibel mit dem Fuß am Ball.
Die fast unschuldige Jugendlichkeit von Barça im Gegensatz zur Gerissenheit von Inter macht diesen Kampf zu einem faszinierenden Erlebnis. Genauso wie es ein Zusammenprall verschiedener Fußballstile ist. Barcelonas Streben nach überlegenem Gesamtfußball im Gegensatz zu Inters Effizienz und körperlicher Souveränität spezialisierte sich nicht umsonst auf Standardsituationen, sobald der Ball in der Luft ist.
Inter ist in den Zweikämpfen messerscharf und den Barça-Spielern überlegen. Sie stürzen sich auf alles und setzen auf diese Weise ihre Kräfte ein. Dumfries ist mit seiner Kraft, seinen unnachgiebigen Angriffen und seinem unkomplizierten, direkten Spiel der Inbegriff dieses Inter. Nach wenigen Minuten stürmt er erstmals über die Außenbahn nach vorn, schüttelt Gerard Martín ab, zögert dann aber zu lange mit seinem Pass.
AggressivitätBarcelona wird durch Inters enorme Aggressivität weit zurückgedrängt. Für einen Moment sah es so aus, als könnte Barça nach etwa zwanzig Minuten die Asche durchbrechen. Frenkie de Jong passt zu Dani Olmo, der sofort den wilden Federico Dimarco im Rücken hat. Er fängt den Ball ab und schickt Dumfries ins All, als die Abwehr von Barcelona nirgends zu sehen ist. Dumfries bleibt ruhig, passt zu Lautaro Martínez, der mühelos zum 1:0 trifft. Ein Elfmeter von Hakan Çalhanoğlu kurz vor der Halbzeit sorgte für das 2:0.
Es ist erstaunlich zu sehen, wie Yamal, der Jüngste auf dem Platz, seine Teamkollegen anfeuert, als sie die Umkleidekabine betreten. Geistig wirken sie noch nicht besiegt. Auch Frenkie de Jong wirkt entspannt, er unterhält sich ein wenig mit dem polnischen Schiedsrichter Szymon Marciniak. Letzte Woche erholte sich Barcelona schnell von einem 0:2-Rückstand.
Das tut es jetzt auch. Eine Viertelstunde nach der Halbzeit stand es bereits 2:2. Zwei Flanken von Außenverteidiger Gerard Martín von Barcelonas linker Flanke – der Zone, die Dumfries eigentlich verteidigen sollte, er lässt zu viel Raum – führten zu Toren von Eric García und Olmo.
Zwischendurch pariert der Schweizer Inter-Torhüter Yann Sommer einen Versuch von García mit einer Wahnsinnsabwehr – mit einer Hechtsprungübung erkennt er im Vorfeld, woher der Schuss kommt. Noch schöner ist seine Parade fünfzehn Minuten vor Schluss. Voll ausgestreckt schießt er einen harten Linksschuss von Yamal von rechts (seine Spezialität) aus der langen Ecke.
Drei Minuten vor Schluss parierte Sommer auch noch Raphinhas Schuss. Doch beim Abpraller schießt der Angreifer hart nach innen. 2:3 FC Barcelona, das Comeback ist perfekt. Bleiben Sie jetzt ruhig, behalten Sie die Kontrolle, gestikuliert De Jong. Yamal kann das Spiel in der zweiten Minute der Verlängerung entscheiden. Aber er trifft den Pfosten.
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Inter scheint machtlos, das Ausscheiden ist unausweichlich. Doch plötzlich kommt Dumfries in der richtigen Zone durch, zwei Minuten vor Ende der Verlängerung. Er sieht körperlich ähnlich aus, holt aber trotzdem alles aus sich heraus. Er gewinnt den Zweikampf mit Martín, spielt einen flachen Pass zum nach vorn gerückten Innenverteidiger Francesco Acerbi. Acerbi kriecht scheinbar mühelos vor Ronald Araujo und schiebt den Ball hoch ins Tor: 3:3. Verrückte Szenen im Stadio Giuseppe Meazza.
Vor allem, als der eingewechselte Davide Frattesi in der zehnten Minute der Verlängerung über den Zaun in Richtung der Fans klettert. Es gibt eine gute Vorarbeit von Stürmer Marcus Thuram, der den Angriff einleitet. Mehdi Taremi bringt Frattesi in Position und dieser schießt frei in die lange Ecke: 4:3.
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Foto Reuters
Mittlerweile regnet es in Strömen, kurz nach elf Uhr in Mailand. Es gibt stehende Ovationen für Dumfries, als er nach 108 Minuten für Stefan de Vrij eingewechselt wird. Der Fußball wird immer schlechter – mit jeder Minute wird der Platz nasser. Inter schwächelt, aber auch Barcelona schafft es kaum noch, reibungslos zu kombinieren.
In dieser Phase gelang Yamal ein weiterer spektakulärer Durchbruch. Sechs Minuten vor Schluss befindet er sich in einem Eins-gegen-Eins-Duell mit Carlos Augusto, diagonal in der rechten Zone vor dem Tor, und ist dabei am gefährlichsten. Inter-Trainer Inzaghi schreit es heraus und sieht, wie es schiefgeht. Yamal schießt mit dem linken Fuß in die lange Ecke, doch Sommer pariert erneut glänzend mit den Fingerspitzen seiner rechten Hand. Inter-Spieler jubeln.
In der Nachspielzeit der Verlängerung bekommt der eingewechselte Barcelona-Spieler Araujo eine weitere Chance, doch De Vrij wirft sich mit aller Kraft vor den Verteidiger. Damit endete ein meisterhafter Kampf, der zu den jüngsten Klassikern des europäischen Fußballs gezählt werden kann.
nrc.nl