UN beklagen Hürden: Israel lässt nur wenige Hilfsgüter nach Gaza

Am Montag wurden zunächst 5 Lastwagen durchgelassen. Während der Feuerpause Anfang des Jahres fuhren täglich bis zu 600 Lastwagen über die Grenze.
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Nach mehr als eineinhalb Jahren Krieg ist die Lage im Gazastreifen katastrophal, die UN und Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot. Jetzt könnte es erstmals seit Monaten wieder Hilfsgüter für die Palästinenser geben - allerdings stoßen die Helfer vor Ort auf Schwierigkeiten.
Erstmals seit Anfang März kommen wieder Hilfslieferungen in den Gazastreifen - sie haben die notleidenden Menschen vor Ort laut UN aber noch nicht erreicht. Die Hilfsgüter befänden sich unter anderem wegen fehlender Genehmigungen noch in einem von den Israelis kontrollierten Bereich hinter dem Grenzzaun, sagte der Sprecher der Vereinten Nationen, Stéphane Dujarric.
Am Montag war erstmals seit fast drei Monaten wieder humanitäre Hilfe in das umkämpfte Gebiet gekommen - israelischen Angaben zufolge waren es aber zunächst nur fünf Lastwagen. Die Hürden bei der Verteilung der Hilfsgüter erklärte Dujarric so: Die UN müssten bei Israels Armee Genehmigungen einholen. "Und wir müssen auch sicherstellen, dass das allgemeine Gebiet für uns sicher ist." Die UN und Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot in dem Küstenstreifen.
Am zweiten Tag nach dem Ende der israelischen Blockade der Hilfslieferungen wurden nach Angaben Israels 93 Lastwagen mit Gütern in das Gebiet gebracht. Die humanitäre Hilfe umfasse Mehl für Bäckereien, Babynahrung, medizinische Ausrüstung und Medikamente, teilte die zuständige Behörde Cogat mit.
Israels Armee unternehme "alle Anstrengungen, um sicherzustellen, dass die Hilfsgüter nicht in die Hände der Terrororganisation Hamas gelangen", hieß es in einer Mitteilung der Behörde derweil weiter. Dujarric aber mahnte, die Zahl der am Dienstag angekommenen Hilfstransporte sei noch immer nicht ausreichend. Während der Feuerpause Anfang des Jahres waren jeden Tag bis zu 600 Lastwagen mit Hilfsgütern über die Grenze in den Gazastreifen gefahren. Seit Anfang März hatte Israel keine Hilfslieferungen mehr erlaubt. Das Land wirft der Hamas vor, die Hilfsgüter weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.
Keine Fortschritte bei Gaza-VerhandlungenDerweil stocken die Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg. Israel kündigte deshalb an, seine führenden Unterhändler aus Katar abzuziehen. "Nach etwa einer Woche intensiver Gespräche in Doha wird das ranghohe Verhandlungsteam zu Beratungen nach Israel zurückkehren, während die Vertreter der Arbeitsebene vorerst in Doha bleiben", teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit.
Das Forum der Geisel-Familien kritisierte den Abzug der Unterhändler scharf. Die Mehrheit des Landes unterstütze die Freilassung aller Geiseln, auch wenn der Krieg damit beendet werde, hieß es in einer Erklärung.
Auch der Außenminister des Vermittlers Katar, Mohammed bin Abdulrahman al-Thani, hatte zuvor mitgeteilt, er sehe bei den jüngsten Gesprächen keine Fortschritte. Es gebe eine "grundlegende Lücke" zwischen den beiden Konfliktparteien. "Diese Kluft konnten wir nicht überbrücken - trotz verschiedener Vorschläge." Die Hamas besteht auf ein endgültiges Ende der Kämpfe. Israel zielt zunächst auf eine Feuerpause ab, in der die Geiseln freigelassen würden, und will danach weiterkämpfen.
Seit dem Hamas-Überfall am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln genommen wurden, geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums bislang mehr als 53.400 Menschen getötet. Die Zahlen können nicht unabhängig überprüft werden.
Quelle: ntv.de, raf/dpa/AFP
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