Wacken Open Air 2025: Alles zum Start des Metalfestivals

Das Wacken Open Air (W:O:A) begann 1990 als Minifestival mit rund 800 Rockfans und ein paar lokalen Metalbands. Schauplatz war eine ehemalige Kiesgrube am Rand des schleswig-holsteinischen Dorfes Wacken. Heute ist das W:O:A eines der größten und bekanntesten Metalfestivals der Welt. Jährlich reisen rund 75.000 Fans aus über 80 Ländern an.
Das Festival ist meist binnen Stunden ausverkauft, obwohl die Tickets immer teurer werden (inzwischen 333 Euro) und die Veranstaltung mehr und mehr kommerzialisiert wird. Dennoch ist Wacken zum Symbol für den globalen Zusammenhalt der Metal-Community geworden. Und alle kennen das Zeichen: Die "Pommesgabel", eine erhobene Faust mit ausgestrecktem Zeigefinger und dem kleinen Finger. Dazu gehört der Schlachtruf "Wacköööööööön!"Er wird in diesem Jahr vom 30.07. bis zum 02.08. zigtausendfach zu hören sein.
2. Großstadt-Logistik auf ZeitWährend der Festivalwoche wird das Dorf Wacken fast zur Großstadt mit etwa 90.000 Menschen: den Fans, bis zu 10.000 Crewmitgliedern, Helferinnen und Helfern, hunderten Musikerinnen und Musikern und Presseleuten aus allen Ländern der Welt. Das Ganze wird jedes Jahr wochenlang vorher auf einen Acker gebaut, dort wo sonst Kühe grasen. Auf dem etwa 240 Hektar großen Gelände gibt es eine komplett eigenständige Infrastruktur mit über 1.300 Toiletten, hunderten Duschen, eigener Strom- und Wasserversorgung, Müllabfuhr und sogar einer kleinen Polizeiwache. Hinzu kommen mobile Krankenstationen, Feldküchen, Shuttlebusse und ein ausgetüfteltes Verkehrsmanagement.

Selbst bei starkem Regen und Schlamm - ein Wacken-Klassiker - bleibt der Betrieb aufrecht. Tonnenweise Holzschnitze als Untergrund, ein Drainagesystem und letztlich die Bauern aus der Umgebung, die festgefahrene Fahrzeuge mit ihren Traktoren aus dem Schlamm ziehen, machen das Festival auch unter schwierigen Wetterbedingungen möglich. Nur 2023 wurde das Schlamm-Problem zu groß: Das Festivalgelände war größtenteils nicht mehr befahrbar, so dass etwa 24.000 der angereisten Fans wieder umkehren mussten. Fast wäre das Festival ganz abgesagt worden.

Ein Metalhead braucht viel Bier, von morgens bis abends. Damit die Zapfhähne nicht trocken laufen, wurde 2017 eine unterirdische Bier-Pipeline gebaut. Sie verbindet zentrale Tanks mit mehreren Zapfanlagen auf dem Gelände und kann pro Stunde bis zu 10.000 Liter Bier befördern. Das spart Transportfahrten, schont die Wege und sichert den Nachschub.
Das kulinarische Angebot reicht von Currywurst-Pommes bis hin zu veganen Falaffeltaschen, die Imbisswagen sind auf dem ganzen Festivalgelände zu finden. Seit 2022 hat sich ein neues Bezahlsystem etabliert: Das Festivalbändchen fürs Handgelenk beinhaltet auch einen Chip, der an zahlreichen Stationen mit EC- oder Kreditkarte aufgeladen wird. Damit zahlt man auf dem gesamten Festivalgelände - Bargeld oder Kartenzahlung sind nicht möglich.
4. Mehr als Metal - die Themenwelten in Wacken
Natürlich steht beim W:O:A Metal im Mittelpunkt - mit all seinen Spielarten. Auf drei Hauptbühnen mit den Namen "Faster", "Harder" und "Louder" spielen die großen Acts; 2025 sind es unter anderem Guns N'Roses, Papa Roach, Machine Head und Gojira. Vor den Bühnen sammeln sich die Fans dann auf dem sogenannten Infield, dem Teil des Festivalgeländes, der auch als "Holy Ground" oder "Heiliger Acker" bezeichnet wird.
Doch das Festival bietet auch vielfältige Erlebnisbereiche: Im Wackinger Village etwa trifft man auf Gaukler, Ritter, Feuershows und Mittelalterbands, auch das Essensangebot unterscheidet sich von den anderen Buden; hier gibt es vor allem deftige Speisen wie Spanferkel, Ochsen am Spieß, Eintöpfe und Suppen, aber auch mittelalterliche Süßspeisen und Getränke wie Met oder Fruchtweine.
Das Wasteland ist postapokalyptisch gestaltet, mit Flammenwerfern, Schrottbauten und Mad-Max-Ästhetik. Die Künstlergruppe "Wasteland Warriors" sorgt mit martialischem Auftreten für den apokalyptischen Flair, überall brennt oder qualmt etwas. Auch hier gibt es eine Bühne, auf der vor allem Industrial Sound gespielt wird.

Der Beergarden ist ein beliebter Treffpunkt für Metalheads, die es gerne mal etwas ruhiger angehen wollen; auf der Bühne steht die Feuerwehrkapelle "Wacken Firefighters", die mit Blasmusikversionen bekannter Rockklassiker immer wieder für gute Stimmung sorgt. Dazu kommen weitere Bühnen mit Comedy, Spoken Word, Metal-Yoga, Wrestling und Lesungen.
5. Metal mit Haltung: Wacken engagiert sichHinter dem Lärm steckt Überzeugung: Das Wacken Open Air sieht sich nicht nur als Festival, sondern auch als Plattform für soziales und kulturelles Engagement. Ein zentrales Element ist die Wacken Foundation, die seit 2009 existiert. Ihr Ziel: Nachwuchsbands aus dem Metal- und Hardrockbereich fördern - weltweit, unabhängig von Plattenverträgen. Die Stiftung vergibt finanzielle Unterstützung für Studioaufnahmen, Tourneen oder Instrumente. Das Geld wird unter anderem von Fans und den Festivalbetreibern gespendet.
Besonders wichtig ist auch der Wacken Metal Battle - ein globaler Wettbewerb, bei dem junge Bands aus über 30 Ländern gegeneinander antreten. Oft ist es überraschend, welche Länder eine große Metalszene haben: So traten dort schon Bands aus Trinidad & Tobago oder Botswana auf. Die Gewinner des Metal Battle dürfen auf einer der großen Bühnen des Festivals spielen - für viele ist das der erste Schritt zu einer internationalen Karriere.
Beim Wacken Music Camp kommen jeden Sommer Jugendliche aus ganz Deutschland zusammen, um eigene Songs zu schreiben, zu proben und live zu performen. Unter professioneller Anleitung entsteht hier ein kreativer Raum abseits des Schulalltags.
Dazu kommen Blutspende-Aktionen, Kampagnen gegen Blutkrebs und Aufklärungsprojekte zu mentaler Gesundheit. Und wer eine kurze Auszeit braucht, findet sie in der Metal Church: einem kleinen Zelt auf dem Festivalgelände, in dem es Andachten, Taufen und Gespräche gibt.
Wacken zeigt damit: Auch laute Musik kann leise Zeichen setzen. Und Haltung gehört zum Metal dazu.
dw