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Geheimnis prähistorischer Jäger: Art- und Geschlechtsbestimmung anhand 160.000 Jahre alter Zähne

Geheimnis prähistorischer Jäger: Art- und Geschlechtsbestimmung anhand 160.000 Jahre alter Zähne

Ekin Aktaş - @anthroalaska

Tierknochen, die in Ausgrabungsstätten gefunden wurden, erzählen uns viel über prähistorisches Leben. Es ist jedoch nicht immer leicht herauszufinden, wem diese Überreste gehören. Vor allem, wenn sie Hunderttausende von Jahren alt sind… Bis vor Kurzem konnte die Art der großen Tierzähne, die in der Lazaret-Höhle in Frankreich ausgegraben wurden und 160.000 bis 120.000 Jahre alt sind, nicht bestimmt werden. Auch war nicht klar, ob sie männlich oder weiblich waren. Bis Wissenschaftler sie zum Sprechen brachten…

In einer Studie unter der Leitung von Forschern der Universität Lille in Frankreich konnten anhand dieser alten Zähne mithilfe einer hochempfindlichen Methode sowohl die Tierart (Rind oder Bison) als auch das Geschlecht des Tieres bestimmt werden. Und dies ohne die Zähne zu beschädigen.

DAS GEHEIMNIS HINTER PROTEINEN

Mithilfe der Methode der Paläoproteomik analysierten die Forscher die Proteinrückstände in diesen fossilen Zähnen. Da Zahnschmelz im Laufe der Zeit deutlich besser erhalten bleibt als andere Gewebe, ist er höchstwahrscheinlich mit uralten Proteinen belegt.

Kleine Proteinstücke tragen die Identität des Tieres. Die Reihenfolge dieser Stücke kann von Art zu Art variieren. Beispielsweise ermöglichen kleine Aminosäureunterschiede in einigen Proteinen die Unterscheidung zwischen Bisons und Rindern. Die Geschlechtsbestimmung basiert auf dem Protein AMELY, das im Zahnschmelz vorkommt und nur bei männlichen Tieren vorkommt.

Art und Geschlecht zugleich

Mit dieser neuen Methode konnten erstmals sowohl Art als auch Geschlecht eines Tieres anhand einer einzigen Probe bestimmt werden. Bisher war für solche Analysen DNA erforderlich, die jedoch in Jahrtausende alten Fossilien oft abgebaut ist. Proteine ​​hingegen sind haltbarer und leichter nachweisbar.

Die Forschung begann mit Referenzen von Zähnen heutiger Rinder und Bisons. Die in diesen Proben identifizierten charakteristischen Proteinfragmente wurden anschließend auf 21 fossile Zähne aus der Lazaret-Höhle angewendet. Die Ergebnisse waren erstaunlich: Die Wissenschaftler konnten bei 15 Proben die Art und bei 15 das Geschlecht bestimmen. Einige Überreste, die zuvor als „Rinder“ klassifiziert worden waren, stellten sich als Bisons heraus.

NEUES LICHT AUF DIE VORHISTORISCHE JAGD

Was also sagen uns diese Informationen? Eigentlich ziemlich viel.

So ist beispielsweise bekannt, dass Männchen und Weibchen einen Großteil des Jahres getrennt verbrachten. Dadurch können wir verstehen, in welcher Jahreszeit prähistorische Menschen jagten, indem wir untersuchen, welches Geschlecht mehr jagte. Da Rinder und Bisons unterschiedliche Lebensräume bevorzugen, gibt uns die Kenntnis der dort vorkommenden Arten zudem Hinweise auf das Klima und die Umwelt dieser Zeit.

Das Vorkommen von Rindern (Bos primigenius) und Bisons (Bison priscus) in denselben Schichten zeigt, dass diese Tiere damals in derselben Region lebten und jagten. Dies ist sehr wichtig für das Verständnis der Jagdstrategien der Neandertaler.

OHNE DIE ZÄHNE ZU SCHÄDIGEN

Der vielleicht bemerkenswerteste Aspekt dieser Studie ist, dass die verwendete Methode die Fossilien nicht beschädigt. Die Forscher entfernten mit Säure eine sehr geringe Menge Protein von der Zahnoberfläche. Da dieser Prozess auf mikroskopischer Ebene stattfand, hinterließ er keine sichtbaren Schäden. Dies ist auch für seltene Fossilien in Museumssammlungen von großem Vorteil, da diese wertvollen Stücke nun analysiert werden können, ohne sie zu beschädigen.

Diese Methode ist nicht auf Fossilien aus der Lazaret-Höhle beschränkt. Dieselbe Technik lässt sich auch auf prähistorische Tierreste aus anderen Teilen der Welt anwenden. Sie ermöglicht uns ein besseres Verständnis der Beziehung von Jäger- und Sammlergesellschaften zu Tieren, ihrer Jagdstrategien und sogar ihrer Migrationsmuster.

Darüber hinaus wird dies nicht nur einen großen Beitrag zur Archäologie, sondern auch zu Naturkundemuseen, zur Erhaltung des kulturellen Erbes und sogar zur Erforschung der Evolutionsgeschichte der Arten leisten.

Dank dieser in Frankreich durchgeführten Studie ist es nun möglich, aus 160.000 Jahre alten Tierzähnen Informationen über Art und Geschlecht zu gewinnen. Dies geschieht in einer einzigen Analyse, ohne den Zahn zu beschädigen. Diese revolutionäre Methode eröffnet uns ein völlig neues Verständnis der prähistorischen Welt. Wir können nun besser verstehen, welche Tiere die Neandertaler wann jagten, wie sich die Umweltbedingungen veränderten und wie die Beziehung zwischen Mensch und Tier aussah.

BirGün

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