Haben & Sein: Raus hier!

Die Begeisterung für Musikfestivals lässt ab einem bestimmten Alter spürbar nach. Nicht zuletzt, weil man ein gewisses Komfort- und Qualitätslevel zum Beispiel bei der Verköstigung nicht mehr unterschreiten möchte. Bier aus Plastikbecher und Ravioli aus der Dose sind eben irgendwann nicht mehr so verlockend. Ein Musikfestival hat sich zur Aufgabe gemacht, genau diese Ausreden nicht gelten zu lassen und eine Zielgruppe anzusprechen, die den Festivalsommer eigentlich längst an den Nagel gehängt hat. Das Pinot&Rock Festival findet vom 2. bis 6. Juli im Fritz-Schanno-Park am Rheinufer in Breisach zum zweiten Mal statt. Gastgeber ist der bekannte Winzer Fritz Keller.
Die Musik an den vier Tagen hat aber nichts mit betulicher Weinstubenschunkelei zu tun – für das Genussfestivals haben neben Jan Delay, Melissa Etheridge und Montez auch gut gereifte Indie-Superstars wie Snow Patrol, Travis und Sportfreunde Stiller zugesagt, dazu etliche Newcomer aus allen Sparten der Popmusik. Genauso wichtig ist aber auch das Line-Up der VDP-Weingüter und Sterneköche, die während des stilvollen Festivals im Park ihr Können zeigen werden und damit eben versuchen, das Beste aus Genuss und Musik zu vereinen. Wer nicht hören will, kann essen! Auch inzwischen vielleicht dazu gekommene Kinder gelten nicht mehr als Ausrede dafür, diesen Sommer wieder ein Musikfestival sausen zu lassen – das Pinot&Rock präsentiert sich familienfreundlich und hat viel Programm für die Kleinen zu bieten, darunter auch die Band Dikka, die mit ihren Songs derzeit in Kinderzimmern zuverlässig für Ekstase sorgt. Karten für die einzelnen Tage oder alles zusammen bekommt man noch auf der Homepage.

Wie viel lässt sich an der ewigen Jeansjacke noch verändern? Erstaunlicherweise eine ganze Menge. Zumindest wenn man Chitose Abe von Sacai an die Sache heranlässt. Kaum jemand dekonstruiert Kleidungsstücke so modern und innovativ wie die japanische Designerin. Was sie neu zusammensetzt, ergibt anschließend immer mehr als die Summe der einzelnen Teile. Bei der neuen Kollektion Levi's x Sacai wurden Denimklassiker also nicht einfach ein bisschen aufgemotzt, sondern komplett avantgardistisch gedacht. Eine Jeansjacke für Frauen bekommt hier doppelt so viel Stoff wie üblich und fällt wie ein Wasserfall im Rücken, die Sacai-typischen Bomberjacken haben einen Jeanskragen und sind auch von innen komplett mit Jeans gefüttert, Doppelreihige Blazer werden ebenfalls mit Denim kombiniert. Die Hosen dazu sind weit und Baggy mit überlangen Gürteln. Vorbild war angeblich die ewige Jeansikone James Dean, aber wen auch immer sie da im Sinn hatten, funktioniert hat es jedenfalls. Von nächster Woche an in ausgewählten Pop-ups und online bei Levi's erhältlich.

Kein Schuh transportiert das Sommergefühl so sehr wie der Schlupfschuh oder Slipper, in der Herrenmode auch in den Varianten Loafer, Mokassin und Espadrilles (letztere ohne Absatz) bekannt. Bei entsprechendem, lockerem Outfit lassen sich diese Schuhmodelle bekanntlich mit Gewinn barfuß tragen, was den lässigen Look und das easy „raus und rein“ zwischen Terrasse und Strand unterstützt, aber auch einen gewissen Komfort und gute Verarbeitung voraussetzt. Denn nackte Haut ist einerseits empfindlicher gegenüber kleinen Nähten und Druckstellen und setzt andererseits mit Schweiß und Schmutz dem Material ganz schön zu.
Der österreichische Schuhhersteller Think! hat für diesen Sommer nun einen neuen Slipper entwickelt, der dezidiert diese Barfuß-Qualitäten mitbringen soll. Think!-Geschäftsführer und Designer Christoph Mayer ist bekennender Sockenhasser und achtet deshalb besonders auf die innere Verarbeitung seiner Sommerschuhe. Die „Turna Slipper“ sind aus einer extra weichen Lederqualität gearbeitet und innen rundum fein gepolstert, um Druckstellen zu vermeiden. Auch das Korkfussbett wurde mit Leder überzogen, ist aber bei Bedarf wechselbar. Trotz dieses handwerklichen Aufwands ist der Slipper aus Österreich sehr leicht und hat eben auch noch jene südliche Lässigkeit im Design, die ja wichtig ist – schließlich sollen diese Schuhe in erster Linie für ein Feriengefühl sorgen, auch wenn man damit weit jenseits der Brennerlinie unterwegs zum Einkaufen ist.

Niemals ohne Sonnenbrille (Ray Ban), immer mit Halskettchen (Koralle), man kann schon sagen, dass Pierpaolo Piccioli in einigem dem Klischee vom typischen Römer entspricht. Vielleicht lässt sich das auch auf die Treue übertragen, mit der der Italiener einem (natürlich heimischen) Unternehmen verbunden war: Insgesamt 25 Jahre bei Valentino, das muss man in Zeiten der stakkatohaften Designerwechsel erstmal hinbekommen. Von 2008 bis 2024 war der 57-Jährige dabei als Kreativdirektor des legendären Couturehauses tätig, in der ersten Zeit gemeinsam mit seiner Kollegin Maria Grazia Chiuri, und hat das Erbe des Gründers stilsicher und erstaunlich unaufgeregt den Bedürfnissen des 21.Jahrhunderts angepasst. Alle paar Saisons, das freute die Konzernleitung, mit klarem Gespür für Verkaufsschlager wie den nietenbesetzten Rockstud-Schuh oder die monochrome Kollektion in Pink.
Aber nichts währt ewig, in der Mode schon gar nicht, auch wenn Piccioli in seine bekannt lyrischen Instagram-Posts gerne Begriffe wie „bellezza eterna“ einbettet. Nach dem Aus folgte ein eher stilles Jahr für PPP, wie ihn seine Fans nennen, jetzt wurde mitgeteilt, dass er Kreativdirektor bei Balenciaga wird. Und damit Nachfolger von Demna, der für Streetwear und provokante Schauen stand. Wird die französische Marke jetzt also „romantisch“, wie es in ersten Reaktionen heißt? Der Oktober wird es zeigen, bei der Modewoche in Paris gibt Piccioli sein Debüt.
süeddeutsche