Hängt Akkuyus Schicksal von Sinop ab?

Die Arbeiten in Akkuyu, dem ersten Kernkraftwerk der Türkei, sind zum Stillstand gekommen. Siemens Energy hat aufgrund der Sanktionen gegen Russland den Export einiger wichtiger Teile ausgesetzt, was zu technischen Verzögerungen führt. Doch die wahre Krise liege in der Finanzierung, berichtet die britische Nachrichtenagentur Reuters. Der Nachrichtenagentur zufolge sind die erwarteten 7 Milliarden Dollar, die Rosatom für das Projekt bereitstellen sollte, noch immer nicht eingetroffen. Der Bau von drei Reaktoren wurde vorübergehend ausgesetzt.
Es heißt, dass hinter dieser Verlangsamung in Akkuyu diplomatische Spannungen stecken. Die Verhandlungen der Türkei mit südkoreanischen und chinesischen Unternehmen über das zweite Atomkraftwerk, das sie in Sinop bauen will, haben Moskau beunruhigt. Rosatom-Generaldirektor Alexej Lichatschow hatte zuvor erklärt, dass Präsident Tayyip Erdoğan ihnen auch das Sinop-Projekt überlassen wolle. Ankara verhandelt jedoch weiterhin über Alternativen.
Sämling ist in Aktivität
Im Schatten dieser Spannungen reiste Außenminister Hakan Fidan letzte Woche nach Moskau und traf sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Laut Reuters bat Fidan um Unterstützung bei der Lösung der Probleme in Akkuyu. Auf derselben Pressekonferenz bat Fidan Putin auch darum, die laufenden Verhandlungen zwischen Gazprom und BOTAŞ zu unterstützen.
Es wird behauptet, dass die Erdgasschulden von BOTAŞ gegenüber Russland ungefähr 27 Milliarden Dollar erreicht haben. Ankara setzt seine Gespräche mit Moskau zur Umstrukturierung dieser Schulden fort. Die Verzögerung bei Akkuyu und die Debatte darüber, wer Sinop erhalten soll, deuten auf einen neuen Verhandlungsprozess in den Energiebeziehungen zwischen der Türkei und Russland hin.
Japan wollte aufgebenDas Kernkraftwerk Sinop, über das heute angeblich mit China, Korea und Russland verhandelt wird, wurde zunächst mit Japan besprochen. Aufgrund der gestiegenen Kosten gab die japanische Seite das von einem japanisch-französischen Konsortium aus öffentlichen und privaten Institutionen unter japanischer Führung durchgeführte Kernkraftwerksprojekt auf.
20-Milliarden-Dollar-Projekt nicht abgeschlossenDie Arbeiten am Kraftwerk begannen vor 15 Jahren. Die ersten Verträge zwischen Russland und der Türkei wurden 2010 unterzeichnet. Die Arbeiten begannen 2013. Die Fertigstellung war für 2023 geplant. Bis 2025 konnte jedoch nur der Bau der ersten Anlage abgeschlossen werden. Das 20 Milliarden Dollar teure Projekt wird von Akkuyu Nuclear Inc. durchgeführt, das überwiegend über russisches Kapital verfügt.
Das Embargo ist auch wirksam bei VerzögerungenAuch der Russland-Ukraine-Krieg und das europäische Embargo gegen Russland wirkten sich negativ auf das Projekt aus. Für die Verzögerung wurde der deutsche Industriegigant Siemens verantwortlich gemacht. Siemens wies in seiner Stellungnahme aus dem Jahr 2024 darauf hin, dass die erforderlichen Ausfuhr- und Zollgenehmigungen nicht erteilt worden seien und verwies auf die Bundesregierung.
Die Preise sind 2-3 mal so hoch wie der DurchschnittDas Kraftwerk Akkuyu wird Russlands erstes Build-Operate-Transfer-Projekt in der Türkei sein. Die Türkei wird den von Akkuyu Nuclear Inc. erzeugten Strom 15 Jahre lang kaufen. Als Gegenleistung für die Energie zahlt die Türkei Rosatom 15 Jahre lang 12,35 Cent pro Kilowattstunde. Einige Analysten betonen, dass dies zwei- bis dreimal höher sei als der weltweite Durchschnitt.
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