China: Exporte in die USA brechen um mehr als ein Drittel ein


Leinen los: Im Hafen von Qingdao (Provinz Shandong) startet ein Containerschiff, um Waren zu exportieren
Foto: XinHua / dpaChinas Handel mit den USA ist angesichts der Streitigkeiten der beiden weltgrößten Volkswirtschaften massiv eingebrochen. Wie aus Daten der Zollbehörde in Peking hervorgeht, sanken Aus- und Einfuhren wie schon im April deutlich. Im Mai gingen die Exporte in US-Dollar berechnet demnach um 34,5 Prozent zurück. Laut „Financial Times “ ist dies der stärkste Rückgang seit Februar 2020. Die Importe rutschten verglichen mit Mai 2024 um 18,1 Prozent ab.
Mitte Mai hatten sich beide Seiten im zuvor eskalierten Zollstreit auf eine Pause und deutliche Senkung der Aufschläge auf Waren aus dem jeweils anderen Land geeinigt. Am Montag wollten sich ranghohe Vertreter beider Staaten in London zu Gesprächen treffen, um den Handelskonflikt zu entschärfen. US-Präsident Donald Trump und der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping hatten das Treffen am Donnerstag in einem Telefonat vereinbart.
Einige Probleme stehen jedoch noch im Raum, wie Pekings Exportkontrollen auf die Ausfuhr von für die Industrie wichtigen seltenen Erden und Magneten, für die China weltweit der Hauptverarbeiter ist. Die USA schränkten den Verkauf von Spitzentechnologie wie Designsoftware für Computerchips oder wichtige Bauteile für die Luftfahrt ein, bei denen China vom Ausland abhängig ist.
Noch im April hatte Chinas Außenhandel die Erwartungen vieler Beobachter deutlich übertroffen. Die Annahme war, dass die Volksrepublik vor allem die Ausfuhr ihrer Waren in andere Länder erhöhen könnte.
Insgesamt konnte Chinas Außenhandel im Mai wieder wachsen. Die Ausfuhren legten um 4,8 Prozent verglichen mit demselben Vorjahresmonat zu, im April hatte das Wachstum bei über 8 Prozent gelegen. Die Importe sanken dagegen um 3,4 Prozent. Der Handelsüberschuss betrug etwa 103 Milliarden US-Dollar (rund 90 Milliarden Euro).
Damit verfehlten die jüngsten Zahlen die Erwartungen von Analysten knapp. Diese hatten vorab im Durchschnitt mit einem Anstieg der Exporte um etwa 5 Prozent und einem leichten Rückgang der Importe gerechnet.
Exporte nach Deutschland schießen hochWegen des Handelskonflikts konnten chinesische Exporteure nicht mehr auf die USA zählen. Doch dafür fanden Waren aus Fernost andere Wege und Abnehmer. Wie schon im April schossen Chinas Exporte in die Bundesrepublik im Mai um 21,5 Prozent nach oben, während die Importe aus Deutschland um 1,3 Prozent zurückgingen.
Der Importrückgang verdeutliche die schwache Binnennachfrage und verschärfe die bereits schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen für deutsche Unternehmen in China, sagte Maximilian Butek, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer (AHK) in China für Ostchina.
Wegen Pekings Exportkontrollen auf seltene Erden ist auch die deutsche Industrie besorgt. „Die Lage ist ernst: Betroffene deutsche Unternehmen warten auf dringend benötigte Exportlizenzen für seltene Erden und Magnete“, sagte Butek. Ihm zufolge berichten AHK-Mitglieder vereinzelt von erteilten Genehmigungen. Aber müsse jetzt schnell gehen, um Produktionsstillstände zu verhindern, forderte Butek.
Die Volksrepublik erlebt weiter eine schwache Nachfrage im Inland. Das zeigen auch die stetig sinkenden Importe. Pekings Industriepolitik führte bislang dazu, dass in bestimmten Branchen deutlich mehr produziert wurde, als der Markt aufnehmen konnte. Deshalb gelangen viele Waren zu billigen Preisen in den Export. Ein Beispiel ist die Solarindustrie.
Dass die Menschen in China zu wenig konsumieren, liegt auch an den Folgen der schweren Immobilienkrise. Viele Leute investierten in Wohnungen, die wegen der gesunkenen Preise weniger wert sind, was auf die Konsumstimmung drückt. Zudem belastet die Schwäche in der sonst für die Konjunktur wichtigen Branche Unternehmen und Lokalregierungen.
Ein Problem für Chinas Wirtschaft ist auch der Deflationsdruck. Wie das Statistikamt heute mitteilte, lagen die Verbraucherpreise im Mai 0,1 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Die Verbraucherpreise sanken laut „FT“ damit den vierten Monat in Folge. Die Deflation, also das Gegenteil von Inflation, beschert Verbrauchern zwar stabile Preise an der Kasse, drückt aber langfristig auf die Gewinne von Unternehmen, was in der Folge zu Lohnkürzungen oder Jobverlusten führen kann.
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