Der polnische Verbraucher bleibt stark. Und er hat allen Grund dazu.
Die durchschnittliche Prognose der „Rzeczpospolita“ lag bei 3,7 Prozent im Jahresvergleich, sodass der Wert des Statistischen Zentralamts (GUS) mit 3,1 Prozent etwas schwächer ausfiel . Auch aufgrund der geringeren Handelstage liegt der Wert unter dem Wert vom Juli (+4,8 Prozent). Saisonbereinigt durch das Statistische Zentralamt fällt das August-Ergebnis jedoch besser aus: Die Einzelhandelsumsätze wuchsen im Jahresvergleich um 4,7 Prozent.
Ökonomen sind über das August-Ergebnis nicht beunruhigt. „Die Verkäufe haben sich aus technischen Gründen verlangsamt, die nichts mit der aktuellen Wirtschaftslage zu tun haben“, sagen Analysten der Pekao Bank. Daten des Zentralen Statistikamts (GUS) zeigen, dass der größte Sprung im Jahresvergleich bei den Schuhen und Bekleidungsverkäufen verzeichnet wurde (um fast 19 % im Jahresvergleich), was mit früheren Herbsteinkäufen zusammenhängen könnte. Die Verkäufe von langlebigen Gütern (Möbel und Unterhaltungselektronik/Haushaltsgeräte) stiegen um fast 14 %. Auch die Fahrzeugverkäufe stiegen im Jahresvergleich um über 9 % und die von Kraftstoffen um über 6 %. Die Lebensmittelverkäufe gingen jedoch im Jahresvergleich um 3,4 % zurück. Laut den Analysten von Pekao ist dies das Ergebnis eines relativ kalten Monats. Die Ökonomen der ING Bank Śląski sehen die Sache ganz ähnlich: Sie weisen darauf hin, dass das lange Wochenende (mit Freitag, dem 15. August) wahrscheinlich eher Touristenausflüge als Aufenthalte in Einkaufszentren begünstigt hat.
Der polnische Einzelhandel verzeichnet seit Monaten einen interessanten Trend: Das Umsatzwachstum zu laufenden Preisen (d. h. wie viel mehr wir im Vergleich zum Vorjahr bezahlt haben) ist dem zu konstanten Preisen (d. h. wie viel mehr wir gekauft haben) sehr ähnlich. Im August stiegen die laufenden Preise im Vergleich zum Vorjahr um 3 %. Das bedeutet, dass die Preise im Durchschnitt praktisch stagnieren. Dies ist vor allem auf niedrigere Kraftstoff- und Autopreise zurückzuführen. Insbesondere die Lebensmittelpreise steigen (um etwa 5 % im Vergleich zum Vorjahr).
Die August-Daten ändern an der Gesamtstruktur des Wirtschaftswachstums in Polen nicht viel. Der private Konsum bleibt ein wichtiger Treiber. Es genügt, daran zu erinnern, dass sein Beitrag zum BIP-Wachstum von 3,4 % im zweiten Quartal dieses Jahres erstaunliche 2,6 Prozentpunkte erreichte. Im zweiten Quartal wuchs der private Konsum im Jahresvergleich um 4,4 %. Es ist gut möglich, dass dieser Wert im dritten Quartal ähnlich oder sogar höher ausfällt. Dies belegen nicht nur die Einzelhandelsumsätze für Juli und August, sondern wahrscheinlich auch die nach wie vor starken Daten zum Dienstleistungsumsatz. Auch ein Basiseffekt wird eine bedeutende Rolle spielen – im dritten Quartal 2024 sahen wir einen überraschenden Rückgang des Wachstums des privaten Konsums auf nur noch +0,2 % im Jahresvergleich.
Die Aussichten für den privaten Konsum bleiben aus mehreren Gründen positiv. Erstens sinkt trotz des verlangsamten Lohnwachstums (im August fiel es im Unternehmenssektor auf 7,1 % im Jahresvergleich, den niedrigsten Wert seit 4,5 Jahren) auch die Inflation. Dadurch liegt die reale Lohnwachstumsrate in den Unternehmen seit mehreren Monaten bei etwa 4–5 %. Längerfristig ist eine Stabilisierung dieser Kennzahl auf einem soliden Niveau von etwa 3–3,5 % das Basisszenario. Darüber hinaus bleibt der polnische Arbeitsmarkt trotz einer Abkühlung (rückläufige Nachfrage nach Arbeitskräften in einigen Sektoren, lokale Entlassungsberichte) auf Makroebene angespannt und die Arbeitslosenquote niedrig.
Auch die Verbraucherstimmung verbessert sich allmählich. Die Daten des Statistischen Zentralamts (GUS) der letzten Woche zeigten, dass der aktuelle Verbrauchervertrauensindex im September seinen höchsten Stand seit Beginn der Pandemie erreichte und der Frühindikator fast seinen Höchststand erreichte. Obwohl die Geschäftsklimaindikatoren volatil sind, ist seit mehreren Monaten ein klarer Trend zur Stimmungsverbesserung erkennbar. Die Befragten gaben an, dass wir derzeit den günstigsten Zeitpunkt für wichtige Anschaffungen (z. B. Möbel, Unterhaltungselektronik/Geräte) seit der Pandemie erleben und auch weiterhin erleben werden. Dies unterstützt und sollte Käufe in diesen Kategorien unterstützen, insbesondere angesichts der sinkenden Zinssätze (die unter anderem günstigere Hypotheken und, mit der Erholung dieses Marktes, im Laufe der Zeit Ausgaben für Wohnungseinrichtung bedeuten). Andererseits ist es erwähnenswert, dass gleichzeitig das Gefühl besteht, dass dies ein guter Zeitpunkt zum Sparen ist, dass die Haushalte in der Lage sind zu sparen und dass in den nächsten 12 Monaten wahrscheinlich etwas Geld gespart wird. Mit anderen Worten: Auch die Sparneigung bleibt hoch, was einerseits die aktuellen Käufe etwas dämpfen kann, andererseits aber auch dazu führen kann, dass die aufgebauten finanziellen Polster den Konsum in den kommenden Jahren stabilisieren.
RP