Tipps für Feierabend: Der Untergang der Titan und Peter-Thiel-Netzwerk

Viele Superreiche sind durchaus bereit, einen Teil ihres Vermögens abzugeben – das ist die Grundannahme, mit der Felix Oldenburg (49), ehemaliger Generalsekretär im Bundesverband Deutscher Stiftungen, in dieses Buch einsteigt. Das System der Stiftungen in Deutschland mache es ihnen aber unnötig schwer.
Viel Kapital, das aktuell in Stiftungen gebunden ist, werde eben nicht in das Gemeinwohl investiert, sondern nur noch verwaltet. Oldenburg plädiert dafür, die bestehenden Strukturen aufzubrechen und es Menschen generell leichter zu machen, Gutes zu tun und ein „neues Geben“ zu etablieren.
Der Social Entrepreneur und Gründer der Spendenplattform Bcause zeichnet in seinem Buch nicht nur die komplexen Hürden für Großspender in Deutschland nach. Er lässt auch junge Erbinnen und Erben zu Wort kommen, die gern etwas Sinnstiftendes machen würden mit „ihrem“ Geld. Viele jedoch können über einen Teil ihres Erbes gar nicht frei verfügen, weil es etwa in Familienstiftungen gebunden ist. Gerade diese Stimmen, die etwas anders machen wollen als die Generationen, die den Reichtum angehäuft haben, machen das Buch lesenswert.
Felix Oldenburg: Der gefesselte Wohlstand. Econ, 240 Seiten, 24,99 Euro.
Dass der deutschstämmige Investor Peter Thiel (57) inzwischen eine echte Größe in der US-Politik ist, dürfte den meisten bekannt sein. Wie breit er jedoch sein Netzwerk gesponnen hat und welchen Einfluss er im Detail seit Jahren auf Wirtschaft und Politik ausübt, das schlüsselt der Deutschlandfunk-Podcast „Die Peter Thiel Story“ Stück für Stück auf.
In sechs Folgen beleuchtet das Autorenteam das System Thiel, von seinen ersten Jahren als PayPal-Gründer bis zur ersten Amtszeit von Donald Trump (79). Und in manchen Schlüsselszenen – etwa als Thiel 2016 zum ersten Mal die US-Techunternehmer mit Trump an einem Tisch zusammenbrachte – wird deutlich, dass Thiels Agieren keine kurzfristige Reaktion auf die politischen Entwicklungen ist, sondern einer langfristigen Strategie folgt.
Auf angenehm unaufgeregte Weise nimmt der Podcast die Hörerin mit in die Gedankenwelt und Ideologie von Peter Thiel, Tesla-Mastermind Elon Musk (54) und US-Vizepräsident J.D. Vance (40). Es lohnt sich, dranzubleiben und die Folgen chronologisch anzuhören. Und dann zum Schluss nach Folge 6 das Puzzle gedanklich zusammensetzen.
Den Podcast „Die Peter Thiel Story“ gibt es hier auf deutschlandfunk.de .
Was zum Schauen:Von Anfang an hat mich bei dieser Dokumentation eine Frage beschäftigt: Warum sind diese fünf Passagiere in diese winzige Kapsel gestiegen, um damit mehr als 3000 Meter in die Tiefen des Nordatlantik abzutauchen? Die eigentlich wichtigere Frage, das steht nach deren Ende fest, ist aber wohl: Warum hat sie niemand daran gehindert?
Mit der „Titan“ wollte Unternehmer Stockton Rush Touristen zum Wrack der „Titanic“ vor der Küste Neufundlands bringen, nach dem Vorbild von Jeff Bezos (61) und Elon Musk, die Menschen für viel Geld ins All bringen. Er stellte sich ein Team zusammen und tüftelte jahrelang an seinem U-Boot. Einige Tauchgänge lang ging es gut. Im Juni 2023 implodierte die „Titan“ dann in den Tiefen des Meeres, Rush und vier weitere Passagiere starben.
Bis dahin reihten sich, so schlüsselt es diese Netflix-Doku auf, viele Fehlentscheidungen, ignorierte Warnungen und wütende Kündigungen von zentralen Teammitgliedern aneinander. Man sitzt zwischenzeitlich kopfschüttelnd vor dem Bildschirm. Das selbst erfundene „akustische Warnsystem“ des U-Boots schrillt ständig auf, das Material hält Tests nicht stand. Boeing-Ingenieure schreiben einen Testbericht, der sich wie ein Alarm liest. Trotzdem findet Rush immer wieder neue Mitstreiter, die mit ihm weitermachen. Wer Bedenken äußert, muss gehen.
Am Ende fasst es ein ehemaliger Mitarbeiter vor der Kamera so zusammen: „Die Unternehmenskultur war das Problem, sie hat diese Menschen umgebracht.“
Die Dokumentation „Titan: Die OceanGate-Katastrophe“ gibt es bei Netflix.
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