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Illegales Glücksspiel in Schleswig-Holstein boomt: „Das ist ein Riesenmarkt“

Illegales Glücksspiel in Schleswig-Holstein boomt: „Das ist ein Riesenmarkt“

Kiel. Zocken im Hinterzimmer, ohne Regulierung: Illegales Glücksspiel boomt in Schleswig-Holstein und sorgt bei den Ermittlungsbehörden für viel Arbeit. Im Jahr 2024 hat es nach Angaben des Justizministeriums 141 Verfahren wegen des Vorwurfs der unerlaubten Veranstaltung eines Glücksspiels gegeben, 17 davon gegen unbekannte Täter. Dabei wurden durch die Staatsanwaltschaften rund 100 Spielautomaten sichergestellt.

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Schleswig-Holstein geht seit zwei Jahren deutlich verstärkt gegen illegales Glücksspiel vor. Dafür wurde eine bei der Generalstaatsanwaltschaft angesiedelte Koordinierungs- und Ermittlungseinheit zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität eingerichtet. Diese setzt einen Schwerpunkt auf das Thema illegales Glücksspiel. Ende 2023 hatte die Einheit mit umfangreichen Durchsuchungsmaßnahmen losgelegt und bei einer Razzia in Kiel-Gaarden 58 illegale Automaten sichergestellt.

Seitdem führt die Einheit regelmäßig Razzien durch. Erst im Mai dieses Jahres hatten rund 300 Polizeibeamte in Pinneberg mehrere Gaststätten durchsucht und dabei 50 Spielautomaten, teure Fahrzeuge, Bargeld und elektronische Speichermedien mitgenommen. Elf Personen müssen mit Ermittlungen rechnen.

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Die neue Einheit gegen organisierte Kriminalität sei ein „Erfolgsmodell“, jubelt Justizministerin Kerstin von der Decken (CDU). Diese habe „nicht nur umfangreiche Durchsuchungen und vorläufige Sicherungsmaßnahmen durchgeführt, sondern bereits erste rechtskräftige Verurteilungen erwirken können“.

Viele Hinweise auf illegales Glücksspiel bekommen die Staatsanwaltschaften direkt von der Spielhallen-Branche. „Wir arbeiten Hand in Hand mit der Staatsanwaltschaft und zeigen illegale Spielhallen regelmäßig an“, sagt Max Krumme, Vorsitzender des Automaten-Verbands Schleswig-Holstein. Es habe deswegen schon viele Erfolge gegeben, dennoch sei illegales Glücksspiel nach wie vor ein „Riesenmarkt“.

Man habe es dabei nicht mit kleinen Fischen, sondern der organisierten Kriminalität und zum Teil „mafiösen Strukturen“ zu tun, berichtet Krumme. „Wir hatten auch schon Fälle, wo illegale Spielhallen von der Polizei geschlossen wurden und sechs Monate mit einer neuen Geschäftsführung weitergemacht haben.“

Für die legale Automaten-Branche sei die kriminelle Konkurrenz ein großes Problem. Man müsse hohe Vergnügungssteuern zahlen und habe ein für Spielerinnen und Spieler unattraktiveres Angebot, sagt Krumme. „Deswegen machen immer mehr legale Spielhallen zu und werden wenig später durch illegale ersetzt.“

Tatsächlich bietet das inoffizielle Automatenspiel einige vermeintliche Vorteile für den Kunden. Die Automaten sind oft schneller und haben keine Spielpausen. Gesetzlich vorgeschrieben ist, dass nach einer Stunde ununterbrochenem Spiel ein Spielautomat für mehrere Minuten nicht genutzt werden kann. Stichwort Spielerschutz. Die illegalen Automaten haben diese Limitierung nicht.

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Wie viel Geld mit dem stationären illegalen Glücksspiel, also ohne Online-Markt, in Schleswig-Holstein umgesetzt werden, kann das Innenministerium auf Anfrage nicht sagen. Bundesweit beziffern Fahnder die Erträge aus illegal aufgestellten Automaten auf drei bis sechs Milliarden Euro jährlich, erzielt aus annähernd 50.000 Geräten. Das wäre jeder dritte Spielautomat.

rnd

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