DHDL-Deal mit Dümmel: Die Cravies-Gründer überzeugen mit gewürzten Sonnenblumenkernen

Würzige Sonnenblumenkerne statt Chips, um den Heißhunger zu stillen. Siddik Turhalli und Rio Leonhardt pitchen ihren Lifestyle-Snack bei „Die Höhle der Löwen“ und überzeugen Ralf Dümmel.
Startups lösen idealerweise Probleme. Die Probleme, die das Gründerduo Rio Leonhardt und Siddik Turhalli lösen will: fehlende Entsorgungsmöglichkeiten für die Schalen und der immer gleiche Geschmack, sagen sie bei ihrem Auftritt in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“. Es geht um die Schalen und den Geschmack von Sonnenblumenkernen. Von Grilled Onion, über Smokey BBQ, bis hin zu Cinnamon Toffe gibt es insgesamt sechs Geschmackssorten zur Auswahl. Mit ihrem Produkt Cravies – abgeleitet von dem englischen Wort für Heißhunger – wollen sie „Lifestyle-Snacks neu definieren“.
Zum Zeitpunkt der Show ist Cravies grade mal seit vier Wochen online erhältlich. In der Zeit haben Turhalli und Leonhardt mit 1200 verkauften Verpackungen 5000 Euro Umsatz generiert. Von den Löwen erhoffen sie sich Zugang zum Lebensmitteleinzelhandel, sowie Unterstützung bei der richtigen Verkaufsstrategie. Dafür verlangen sie 200 Tausend Euro und bieten zehn Prozent der Firmenanteile. Das würde einer Bewertung von zwei Millionen Euro entsprechen. Für eine Firma, die vor vier Wochen online gestartet ist und einen Umsatz im mittleren vierstelligen Bereich erwirtschaftet hat? Zu viel, findet Carsten Maschmeyer und steigt früh aus.
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Neben der Bewertung stört ihn auch die Art und Weise, wie man die Sonnenblumenkerne isst. Eigentlich verspricht Cravies Snack-Spaß, aber nach Spaß sieht das für Maschmeyer nicht aus. Die Gewürzmischungen, die für den Geschmack sorgen, haften an den Schalen der Sonnenblumenkerne, nicht an den Kernen selbst. Maschmeyer, der sich darüber beschwert, dass seine Hände nach dem Snack eingesaut sind, fragt: „Warum macht ihr das Gewürz nicht direkt auf die Sonnenblumenkerne?“ Das habe mit Tradition, Erlebnis und Beschäftigung zu tun, antwortet Turhalli. Der Gründer ist gebürtiger Türke und mit seiner Familie im Alter von sieben Jahren nach Deutschland gekommen. Für ihn sind die Sonnenblumenkerne „der Snack seiner Kindheit“. Auch Investorin Tijen Onaran, deren Eltern aus der Türkei stammen, erinnert Cravies an ihre Kindheit.
Schnell wird klar, dass eigentlich nur ein Löwe infrage kommt: Ralf Dümmel, der sich während des gesamten Auftritts der Gründer wie ein kleines Kind über die leckeren Snacks und die Cravies-Experience freut. Auch Tijen Onaran gibt zu: „Wenn es einen gibt in der Runde, der euch nach vorne bringt, dann ist er es und deshalb solltet ihr mit ihm gehen“, sagt sie und steigt selbst aus.
Doch Dümmel ist, ähnlich wie Maschmeyer, gelinde gesagt, schockiert von der Bewertung, mit der die beiden Gründer die Löwen von einem Investment überzeugen wollen. „Mit der Bewertung müsste man euch eigentlich rausprügeln“, so Dümmel. Deshalb stellt der TV-Juror die beiden Gründer auf die Probe: Sie sollen sich überlegen, welches Angebot sie ihm machen können – was ihre Schmerzgrenze sei – denn für eine Bewertung von zwei Millionen Euro steigt er nicht ein. Er will testen, wie kompromissbereit Turhalli und Leonhardt sind. Ihr überarbeitetes Angebot: 200 Tausend Euro für 12,5 Prozent – also ein Bewertungsrückgang von 400 Tausend Euro. Für Dümmel ist das nicht wirklich ein Kompromiss, er hatte sich 20 Prozent Firmenanteile für 200 Tausend Euro Investment vorgestellt.
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Die Gründer und er würden zu weit auseinanderliegen, so Dümmel. Maschmeyer macht einen Kompromissvorschlag: Wie wäre es mit 16,25 Prozent der Firmenanteile für 200 Tausend Euro, was einer Bewertung von 1,23 Millionen Euro entsprechen würde. Dümmel verlangt, dass Turhalli und Leonhardt zuerst auf den Vorschlag eingehen. Wieder, um zu testen, wie wichtig ihnen die Zusammenarbeit mit ihm als Investor wirklich ist. Die beiden nehmen an. Im Endeffekt haben sie von ihrer initialen Bewertung über 750 Tausend Euro eingebüßt. „Das zeigt mir, dass ihr mich wirklich an Board haben wollt“, so Dümmel. Ende gut, alles gut. Der Deal kommt nach der Show zustande, wie Gründerszene aus dem Investoren-Umfeld erfahren hat. „So einen Snack hat der Markt gebraucht: geiler Geschmack, smart verpackt. Einfach nur top. Ich freue mich, diesen Crunch-Kracher gemeinsam mit Siddik und Rio groß zu machen“, so Dümmel.
Offiziell hat Turhalli Cravies, mit Sitz in Neuss, 2023 gegründet. Er ist der Unternehmertyp hinter dem Startup und hat sich mit Leonhardt Unterstützung aus der Gastronomie geholt. Leonhardt, der als Teilzeit-Produktentwickler das Startup unterstützt, ist Koch aus Berlin und betreibt die Catering-Firma Berlin Cuisine. Für Turhalli ist Cravies nicht sein erstes Startup. 2019 hat er die Job- und Projektvermittlungsplattform für Studenten und Berufseinsteiger Wonderwuzzi mitgegründet, die 2021 in einem Asset-Deal an die Recruiting-Plattform Pumpkincareers gegangen ist.
Außerdem hat Turhalli das Stipendienprogramm Empathy ins Leben gerufen, um Jugendliche bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung zu unterstützen. Damit hat er es es auch auf die Forbes-30-under-30-Liste geschafft. Bevor er Cravies gründete, war der WHU-Alumnus Dozent für Entrepreneurship an der Steinbeis Hochschule und Partner beim Family-Office Lepi Ventures. Adrian Majchrowski ist als Co-Founder bei Cravies eingestiegen. „Er verantwortet Marketing & Operations bei Cravies und hat unsere innovative Verpackung designed“, so Turhalli gegenüber Gründerszene. Eigenen Angaben zufolge soll Cravies bis April in 300 Märkten verfügbar gewesen sein. Ab Mitte Mai dann in über 5000 Filialen, sagt Turhalli.
businessinsider