Hautkrankheiten | Weniger Sonne, weniger Falten
Die meisten Menschen freuen sich, wenn die Sonne scheint. Auch in diesem Frühjahr wird der Eindruck einer fast durchgehend freundlichen Witterung durch Daten von Wetterdiensten bestätigt: Mit rund 240 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im April den Durchschnitt von 154 Stunden in der Periode 1961 bis 1990 um 56 Prozent. Der Trend nach oben ist auch schon für die Jahre von 2011 bis 2014 nachweisbar, in denen die Sonnenscheinzeit der genannten Referenzperiode bis 1990 im Frühjahr um 19 Prozent überschritten wurde.
Nun gibt es diverse Hautschutzprodukte und auch schattige Plätze – und gut ist, könnte man denken. Schon etliche Jahre läuft die medizinische Aufklärung, wonach von einer »gesunden Bräune« nicht mehr gesprochen werden sollte. Einen Teil der Bevölkerung – vor allem Jüngere – hat diese Botschaft bereits erreicht, aber immer noch zu wenige Menschen insgesamt.
Denn die Zahl der Hautkrebserkrankungen hat sich laut der Krankenkasse Barmer vom März 2025 erhöht: Bei der Diagnose schwarzer Hautkrebs verdoppelten sich die Fälle seit dem Jahr 2005, beim weißen Hautkrebs haben sie sich sogar fast verdreifacht. Ein weiterer Anstieg der Fälle ist angesichts einer zunehmend älteren Bevölkerung zu erwarten, hieß es aus Anlass einer Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft Anfang Mai in Berlin.
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Geburtenjahrgänge ab Ende der 50er Jahre ein höheres Risiko für schwarzen Hautkrebs haben. Mark Berneburg, Tagungspräsident in Berlin und Direktor der Klinik für Dermatologie am Uniklinikum Regensburg, weist auf diese Zahlen hin: »Bei den 1968 geborenen Frauen lag das Risiko für schwarzen Hautkrebs doppelt so hoch wie im Jahrgang 1952.« Die Gründe dafür seien vielfältig. »Schwere Sonnenbrände in jüngeren Jahren hinterlassen bleibende Schäden.« Jetzt zeigten sich die Spätfolgen einer Zeit, in der Sonnenbaden ohne ausreichenden Schutz vor der UV-Strahlung weit verbreitet war, erklärt der Dermatologe.
Während in diesen Generationen also die Zahl der Betroffenen noch steigen dürfte, ist bei Jüngeren das Bewusstsein für den Schutz vor UV-Strahlung schon gewachsen. Das Bundesamt für Strahlenschutz hatte zu diesem Thema 2024 eine Befragung durchgeführt. Diese ergab für 2022, dass schon 76 Prozent der Beteiligten immer oder manchmal den Aufenthalt in der Sonne vermieden. 2024 waren es bereits 82 Prozent. Aber immer noch glaubten 27 Prozent der Befragten an den Mythos einer gesunden Bräune. »In Wirklichkeit bedeutet Bräune, dass die Haut bereits geschädigt ist«, sagt Berneburg.
Etwas leichter wird die Hautkrebsvorsorge unter anderem durch soziale Medien, denn hier trendet bei jüngeren Frauen gerade der Zusammenhang zwischen gebräunter Haut und Faltenbildung, die natürlich nicht erwünscht ist. Berneburg hätte kein Problem damit, über derartige eher ästhetischen Fragen Hautkrebsfälle zu verhindern. Zudem sollten alle gesetzlich Versicherten ab 35 Jahren alle zwei Jahre ihren Anspruch auf ein Hautkrebs-Screening wahrnehmen.
Risikopatienten gibt es viele: Menschen mit heller Haut, mit hoher UV-Belastung in Beruf oder Freizeit oder mit einschlägigen Vorerkrankungen in der Familie. Diverse Schutzmaßnahmen stehen zur Verfügung, von Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor, schützender Kleidung und Sonnenbrille bis hin zum Verzicht auf Sonnenbäder und Solarium.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten. → Themen abdecken, die anderswo übersehen werden. → Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen. → Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
nd-aktuell