Wenn das Zahnfleisch blutet, kann auch das Herz weinen

Kann das Herz mit dem Mund getroffen werden?
Ja. Wenn von Zahnfleischentzündungen die Rede ist, wird oft mit Zahnverlust gerechnet. Die Medizin des 21. Jahrhunderts hat diese Sichtweise jedoch aufgegeben. Mundgesundheitsprobleme sind nicht nur kosmetischer Natur oder Kauprobleme; sie werden als Entzündungsquellen betrachtet, die alle Körpersysteme betreffen.
Insbesondere das Herz-Kreislauf-System ist einer der Bereiche, die am stärksten von dieser Entzündung betroffen sind. Warum? Weil eine Infektion, die im Mund beginnt, nicht nur dort bleibt.
Wie entsteht eine Zahnfleischerkrankung?
Im einfachsten Fall bildet sich Plaque auf den Zähnen, wenn Sie Ihre Zähne nicht oder nicht gründlich putzen. Mit der Zeit lagert sich dieser Bakterienbelag am Zahnfleischrand ab. Die Gingivitis äußert sich zunächst in leichter Rötung, Druckempfindlichkeit und Blutung und entwickelt sich zu einer Parodontitis. In diesem Stadium sind auch Zahnwurzel, Knochengewebe und Bänder von der Entzündung betroffen. Auch wenn es zunächst nur ein orales Problem zu sein scheint, gelangen in diesem Stadium Bakterien und Entzündungszellen in die Blutbahn.
Was sagen die Studien?
Eine 25-jährige Studie der Harvard University ergab, dass Personen, die regelmäßig ihre Zähne zahnsteinentfernten, ein um 23 % geringeres Herzinfarktrisiko hatten. Eine andere Studie ergab, dass Personen mit fortgeschrittener Zahnfleischerkrankung ein um 24 % höheres Risiko hatten, eine koronare Herzkrankheit zu entwickeln. Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt in ihren Leitlinien von 2022, die Mundgesundheit bei der Berechnung des kardiovaskulären Risikos zu berücksichtigen (Quelle: ESC-Leitlinien, 2022).
1- Putzen Sie Ihre Zähne morgens und abends mindestens 2 Minuten lang. 2- Vergessen Sie nicht, Zahnseide oder Interdentalbürsten zu verwenden. 3- Gehen Sie alle 6 Monate zum Zahnarzt. 4- Verwechseln Sie Zahnfleischbluten nicht mit „vorübergehender Empfindlichkeit“. 5- Begrenzen Sie zucker- und säurehaltige Lebensmittel und trinken Sie dann Wasser. 6- Wenn Sie nachts unter Mundtrockenheit leiden, verwenden Sie Mundspülungen, die die Speichelproduktion anregen.
(Quelle: International Dental Journal, 2021)
Wer ist einem höheren Risiko ausgesetzt?
- Personen, die ihre Zähne weniger als einmal täglich putzen. - Personen, die ihre Zähne seit mehr als 6 Monaten nicht mehr gereinigt haben. - Personen mit Zahnfleischrückgang und chronischen Blutungen. - Personen, die rauchen. - Typ-2-Diabetiker. - Personen, die unter chronischem Stress leiden.
- Personen mit einer familiären Vorgeschichte von Herzerkrankungen. (Quelle: Cleveland Clinic, 2023)
Warum fragen Herzärzte nach Zähnen?
Viele Kardiologen empfehlen heute parodontale Untersuchungen, insbesondere bei Patienten mit ausgedehnten Arterienverschlüssen. Denn Cholesterin ist nicht die einzige Ursache für Gefäßerkrankungen; auch anhaltende Entzündungsherde im Körper spielen eine Rolle. Parodontitis ist eine der Hauptursachen.
Der Zusammenhang zwischen Zahnfleischerkrankungen und Herzrisiko
- Bei Personen mit Zahnfleischerkrankungen ist der CRP-Spiegel im Durchschnitt doppelt so hoch. - 40 % der Patienten, die an einem Herzinfarkt starben, hatten in der Vergangenheit an Parodontitis gelitten.
- Personen, die sich einer Zahnsteinreinigung unterziehen, haben ein um 14 % geringeres Schlaganfallrisiko. (Quelle: American Heart Journal, 2023)
Was passiert, wenn der Eiter ins Blut gelangt?
Bei einer Parodontitis können Bakterien im Mundraum (insbesondere Porphyromonas gingivalis und Fusobacterium nucleatum) direkt in die Blutgefäße gelangen. Diese Bakterien oder die von ihnen produzierten Toxine stimulieren das Immunsystem. Als systemische Reaktion werden Zytokine wie C-reaktives Protein (CRP) und Interleukin-6 (IL-6) freigesetzt, die die Blutgefäßwände reizen. Dieser Prozess löst Arteriosklerose aus, einen der wichtigsten Mechanismen, die zu einem Herzinfarkt führen. Mit anderen Worten: Eine orale Entzündung schädigt allmählich die Herzwände. (Quelle: Journal of Clinical Periodontology, 2021)
Wie ist die Risikoverteilung?
In der Gefäßwand angesammelte Bakterien locken Immunzellen an. Bei ihrem Versuch, die Gefäße zu „reinigen“, beschleunigen diese Zellen die Fettansammlung und Verkalkung in den Arterien. Die Folge: Gefäßverschlüsse.
Ein Herzinfarkt tritt auf, wenn die verstopfte Arterie den Blutfluss zum Herzmuskel unterbricht, und ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Arterie zum Gehirn blockiert ist. Entzündungen im Mund können manchmal dazu führen, dass eine lebenswichtige Arterie jahrelang verschlossen bleibt.
MORGEN
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