Einfluss der emotionalen Verbindung mit der Umwelt auf das menschliche Glücksniveau enthüllt

Studie zeigt: Naturgenuss ist für die psychische Gesundheit wichtiger als die Häufigkeit von Spaziergängen
In einer Zeit, in der digitale Entgiftungen zum Trend geworden sind, stellen neue Forschungsergebnisse die herkömmliche Meinung über die Vorteile der Natur für die psychische Gesundheit auf den Kopf. Es zeigt sich, dass der Schlüssel zum Glück nicht in der Zeit liegt, die man im Freien verbringt, sondern in der Fähigkeit, die Natur aufrichtig zu genießen. Diese Erkenntnisse der Wissenschaftler könnten den Ansatz der Ökopsychologie verändern.

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An der von Pei-shan Liao von der Academia Sinica geleiteten Studie nahmen mehr als 1.800 Erwachsene in Taiwan teil. Die Teilnehmer beantworteten Fragen zur Häufigkeit von Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Schwimmen und Vogelbeobachtung sowie zu ihrer Freude am Aufenthalt in der Natur und ihrem allgemeinen Glücksgefühl und ihrer Lebenszufriedenheit, gemessen auf einer 5-Punkte-Skala.
Das überraschende Ergebnis war, dass Menschen, die mehr Zeit in der Natur verbrachten, nicht glücklicher waren. Diejenigen, die die Natur genossen, auch wenn sie selten dort waren, bewerteten ihr Leben als zufriedenstellender. Nach statistischer Anpassung der Daten stellte sich heraus, dass der physische Kontakt mit der Natur eine negative Korrelation mit dem Glücksgefühl aufwies. Dies ist zwar kontraintuitiv, aber verständlich: Wenn sich ein Mensch dazu zwingt, „aus gesundheitlichen Gründen“ zu gehen, dabei aber keine Freude empfindet, erzeugt dies Stress.
Teilnehmer, die Parks eher nach einem Zeitplan als aus einer Laune heraus besuchten, berichteten häufiger von Müdigkeit und Frustration. Und diejenigen, die ihre Nachbarschaft als verschmutzt betrachteten, berichteten, dass sie selbst in Grünanlagen weniger Freude hätten. Man sollte bedenken, dass in asiatischen Ländern aktive Erholung oft mit Arbeit und nicht mit Entspannung in Verbindung gebracht wird.
Überraschend war, dass Erwachsene im Alter zwischen 40 und 55 weniger glücklich waren als junge Menschen und Rentner, was zu einer sogenannten „U-förmigen Kurve“ des Glücks führte.
Der Forscher rät, Vorurteile wie „10.000 Schritte am Tag“ aufzugeben und stattdessen den Vögeln zu lauschen oder den Sonnenuntergang zu bewundern und Mikromomente zu schätzen, beispielsweise 5 Minuten mit einer Tasse Kaffee im Park, wenn eine Person diesen Prozess bewusst genießt.
„Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Korrelation nicht gleich Kausalität ist: Die Studie beweist nicht, dass Gehen nutzlos ist, aber seine Wirkung hängt von der Einstellung einer Person ab“, bemerkt der Wissenschaftler.
In Zukunft möchte Liao untersuchen, wie sich Umweltgewohnheiten wie Wassersparen oder Plastikvermeidung auf das Selbstwertgefühl auswirken und warum subjektive Wahrnehmungen von Umweltverschmutzung schädlicher für die Psyche sind als tatsächliche Zahlen.

