In Breslau war der Schüler dem Meister überlegen. Das hat es im europäischen Fußball noch nie gegeben.

Die Jungs von Maresca hatten einige Mühe damit, denn nach der Pause mussten die erfahreneren Reece James und Jadon Sancho eingewechselt werden (und beide sind erst 25 Jahre alt). Sie waren es, die das Signal zum Sturm auf die Positionen der Mannschaft aus Sevilla gaben, die sich ebenso eindrucksvoll präsentierte wie ihre Fans in der Tarczyński Arena.

Teamgeist Chelsea

Der Kapitän von Chelsea saß zu Beginn des Finales unerwartet auf der Bank, betonte jedoch in einem Interview nach dem Spiel, dass er sich in keiner Weise beleidigt fühlte. – Wir sind eine Mannschaft und ich tue, was der Trainer von mir erwartet – sagte James, während Maresca auf einer Pressekonferenz zugab, dass der Teamgeist das ist, was seine Mannschaft stark macht. – Schauen Sie sich das Verhalten derjenigen an, die ich verändert habe. Am meisten freuten sich Gusto und Badiashile über ihre Tore, sagte er.

Die Bemühungen des Italieners, Einheit zu schaffen, spiegelten sich auch in seiner Entscheidung wider, nicht nur Starspieler Cole Palmer zur Pressekonferenz zu schicken, sondern auch Tosin Adarabioyo, der nicht einmal für eine Minute das Spielfeld betrat. Seine Anwesenheit erwies sich als nützlich, als ein lässiger Teamkollege die Trophäe für den besten Spieler des Spiels auf dem Tisch liegen ließ. Der in London geborene Fußballer nigerianischer Abstammung nahm es entgegen, als Palmer sich bereit erklärte, ein paar Autogramme zu geben, und trug es in die Umkleidekabine, wo er es triumphierend in die Luft reckte.

Palmers emotionale Distanz und Zurückhaltung in seinen Aussagen sind auf den Isles weithin bekannte Charakterzüge, und in Wrocław arbeitete der 23-jährige Engländer, der die entscheidenden Vorlagen zum 4:1-Ergebnis lieferte, hart daran, dieses Image aufrechtzuerhalten.

– Beim ersten Mal sah ich Fernandez im Strafraum, beim zweiten Mal sah ich Jackson, also habe ich ihnen den Ball zugespielt. Und das war’s – er zuckte mit den Achseln, als er nach seinem Beitrag zum Sieg gefragt wurde.

Maresca hat das wiedergutgemacht. – Er ist ein großartiger Spieler, er sieht viel auf dem Platz. Auch er habe in dieser Saison einige schwierige Momente gehabt, die ihn aber zu einem noch besseren Spieler gemacht hätten, sagte er.

In der ersten Hälfte stand Palmer im Schatten von Isco. Der ehemalige Spieler von Real Madrid machte ein fantastisches Spiel und lieferte eine fantastische Vorlage für Abde Ezzalzoulas Tor, doch der 23-jährige Stürmer musste kurz nach der Pause verletzungsbedingt das Spielfeld verlassen, und Betis‘ Angriff litt stark darunter. Obwohl Antony, der von Manchester United ausgeliehen wurde, ebenfalls gut spielte, war er nicht herausragend. Der Verein aus Sevilla hat noch immer keinen einzigen europäischen Pokal in seiner Sammlung.

– Bis zur Halbzeit waren wir besser, haben ein Tor geschossen und einige Chancen gehabt. Die zweite Halbzeit war geprägt von den Verletzungen von Ricardo Rozdriguez und Abde Ezzalzouli. „Unser Gegner bereitete uns auf der linken Seite Probleme und drehte mit zwei Toren innerhalb weniger Minuten den Spieß um“, sagte der chilenische Trainer.

Es ist Zeit für die Klub-Weltmeisterschaft

Maresca, der Pellegrini halb im Scherz, halb im Ernst als seinen „professionellen Vater“ bezeichnet, hat den Betis-Fans erneut eine lange Nase gedreht. Sie hassen den Italiener, seit er vor 20 Jahren als Spieler des FC Sevilla das entscheidende Tor im Derby erzielte. Auf die Frage, wie wichtig der Sieg in Breslau sei, antwortete er eloquent: „Wenn man an diesem Wettbewerb teilnimmt, spielt man, um ihn zu gewinnen.“ Es ist unmöglich, bei Spielern eine Siegermentalität aufzubauen, ohne Siege zu erringen. „Wir konnten die Champions League und die Europa League nicht gewinnen, weil wir nicht daran teilgenommen haben“, sagte er.

Ein englischer Journalist griff diesen letzten Satz auf und fragte: „Also wird das Ziel in der nächsten Saison sein, die Champions League zu gewinnen?“ „Sie werden mich nicht davon überzeugen, solche Erklärungen abzugeben“, antwortete der Chelsea-Trainer. Dann seufzte er laut, als ihm die nächste Frage gestellt wurde – nach dem Ziel seiner Mannschaft, an der Klub-Weltmeisterschaft teilzunehmen.

– Wir werden es von Spiel zu Spiel angehen, Schritt für Schritt. Wir haben eine schwierige Saison hinter uns, wir haben 38 Spiele in der Liga bestritten, die die schwierigste der Welt ist. Bedenken Sie auch, dass wir unsere Auftritte in der Conference League in der Play-off-Phase begonnen haben, es gab also wirklich viele dieser Spiele. Jetzt haben wir nur noch zehn Tage Pause und müssen weiterspielen, erklärte er.

An dem Turnier in den USA, das Mitte Juni beginnt, werden die beiden derzeit besten englischen Teams – Liverpool und Arsenal – nicht teilnehmen, da die Aufstellung der 32 Finalisten im vergangenen Jahr auf Grundlage historischer Ergebnisse ausgewählt wurde. Chelsea erntet die Früchte des Champions-League-Sieges 2021 und hat nach der Verjüngung seines Kaders („Die letzte Saison war die jüngste in der Geschichte der Liga in Großbritannien“, sagt Maresca) neuen Appetit darauf, sich in die oberste Liga vorzukämpfen.

Auch wir haben Grund zur Freude. Legia und Jagiellonia haben das Viertelfinale der Conference League erreicht, zudem hat das Team aus Warschau mit einem Sieg über den späteren Sieger an der Stamford Bridge einen Skalp. Und die Spieler von Białystok beenden ihr Abenteuer nicht mit leeren Händen – der Schütze von sieben Toren, Cedric Bakambu, traf in Wrocław nicht ins Netz und so wurde der angolanische Stürmer Jagi Afimico Pululu mit acht Toren zum besten Torschützen von LK.

Pokalzahlen

10 – Chelseas internationale Trophäen: die Champions League, die Europa League, den Pokal der Pokalsieger und den europäischen Supercup zweimal, die Klub-Weltmeisterschaft und die Conference League jeweils einmal.

8 – so viele Tore erzielte Afimico Pululu in der Conference League und wurde damit zum besten Torschützen des Wettbewerbs. Der angolanische Stürmer von Jagiellonia Białystok überholte Cedric Bakambu von Real Betis, der sieben Tore erzielte, sowie Marc Guiu von Chelsea und Armandas Kucys von Celje, die jeweils sechs Tore erzielten.