Warum können Telefonkameras in Japan und Südkorea nicht stummgeschaltet werden?

NACHRICHTENZENTRUM
Erstellungsdatum: 12. Mai 2025, 15:52 Uhr
In Japan können Sie den Kameraton auf Telefonen nicht ausschalten. Darüber hinaus handelt es sich dabei nicht nur um ein technisches Detail. eine gesetzlich festgelegte Verpflichtung.
Warum also?
RECHTLICHE MASSNAHMEN GEGEN DATENSCHUTZVERLETZUNGEN
In Japan basiert diese Regelung auf dem Schutz der Privatsphäre. Um Straftaten wie das Aufnehmen von Fotos und Videos ohne Einwilligung zu verhindern, wurden Anfang der 2000er Jahre Vorschriften erlassen, die die Wiedergabe von Kamerageräuschen auf allen im Land verkauften Mobiltelefonen vorschrieben.
Dieser Ton kann nicht deaktiviert werden, auch wenn das Telefon stumm geschaltet ist. Selbst iPhone-Nutzer können bei Modellen, die Apple speziell für Japan entwickelt hat, die Option zum Ausschalten des Kameratons nicht finden.
Der Masashi-Tashiro-Vorfall: Ein Wendepunkt
Das bemerkenswerteste Ereignis bei der Umsetzung dieser Regel ereignete sich im Jahr 2000. Der berühmte japanische Musiker und Fernsehstar Masashi Tashiro wurde dabei erwischt, wie er an einem Bahnhof in Tokio heimlich mit seinem Telefon ein Foto von einer Frau machte. Der Vorfall hatte enorme Auswirkungen auf die Öffentlichkeit zu einer Zeit, als Mobiltelefone mit Kamera gerade erst weit verbreitet waren.
Keiji Takao, ein Ingenieur, der an der Entwicklung des J-SH04, einem der ersten Handys mit Kamera in Japan, beteiligt war, machte Jahre später in einem Interview folgende Aussagen:
„Als wir Handys mit Kameras ausstatteten, befürchteten wir, dass diese Funktionen missbraucht werden könnten. Tashiros Verhaftung hat unsere Bedenken verstärkt. Deshalb haben wir uns entschieden, den Auslöserton auch im Lautlosmodus abspielen zu lassen.“
Diese Entscheidung wurde bald zum Beispiel für alle Hersteller und wurde auf alle Telefone in Japan angewendet.
DIE GLEICHE REGEL GIBT ES AUCH IN SÜDKOREA
Japan ist damit nicht allein. Mit dem 2014 in Kraft getretenen Datenschutzgesetz wurde in Südkorea die gleiche Praxis verbindlich. Auch in China gibt es ähnliche Regelungen. Das Ziel ist in allen drei Ländern dasselbe: heimliches Fotografieren zu verhindern.
Obwohl Kamera-Audio unverzichtbar ist, gibt es für diejenigen, die die Technologie missbrauchen möchten, neue Möglichkeiten. In Japan ermöglicht eine kostenpflichtige App namens „BlackVideo“ den Benutzern, den Kameraton vollständig zu deaktivieren, das Bild als Browserbildschirm anzuzeigen und Aufnahmen in versteckten Ordnern zu speichern.
Diese App gehört zu den beliebtesten kostenpflichtigen Kamera-Apps im App Store. Insbesondere in überfüllten Umgebungen wie Zügen können solche geräuschlosen Kameraanwendungen für böswillige Zwecke missbraucht werden.
Während im Jahr 2010 in Japan noch 1.741 Personen wegen illegaler Fotografien verhaftet wurden, stieg diese Zahl im Jahr 2019 auf 3.953. Dies zeigt, dass die Anwendung eines Sprachauslösers allein keine Lösung darstellt.
hurriyet